Foto: Schwarzwälder Bote

Plötzlich kommen fast doppelt so viele zur Fieberambulanz. Entwicklung wird kritisch beobachtet.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Eine Zahl in der täglichen Corona-Statistik verwunderte am Donnerstag besonders: Am Mittwoch wurden 94 Patienten in der Fieberambulanz in der Tennishalle in Schwenningen behandelt – so viele wie noch nie. Eine Zahl, die auch dem Gesundheitsamt und der Klinik Rätsel aufgibt.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Üblich waren in den vergangenen Wochen maximal 50 Patienten in der Fieberambulanz – in der letzten Zeit wurden alle von ihnen auf das Coronavirus getestet. Jetzt aber stieg diese Zahl mit einem Mal sprunghaft an auf 94 am Mittwoch, die allesamt abgestrichen wurden. Warum mit einem Mal so viele? "Das können wir nicht nachvollziehen", gab Gesundheitsamtsleiter Jochen Früh zu – zumal die Fieberambulanz von der Kassenärztlichen Vereinigung, nicht vom Landratsamt betrieben wird.

Entwicklung wird nun kritisch beobachtet

Es sei schwierig, aus diesen Zahlen etwas herauszulesen. Nachdem zuletzt die Öffnungszeiten der Fieberambulanz wegen geringer Nachfrage gekürzt worden waren, sei das alleine aber kein Anlass, sie nun wieder auszuweiten. "94 Personen können in drei Stunden mühelos abgestrichen werden", so Früh.

Seit Anfang Ostern seien die Fallzahlen in der Region stabil geblieben. Nun aber habe man den Eindruck, dass sie wieder etwas steigen. Diese Entwicklung werde nun kritisch beobachtet, so Früh.

Und auch an anderer Stelle, dem Schwarzwald-Baar-Klinikum, blickt man mit wachsamem Auge auf die Statistik, wie der ärztliche Direktor des Schwarzwald-Baar-Klinikums Matthias Henschen mit Blick auf die plötzlich 94 Patienten in der Fieberambulanz zugab. "Wenn ich das so höre, habe ich ein bisschen Sorge – wir im Klinikum würden einen erneuten Anstieg erst verzögert mitbekommen", sagte er bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Zahlen wie diese seien es, weshalb das Klinikum vorerst nichts an der Bereitschaftsbesetzung ändere.

Parallel dazu wird, wie Pressesprecherin Sandra Adams verriet, der sonstige Betrieb im Klinikum wieder etwas hochgefahren, nachdem zuletzt viele Operationen und geplanten Eingriffe abgesagt worden waren.

Eines jedoch plagt die Mitarbeiter im Klinikum besonders: Dass viele Menschen mit anderen als corona-bedingten Beschwerden sich nicht ins Klinikum trauen oder dort viel zu spät eintreffen. Matthias Henschen hat das einmal gezielt im Bereich der Kinder und Jugendlichen mit der Diabetes Mellitus Typ 1 untersucht und schilderte einen besonders schwerwiegenden Fall: Eine 15-Jährige sei zunächst in einer Arztpraxis telefonisch vorgestellt worden, habe Antibiotika verordnet bekommen, dann aber immer schneller geatmet, erbrochen und über Oberbauchschmerzen geklagt. Dem Arzt sei das spanisch vorgekommen, er habe sich zum Hausbesuch entschlossen und das Mädchen in lebensbedrohlichem Zustand vorgefunden – mit einem Blutzuckerwert weit über 500 Milligramm je Deziliter und einem deutlich zu hohen Säurewert von 6,85. Die junge Patientin sei sofort in der Intensivstation gelandet, habe dort massiv unterstützt werden müssen, "um sie zu retten".