Jürgen Kühn (rechts) erklärt die Aggregat-Bildung des schwerer zu bearbeitenden Gipskeupers, zur Verfügung gestellt von Ernst Schmid (links). Foto: Vögele

Hohe Nahrungsmittelpreise, Erzeugungsengpässe, Klimawandel: Ackerland scheint gerade in diesen Zeiten wichtiger denn je. Bodenkundler Jürgen Kühn plädiert nach seiner Untersuchung dafür, die Böden der Mühlbachebene nicht zu überbauen.

Sulz-Bergfelden - Beim Erntefest der Bürgerinitiative "Pro Mühlbachebene" zeigten sich die Landwirte mit dem Ernteertrag zufrieden – trotz einiger Einbußen aufgrund der Trockenheit. Dafür sorgte die gute Bodenqualität. Von ihr hatten sich die Besucher selbst ein Bild machen können. Eine rund 1,30 Meter tief ausgehobene Grube zeigte den lokalen Aufbau des mehr als 200 Millionen Jahre alten Lössbodens über dem Grundgestein.

Diese Grube war nun erneut Schauplatz von Betrachtung und Bewertung durch den Bodenkundler Jürgen Kühn aus Rottweil. Er zeigte auf, wie aus dem Ausgangsgestein Lettenkeuper durch Verwitterung der Grundboden entsteht.

Höchste Speicherkapazität für Wasser

Durch die Lockerung zerfällt laut Kühn das Gestein in seine Bestandteile. Nährstoffe werden freigesetzt. Es bilden sich Hohlräume und Poren, die als Luft- oder Wassersystem miteinander verbunden sind. In ihnen leben Bodenmikroorganismen, welche die ganzen Stoffumsetzungsprozesse leisten.

Während der letzten Eiszeit wurde dieser Grundboden mit Löss aus dem Rheintal überweht. Ein Bestandteil des Lösses ist der Schluff, der sich auf dem Lettenkeuper abgelagert hat. Mit dem höchsten Anteil an Poren, besitzt er die höchste Speicherkapazität für pflanzenverfügbares Wasser. Zum Teil ist dieser Löss durch die Bodenbildung umgelagert und zu Lösslehm geworden.

Gute Durchlässigkeit des Bodens

Die homogenen braun-gelben Böden auf der Mühlbachebene haben sich also vor allem aus Löss und Lösslehm gebildet, sind mit ein bis zwei Metern tiefgründig und günstig für die Wasser- und Nährstoffversorgung von Ackerpflanzen.

Ein Quadratmeter kann bis zu 300 Liter Wasser speichern. Ein heftiger Regenguss demonstrierte anschaulich die gute Durchlässigkeit des Bodens, der danach an der Oberfläche kaum nass und gut begehbar war.

Auf einer geologischen Karte zeigte Kühn die Zone des Lettenkeupers und die Lössablagerungen. Eine Bodenkarte von Baden-Württemberg weist die Böden der Mühlbachebene als die besten des Landkreises Rottweil aus, die auch mit zu den besten Böden von Baden-Württemberg und Deutschland mit dem höchsten Nutzungspotenzial für den Ackerbau gehören.

Weizen kann aus der Tiefe Wasser holen

Sie haben einen hohen Schluff- und Lehmanteil, wenig bis keinen Sand oder Steine, sind tiefgründig und haben einen guten pH-Wert, wie Kühn mit einem chemischen Indikator vor Ort anzeigte. Zudem haben sie ein hohes bis sehr hohes Wasserspeichervermögen, sind gut bearbeitbar und liegen in einer Ebene.

Der Fachmann wies noch auf die Rolle der Regenwürmer hin, erklärte die verschiedenen Bodenfarben und machte auf die feine Bewurzelung in noch einem Meter Tiefe aufmerksam. Weizen könne sich zum Beispiel noch aus ein bis zwei Metern Tiefe Wasser holen.

Böden für die Ackernutzung bewahren

Ernst Schmid hatte aus einer Ackerfläche in Richtung Renfrizhausen noch schwarze Bodenbrocken von Gipskeuper parat. Anschaulicher konnte die Qualität zwischen den beiden Bodenarten kaum verdeutlicht werden. Kühn zeigte die Aggregat-Bildung durch Quellung und Schrumpfung. Der höhere Tongehalt führe zu einem starken Wechsel zwischen nass und trocken. Ein Quadratmeter speichere hier nur bis zu 60 Liter Wasser. Für den Landwirt bedeute so ein "Minutenboden" ein Drittel mehr Aufwand und ein Drittel weniger Ertrag.

Zusammenfassend plädierte Kühn dafür, die Böden der Mühlbachebene unbedingt für die Ackernutzung zu bewahren und nicht zu überbauen. Dies gelte umso mehr in den aktuellen Zeiten.