Ortsvorsteherin Dagmar Frenk (Bildmitte) erläuterte den Teilnehmern Wissenswertes. Foto: Lehmann Foto: Lahrer Zeitung

Ein Rundgang durch Nonnenweier macht deutlich, wo einst Juden gelebt haben

Von Jasmin Lehmann

Nonnenweier. Auf die Suche nach Spuren der jüdischen Vergangenheit in Nonnenweier haben sich zahlreiche Besucher begeben. Mit Ortsvorsteherin Dagmar Frenk und Jürgen Stude, Vorsitzender des Fördervereins ehemalige Synagoge Kippenheim, ging es auf Tour.

"Der Rundgang hat mein Interesse geweckt – zumal ich mit meiner Familie in einem Haus lebe, das einmal von Juden bewohnt war", sagte Yvonne Stark, die zum Rundgang gekommen war. Sie war eine der wenigen Teilnehmer aus Nonnenweier – viel mehr Interesse weckte der Rundgang bei Bürgern aus den umliegenden Gemeinden. "Das ist mein Thema, das interessiert mich", sagte Mechthilde Gruseck aus Kürzell, die bereits einige Rundgänge auch in anderen Gemeinden mitgemacht hat.

Bereits in der Vergangenheit hat Dagmar Frenk zwei Rundgänge angeboten, unter anderem in der Riedwoche. Da viele mitlaufen wollten, fragten die Veranstalter, ob die Interessenten in zwei Gruppen durch Nonnenweier laufen wollen. "Naai – mir halte s’Mül (Nein, wir halten den Mund)", sagte eine ältere Teilnehmerin lachend.

Während es von Frenk Informationen zu den örtlichen Begebenheiten gab, informierte Jürgen Stude über das Leben der Juden im Ort. Als Grundlage dafür diente unter anderem das Buch von Iwan Mayer – die "Jubiläumsschrift" der jüdischen Gemeinde Nonnenweier von 1927. Auch das Buch "Die jüdische Gemeinde Nonnenweier" von Elfie Labsch-Benz von 1981 gehört dazu. Das Zusammenleben der Bürger galt allerdings als schwierig, sagte Stude. "Jeder hat seine Geschichte, und jeder muss die Schuld mit sich ausmachen", sagte Frenk.

Die Synagoge war in der Schmidtenstraße in der Nähe der Arztpraxis

Die erste Station des Rundgangs war an der ehemaligen Synagoge in der Schmidtenstraße im Bereich der Arztpraxis. Um 1921 waren rund 80 Prozent der Schmidtenstraße von Juden bewohnt, erläuterte Frenk. Lange Zeit habe nichts an die jüdische Vergangenheit erinnert, bis ein Gedenkstein gegenüber der Arztpraxis aufgestellt wurde. Die Synagoge wurde in der Reichspogromnacht 1938 niedergebrannt und kurz darauf abgerissen.

Eine weitere Spur der jüdischen Vergangenheit ist das Elternhaus von Ludwig Frank in der Poststraße – auch dort machte der Rundgang halt. Außerdem erinnere der Gewannname "Judenloch" an die ehemaligen Einwohner.

2010 wurde vor dem Rathaus ein Gedenkstein errichtet – er wurde von evangelischen Pfadfindern im Rahmen des badenweiten "Ökumenischen Jugendprojekts Mahnmal" gestaltet. Der Stein erinnert an die Deportation vom 22. Oktober 1940.