Die Corona-Krise hält die Wirtschaft im Würgegriff. Foto: pixabay / Montage: Druve

Nur noch 60 Infektionen im Kreis. Jetzt krankt die Wirtschaft, Situation vieler Unternehmen prekär.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Die Corona-Zahlen rücken ein Stück weit in den Hintergrund. Nur noch 60 aktive Fälle in der Region. Dafür aber steht nun die prekäre wirtschaftliche Situation für viele Unternehmer im Fokus.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Die Zahlen, die Gesundheitsamtsleiter Jochen Früh bei der wöchentlichen Pressekonferenz verkünden durfte, waren positiv – nur noch eine Neuinfektion im Vergleich zum Vortag, nur 60 aktive Fälle in der Region – eine Gesamtzahl an Corona-Fällen im Landkreis, die sich innerhalb von vier Wochen um ein Drittel verringert habe. Aufatmen darf man derzeit auch im Klinikum. Der Normalbetrieb wird wieder angestrebt, sogar am Corona-Standort Donaueschingen gingen schon zwei Nicht-Corona-Stationen mit insgesamt 60 Betten in Betrieb. Auch hier dürfen wieder Besucher empfangen werden – wenngleich von dem wieder gewährten Besuchsrecht vor allem in Donaueschingen spärlich Gebrauch gemacht werde, sagt Sandra Adams. Die Pressesprecherin des Klinikums berichtet von aktuell 16 Covid-19-Patienten, davon nur drei beatmet.

Lebenserhaltende Maßnahmen indes sind jetzt an anderer Stelle gefragt: In der Wirtschaft. "Momentan ist die Insolvenz-Erstberatung einer der Schwerpunkte in unserer Rechtsberatung", erklärt Philipp Hilsenbek. Die drei dafür bereitgestellten Telefone laufen schon jetzt bisweilen heiß.

Der Geschäftsbereichsleiter, der bei der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg den Bereich Standortpolitik verantwortet, erzählt zwar vom nächsten Soforthilfepaket, das aufgelegt wird.

Große Sorge: 26 Prozent weniger Ausbildungsplätze

Doch er weiß auch: Das alleine garantiert in diesen Zeiten keinen Fortbestand. Im Gegenteil: Eine Zeit, in der 4700 Betriebe im Kammergebiet für 72.000 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt haben, wovon 75 Prozent kleiner als zehn Mitarbeiter sind, ist selbst die Kurzarbeit nur ein vorübergehendes, maximal einjähriges Instrument.

40 Betriebe in der Region durften noch immer nicht öffnen

Überleben wird, wer nach vorne blickt. Viele tun das, erzählt Hilsenbek: 35 Prozent der Betriebe versuchten derzeit ihr Unternehmen digitaler zu organisieren, 34 Prozent versuchten es zu rationalisieren – also mit weniger Einsatz ihr Geschäft zu betreiben, und 28 Prozent entwickelten Geschäftsmodelle mit Produkten, die die Kunden vermutlich morgen kaufen.

Nicht vergessen dürfe man auch, dass es noch immer Betriebe gebe, die noch nicht öffnen dürfen – für sie erwartet die IHK nun ein konkretes Öffnungsdatum. In der Region sind das konkret: 24 Fitnessstudios, sieben Wellnessstudios, drei Theater und Konzertveranstalter, zwei Tanzstudios und fünf Kinos. Und noch etwas liegt der IHK in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg gerade arg im Magen: "Die Unternehmen stehen gerade auf der Bremse", so Philipp Hilsenbek, und das in einem Bereich, der die Wirtschaft im Südwesten empfindlich treffen kann: Die Zahl der Ausbildungsplätze sank rasant – 2019 gab es noch 26 Prozent mehr Ausbildungsverhältnisse als es sie jetzt geben soll.