Schulkinder in Deutschland leiden zunehmend unter psychosomatischen Beschwerden. Foto: dpa/Annette Riedl

Kopfschmerzen, Gereiztheit, Einschlafprobleme: Derartige Beschwerden sind einer Studie zufolge zunehmend bei Schulkindern verbreitet. Vermutet werden auch Effekte durch Krisen wie die Corona-Pandemie.

Bei Schulkindern in Deutschland haben Beschwerden wie Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen, Einschlafprobleme und Niedergeschlagenheit über die Jahre stark zugenommen. Das ist ein Ergebnis der Studie „Health Behaviour in School-aged Children„(HBSC), die am Montag (4. März) veröffentlicht worden ist.

„Etwa die Hälfte der Mädchen und ein Drittel der Jungen berichten multiple psychosomatische Gesundheitsbeschwerden, mit einem deutlichen Anstieg im zeitlichen Verlauf“, berichtet ein Forscherteam im Fachblatt „Journal of Health Monitoring“. Dafür wurden seit dem Schuljahr 2009/10 alle vier Jahre Elf- bis 15-Jährige befragt. Insgesamt füllten rund 22 000 Kinder und Jugendliche Fragebögen aus, davon rund 6500 bei der jüngsten Erhebung 2022.

Welche gesundheitlichen Probleme belasten Schulkinder?

Als Teilgebiet der Medizin beschäftigt sich die Psychosomatik mit den Wechselwirkungen zwischen der Seele (Psyche) und dem Körper (Soma), wobei auch soziale Faktoren mitberücksichtigt werden. Häufige psychosomatische Symptome sind:

  • ständige Erschöpfung und Müdigkeit
  • Schmerzen
  • Magen-Darm- und Verdauungsbeschwerden
  • Herz-Kreislaufsystem-Probleme
  • hoher Blutdruck
  • Herzstolpern (Auftreten von Extraschlägen des Herzens)
  • psychische Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen.

Konkret gefragt wurden die Kinder, wie häufig sie in den vergangenen sechs Monaten zum Beispiel Kopf-, Bauch- oder Rückenschmerzen hatten. Auch Niedergeschlagenheit, Nervosität oder Einschlafprobleme wurden abgefragt.

Kontinuierlicher Anstieg der Fallzahlen

Insgesamt wurde im Rahmen der Studie ein kontinuierlicher Anstieg vielfältiger psychosomatischer Beschwerden beobachtet, zu denen etwa Bauch- oder Kopfschmerzen, Einschlafproblemen oder Gereiztheit gehören können. Einen deutlichen Sprung gebe es aber zwischen 2017/18 und 2022, berichtet das Team um Franziska Reiß und Steven Behn vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE).

„Das könnte u. a. auf die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zurückgeführt werden“, heißt es in der Studie. Mit Blick auf weitere Untersuchungen wird zudem festgehalten, dass sich viele Jugendliche in Deutschland auch durch die Klima- und Energiekrisen sowie den Ukraine-Krieg belastet fühlten.

Hier können Sie die komplette HBSC-Studie lesen.

Negative Bewertungen nehmen zu

Fragten die Forschenden die Kinder und Jugendlichen 2022 aber direkt nach ihrer Gesundheit, so ergaben sich beim Großteil gute Werte und eine hohe Lebenszufriedenheit. Allerdings gibt es auch hier Einschnitte: Der Anteil derjenigen mit eher schlechter subjektiver Gesundheit und einer niedrigen Lebenszufriedenheit sei im Vergleich zur Welle 2017/18 deutlich angestiegen.

Die HBSC-Studie wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützt, in Deutschland befasst sich ein Studienverbund an mehreren Standorten damit. Es geht jeweils um verschiedene Aspekte, etwa körperliche Aktivität und Mobbing.

Wachsende soziale und gesundheitliche Ungleichheit

International wurden erste Befragungen bereits in den 1980ern durchgeführt. Inzwischen sind mehr als 50 Länder in Europa sowie Nordamerika und über 450 Forschende beteiligt. Es sei eine der größten Studien zur Kinder- und Jugendgesundheit weltweit, heißt es im „Journal of Health Monitoring“.

In einem Editorial werden als Herausforderungen der heutigen Zeit unter anderem die belastete mentale Gesundheit, der Umgang mit Krisen, der Einfluss sozialer Medien, der Klimawandel sowie die steigende soziale und gesundheitliche Ungleichheit genannt.