Diese Luftfilteranlagen in Klassenzimmern wird es in Loßburg nicht geben. Dafür aber CO2-Messgeräte. Foto: © jomkwan7 – adobe.stock.com

Die Corona- Gefahr ist noch nicht gebannt. Die Delta-Variante breitet sich weiter aus und die Urlauber sind inzwischen aus den Sommerferien zurück. Die Gemeinde Loßburg dachte daher über weitere Sicherheitsvorkehrungen in den Schulen nach. Luftfilter in Klassenzimmern soll es aber keine geben.

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Loßburg - "Es war in allen Medien", sagt Bürgermeister Christoph Enderle in der Sitzung. "Bund und Land fördern Luftfilteranlagen in Schulen. Was dabei aber meistens unterschlagen wurde ist, was genau da eigentlich gefördert wird."

Seit Juni können Kommunen beim Bund Anträge für den Neueinbau von raumlufttechnischen Anlagen in Kindertageseinrichtungen, Horten, Kindertagespflegestellen und Schulen stellen. Antrag stellen und Förderung abholen – so einfach sei das aber gar nicht, betont der Bürgermeister. Das Umweltbundesamt teilt Schulräume aus innenraumhygienischer Sicht in drei Kategorien ein: Räume mit guter Lüftungsmöglichkeit, Räume mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit und nicht zu belüftende Räume. Der Bund fördere nur Filteranlagen in Räumen der letzten beiden Kategorien.

Nutzen der Geräte nicht erwiesen

Ähnlich sieht es beim Landes-Förderprogramm aus. Das Land trägt 50 Prozent der Anschaffungskosten für jedes mobile Raumluftfiltergerät oder für CO2-Sensoren, maximal aber 2500 Euro pro Gerät. Gefördert werden aber auch hier priorisiert Schulen- oder Kindergarten mit Räumen, die nicht oder eingeschränkt belüftbar sind.

Der Bauhof hat sich die Schulhäuser in Loßburg angeschaut und festgestellt, dass sie alle in die Kategorie: gut belüftbare Räume fallen, so der Bürgermeister. "Wir kriegen als erst einmal keinen Zuschuss. Wir könnten uns bis Dezember zwar um eine Förderung bewerben", erklärt Enderle. Dann werden nach dem Windhundprinzip die restlichen Mittel aus dem Landesfördertopf an Schulen verteilt, die noch keine Luftfilter haben – und dann haben auch Schulen mit gut belüftbaren Räumen eine Chance, sofern die Schüler jünger als zwölf sind. "Angesichts der Menge an Anträgen, die dort wohl eingehen wird, ist es mehr als unwahrscheinlich, dass wir berücksichtigt werden." Eine verpflichtende Regelung für Luftfilteranlagen in Schulen gebe es nicht. "Es gibt gar nicht so viele Geräte auf dem Markt, dass jede Schule welche kriegen könnte", verdeutlicht der Schultes. Er schlägt vor, von der Beschaffung der Geräte abzusehen.

"Wir haben uns wirklich kundig gemacht, und es soll nicht der Eindruck entstehen, dass wir auf Kosten der Kinder etwas aussetzen", verdeutlicht der Bürgermeister. Lüften sei nachweislich immer noch das wirksamste Mittel gegen die Viren. Ein Raumluftfilter könne das nicht ersetzen. Außerdem sei die Herausforderung, zu bewerten, welches Gerät das wichtigste ist. Es gebe welche mit Aktivkohlefiltern oder mit elektrostatischen Filtern, dann gebe es welche, die mit Luftbehandlung durch Ozon, Plasma oder Ionisation arbeiten, oder auch solche, bei denen die Luft mit UV-C-Technik behandelt wird. Die seien wegen der UV-Strahlung umstritten, andere wegen der Lautstärke und wieder andere wegen zu geringer Wirkung. "Der Nutzen ist eben einfach nicht erwiesen", fasst Enderle es zusammen. "Aber es ist auch nicht verkehrt, wenn wir darum herum kommen, weil die Bedingungen schon gut sind." Wenn alle Schulen ausgestattet werden, sei man schnell bei 90 000 Euro, die auch an anderer Stelle gut eingesetzt wären. "Und ohne Not alle Klassenzimmern mit solchen Geräten ausstatten, ich weiß nicht", meint er.

Selbst gebaute CO2-Ampeln bevorzugt

Schulleiter Thomas Gisonni meldet sich aus den Reihen der Gemeinderäte zu Wort. "Wenn wir keine Förderung bekommen, kann ich mit dem, was wir in Loßburg haben, auch leben", so der Direktor der Gemeinschaftsschule. "Die Luftfiltergeräte sind auch umstritten. Wenn sie nicht richtig gewartet werden, können sie auch das Gegenteil von dem machen, was sie machen sollen." Die Gemeinschaftsschule sei da mit etwas sichererem ausgestattet: Mit selbst gebauten CO2-Sensoren. Die haben Schüler einer Begabten-Gruppe in einem Kooperationsprojekt mit der Firma Arburg gebaut (wir berichteten).

"Da muss ich die Schüler loben, von denen einige schon fertig waren mit der Schule und die trotzdem in den Sommerferien noch da gesessen sind und die Geräte gebaut haben, damit wir genügend haben", sagt Gisonni. Auch in der Nachbarschaftsgrundschule Betzweiler-Wälde sind nun Geräte vorhanden. Der Projektbetreuer von Arburg sei auch bereit, weitere CO2-Ampeln für die Grundschulen Lombach und die Kindertageseinrichtungen zu bauen. "Und dafür müssen wir keinen Förderantrag stellen", fügt der Bürgermeister hinzu.

Vor diesem Hintergrund spricht sich das Gremium einstimmig dafür aus, ohne Raumluftfilter ins neue Schuljahr zu starten. Die Gemeinde sieht sich auch ohne diese gut für den Herbst gerüstet.