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Aktuell nur zehn Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche. Kritische Marke nicht überschritten.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Die Region hat bislang Glück gehabt. Die kritische Marke von 50 Neuinfektionen pro Woche pro 100.000 Einwohner wurde bislang zu keiner Zeit der Pandemie überschritten.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Über den gesamten Verlauf der Pandemie lag man im Schwarzwald-Baar-Kreis bei 230 Fällen je 100.000 Einwohner, erläuterte Gesundheitsamtsleiter Jochen Früh am Donnerstag in der telefonischen Pressekonferenz. Pro Woche seien das im Schnitt 25 pro 100.000 Einwohner – aktuell liege man sogar bei nur zehn Fällen je 100.000 Einwohner – also einem Fünftel dessen, was als kritisch betrachtet wird und mit regionalen Auflagen verbunden ist.

Wo aber stecken sich jene, die vom Coronavirus in der Region bislang infiziert wurden, bislang an? Angesichts der Mühen, die das Gesundheitsamt bei der Ermittlung der Kontaktpersonen und Rückverfolgung bis hin zu den Infektionsherden auf sich nimmt, hat Gesundheitsamtsleiter Jochen Früh ein recht konkretes Bild dazu.

Meist Zusammenhänge mit großem Ausbruch

Die Region habe eine sehr "kleinräumige Szene" – so habe es in zwei Altenheimen Ausbrüche gegeben sowie im medizinischen Bereich. "Die restlichen Einzelfälle hängen meist an einem der größeren Ausbrüche dran", erläutert Früh. Nur bei etwa einem Drittel der Infizierten habe man bislang keine Hinweise darauf gefunden, wo oder bei wem sie sich angesteckt haben und lässt daher auch keinen Rückschluss zu, wo die Risiken noch liegen könnten.

Für die Menschen in den Behindertenwerkstätten in der Region, die teilweise ganz erhebliche Vorerkrankungen haben, ist das gesundheitliche Risiko bei einer Erkrankung hoch. Seit dem 19. März sind ihre Arbeitsplätze, die Werkstätten, deshalb nun schon geschlossen. Im Zuge der Lockerungen sollen aber auch diese Menschen langsam wieder zu mehr Normalität zurückkehren können. Konkret betrifft das in der Region drei Organisationen mit Behindertenwerkstätten: Die Stiftung Liebenau, die Bruderhaus-Diakonie und die Lebenshilfe. Alle drei versuchen eine Notbetreuung mit Beschäftigung auf einem Viertel der vorhandenen Stellen auf die Beine zu stellen. Der Aufwand ist enorm – Infektionsschutzkonzepte müssen erarbeitet und mit dem Sozialamt im Landratsamt abgestimmt werden, so der Sozialamtsleiter Jan Hauser. Und zur Auswahl der Behinderten, die nun wieder arbeiten können, müssen sie eine Art Risikoabschätzung ihrer Beschäftigten vornehmen.

Viele Behinderte langsam psychisch angeschlagen

Doch Barbara Reichmann, die eine der Werkstätten für Behinderte bei der Stiftung Liebenau leitet, ist davon überzeugt, dass sich dieser Aufwand lohnt. Die zurückliegenden Wochen seien für die behinderten Menschen sehr entbehrungsreich gewesen, wie sie und ihre Kollegen bei den zweimal wöchentlich unterhaltenen Kontakten erfahren mussten. "Viele sind mittlerweile psychisch angeschlagen, weil sie keinerlei Außenkontakte mehr haben und keine Arbeit."

Für jeden wird ein Paket geschnürt

Um ihnen und letztlich auch ihren Angehörigen die Zeit erträglich zu gestalten, wurden für jeden Einzelnen Arbeits- und Lernpakete geschnürt, etwa mit Arbeitsblättern und Kreativangeboten wie Malen oder Schleifen.

Ab Montag soll der Alltag die Behinderten ein Stück weit wieder haben. In Kleingruppen sollen sie starten – auch wenn sie dann auf neue Arbeitsplätze mit viel Freiraum, Desinfektionsmittelspendern und Hygienemaßnahmen treffen. "Wir sind gespannt, wie es für die Leute wird, wenn sie in eine total veränderte Arbeitswelt kommen", blickt auch Reichmann dem wieder beginnenden Alltag erwartungsvoll entgegen.