Die Hauser-Grafik am Haus Marienberg in Sulgen. Foto: Haaser

Viele unbekannte Werke im Stadtgebiet zu sehen. Aufmerksamer Blick lohnt.

Schramberg - Die Stadt hat vor Jahren in einer Dokumentation "Kunstweg Erich Hauser Bildhauer 1930 – 2004" den Künstler vorgestellt und einige seiner Früh- und Spätwerke präsentiert.

Es sind Arbeiten aus seiner Schramberger Zeit (1952-1959), die der Öffentlichkeit meist bekannt sind. In der Berichtsserie werden Werke vorgestellt, die unbekannt und vergessen sind, oder dem Kunstschaffen Hausers gar nicht zugeordnet werden.

Dazu zählt die Grafik am Haus Marienberg in Sulgen. Das Haus hat eine wechselvolle Geschichte. Heute sind dort Außengruppen des Kindergarten Wittum und eine Wohngruppe der Stiftung St. Franziskus untergebracht. Zur Grafik schreibt dazu Hubert Haas, selbst jahrelang im Kirchengemeinderat der St. Laurentius-Kirche in Sulgen und im Stadtrat: "In der Zeit um 1956 beauftragte der damalige Pfarrer Josef Schwerdtle Bildhauer Erich Hauser mit einer Grafik am Haus, als Hilfe für Reisende und Wanderer, darstellend die Biblische Geschichte aus dem Buch Tobit im alten Testament.

Der gottgläubige, erblindete Vater Tobit schickte seinen Sohn Tobias von Ninive in die Stadt Rages in Medien auf eine gefährliche Reise, um dort ihm gehörende zehn Talente Silber abzuholen und auch die Tochter eines Verwandten zur Frau zu bekommen. Dafür brauchte er einen Wegbegleiter, den er, ohne es zu wissen, im Erzengel Raphael fand.

Dieser führte ihn wundervoll und vermittelte ihm außer der Gattin dazuhin die Galle von einem Fisch, die auf die Augen des Vaters gestrichen, diesen wieder sehend machte. Grafik und Geschichte passen auch heute gut zum Haus Marienberg, weil dort Sehbehinderte eine neue Heimat gefunden haben".

Grafik in Schramberger Berneckstraße

Eine weitere Grafik begegnet aufmerksamen Beobachtern in der Schramberger Berneckstraße. Stadtführer Hans Haaser schreibt dazu: "Am Eingang zur früheren Druckerei Straub in der Berneckstraße ist dank Jutta Ruf ein Wandgemälde von Erich Hauser wieder ans Tageslicht gebracht worden. Der frühere Besitzer der Druckerei, Gebhard Straub, war ein Förderer des jungen Erich Hauser und dieser hat den Eingangsbereich mit einem Bild versehen. Als Straub verstorben war, bestand Hauser darauf, dass diese Grafik zugeputzt wurde. Mit der Renovierung 2017 kam es wieder zum Vorschein".

In beeindruckender Weise findet sich auch Hausers Grafik in seinem Gesamtkunstwerk der St. Maria-Kirche wieder (1993/94). Hier sind es die herrlich gestalteten Chorfenster aus weißem Industrieglas. Aus der Dokumentation "Chronik der Pfarrkirche St. Maria zu Schramberg" ist zu entnehmen: "Das Wiedereröffnen der Chorfenster war mit der tiefgreifendste Renovationseinschnitt. Er hatte die Entfernung des damals vorhandenen Baldachins und damit völlig veränderte Lichtverhältnisse zur Folge".

Isabel Grüner beschreibt in einer bebilderten Dokumentation die durch den Lichteinfall erreichte farbliche Nuancierung in verschiedene Grautönen und sagt: "Das stimmige Zusammenspiel von Plastik und Fenstergestaltung, welches den Blick des Kirchenbesuchers nach oben in die weite Höhe des Kirchenraumes richtet, verbindet das Irdische mit dem Himmlischen". Interessant erscheinen auch die jeweils sieben Enden der Linienführungen, denn die Zahl "7" hat in der katholischen Kirche eine besondere biblische Bedeutung.

Der nächste und letzte Bericht befasst sich zunächst mit interessanten, oft unerkannten Details Hausers sakralem Gesamtkunstwerks in der St. Maria Kirche, der Höhepunkt seines künstlerischen Wirkens in Schramberg. Es folgt dann noch die vor seinem Tode letzte, unmittelbar mit Schramberg zusammenhängende, Arbeit.

Die Stadt Schramberg hatte einen Stadtrundgang mit Arnhold Budick und Hans Haaser zu den Werken des Künstlers Erich Hauser anlässlich dessen 90. Geburtstags am 15. Dezember geplant. Corona-bedingt musste die Veranstaltung abgesagt werden. Unsere Zeitung wird in den kommenden Wochen in loser Serie den Rundgang bildlich und textlich nachholen.