Nördlich des Rheins wird von der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle der Schweiz (NAGRA) eine Atommüllanlage in der Planung weiter verfolgt. Grafik: Nagra

"Brentenhau" bei Neuhausen ist laut NAGRA ideal für Oberflächenanlage. Auf deutscher Seite steht Hegau zur Diskussion.

Schwarzwald-Baar-Kreis/Randen - Für die Atommüll-Entsorgung favorisiert die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle der Schweiz (NAGRA) weiter einen Standort auf dem Randen.

Das Gewann "Brentenhau" bei Neuhausen am Rheinfall bleibt als Standort im Gespräch für eine Oberflächenanlage, die wichtig für Bau und Betrieb eines Atommüll-Tiefenlagers ist. Laut Planung könnte dieser Standort für schwach- und mittelaktiv strahlende Atomabfälle (SMA) realisiert werden.

Die Regionalkonferenz Südranden im Kanton Schaffhausen befasste sich in einer Vollversammlung in Neuhausen mit diesem Thema. Die NAGRA präsentierte die Planungsstudie für das einzig mögliche Standortareal "Brentenhau". Damit wurden die anderen Gebiete am Randen zu den Akten gelegt. Der Ressortleiter Ingenieurwesen, Thomas Fries, stellte die 70-seitige Studie vor. Dabei wurden viele positive Faktoren aufgelistet: So liege das Gelände außerhalb der Grundwasserbereiche. Schutzgebiete würden nicht direkt tangiert, und von Wohngebieten aus wäre die Anlage mitten im Wald nicht einsehbar. Der Referent stellte auch schon erste Ideen zur Erschließung der Oberflächenanlage mittels Schienen und Straße vor. Nähere Planungen für ein Tiefenlager gibt es noch nicht.

Pläne auf deutscher Seite kaum bekannt

Ob der "Brentenhau" in der dritten Etappe des Verfahrens in der Auswahl bleibt, entscheidet der sicherheitstechnische Vergleich zwischen den noch bestehenden Standortregionen in der Schweiz am Jura-Südfuß, Ost-Jura oder Zürcher Weinland, der Ende 2014 vorliegen soll. Die Fachgruppen der Regionalkonferenz Südranden werden sich in den kommenden Wochen mit der Studie näher befassen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Auf deutscher Seite sind die Planungen auf dem "Brentenhau" kaum bekannt, obwohl das Randengebiet recht nahe zur deutschen Grenze liegt. Das Augenmerk richtete sich bisher mehr auf Benken auf der südlichen Rheinseite. Dort werden Erkundungen durchgeführt, ob in einem Tiefenlager hochradioaktive Abfälle entsorgt werden können. Auf deutscher Seite kommt der Hegau zwischen Singen und Randen immer wieder ins Gespräch für ein Atommüll-Endlager der Abfälle aus Deutschland. Die Planer sehen in den harten Granitschichten beidseits der Grenze optimale Lagervoraussetzungen. Umweltschützer wie Atomkraftgegner nehmen diese Planungen nicht ohne weiteres hin. Sie zeigen auf, wie groß die gefährliche Atommüllmenge ist.

Allein im Schweizer Atomkraftwerk Leibstadt, gegenüber von Waldshut, entsteht jährlich die Radioaktivität von etwa 1100 Hiroshimabomben. Ein Teil dieser Radioaktivität zerfällt nach relativ kurzer Zeit – bei Krypton-85 sind es 10,76 Jahre. Dagegen hat das radioaktive Gift Jod-129 eine Halbwertszeit von 17 Millionen Jahre. Das hochgiftige Plutonium hat eine Halbwertszeit von 24 000 Jahren. Wenige Mikrogramm Plutonium wirken tödlich. Pro 1000 Megawatt Leistung in einem Atomkraftwerk fallen pro Jahr bis zu 250 Kilogramm Plutonium an. Was dieser radioaktive Mix in den Endlagern alles anrichten kann, kann heute nicht gesagt werden, argumentieren die Endlager- gegner.