Zivi Florian Rümenapp kam regelmäßig bei Malerarbeiten zum Einsatz, so etwa beim Streichen des Gartenhäuschens zusammen mit seiner Gruppe Magdalena. Foto: Stiftung

Zivildienstleistender berichtet über seine Erfahrungen bei der Stiftung. Tatsächlich etwas fürs Leben gelernt.

Schramberg-Heiligenbronn - Wehrpflicht passé, Zivildienst ade. Ein ehemaliger Zivildienstleistender der Gruppe Magdalena bei der Stiftung St. Franziskus erzählt von einer Erfahrung fürs Leben, die es für viele junge Menschen so nicht mehr geben könnte."Vor drei Jahren, als ich noch nicht mal an meine Abiturprüfungen dachte, sagte mein großer Bruder zu mir: ›Freu’ dich auf deinen Zivildienst. Da lernst du was für’s Leben.‹ Von da an freute ich mich auf die Zivizeit, denn es bedeutete für mich: Mein erstes regelmäßiges Einkommen, ein gewisser Luxusstandard, den ich als Schüler nie hatte und das Ende der mir endlos scheinenden Schulzeit.

An meinem ersten Tag als Zivildienstleistender in der Gruppe Magdalena in Heiligenbronn erhielt ich sogleich meinen ersten großen Auftrag: Büro ausräumen und streichen. Das Resultat meiner Arbeit gefiel den beiden Erzieherinnen der Gruppe so gut, dass ich die kommenden Monate sieben weitere Zimmer und einen Kellerraum streichen durfte.

Regelmäßig wurde ich dabei von den Erzieherinnen mit Süßigkeiten und anderen Leckereien verwöhnt und gelobt. Dennoch war es für mich ein großes Glück, als ich den letzten Pinselstrich erledigte. Aufgrund dieser Erfahrung kann ich mir nun die Malerkosten für meine zukünftige Wohnung ersparen.

Ich war aber nicht nur als Maler angestellt. Ich erledigte unter anderem den Einkauf und andere Fahrdienste. Ich begleitete Bewohner zum Beispiel zum Arzt, oder aber chauffierte meinen Vorgesetzten, weil dieser wegen erneuter Geschwindigkeitsüberschreitung (die wohl nicht unerheblich war) den Führerschein für vier Wochen abgeben musste. Meine weitere Hauptaufgabe war es, den Azubis der Gruppe Nachhilfe zu geben. Dabei lernte ich vom angehenden Bäckerfachwerker Johannes Begriffe wie Teigverlust und Backausbeute und zusammen mit Martina, die eine Ausbildung zur Gartenbaufachwerkerin absolviert, lernte ich Dutzende botanische Namen.

Die Höhepunkte meiner Zivizeit waren, wenn es Lernfortschritte zu vermerken gab, der monatliche Ausflug mit den Bewohnern ins Aquasol (welch ein Privileg, während seiner Dienstzeit ins Schwimmbad zu gehen) und der Heiligenbronner Wustsalat, den es alle drei Wochen zum Vesper gab. Zusammen mit Martina freute ich mich jedes Mal darauf (›Hey Florian, weißt du, was es in zwei Wochen wieder zu essen gibt?‹ ›Wurstsalat? Super!‹).

Der neueste Auftrag war es, das Gartenhäuschen zu streichen, das die Gruppe Michael wiederaufgebaut hatte. Dies ging aber schnell über die Bühne, weil jeder der Gruppe Magdalena einen Pinsel in die Hand nahm.

Es war ein schönes, ereignisreiches Jahr für mich und ein toller Start in das Berufsleben. Ich kann nun Freunde mit Ausdrücken wie "Helianthus annuus" (botanisch für Sonnenblume) beeindrucken, aber auch Verantwortung übernehmen – und ich habe, wie mein Bruder es mir prophezeite, tatsächlich etwas fürs Leben gelernt."