Die ersten Zelte des Circus Rudolf Busch stehen, für die Tiere wurde am Dienstag auch Streu unterm Zeltdach auf der Wiese ausgebracht. Foto: Wegner

Vorsitzender Di Simio: Lebenslanges Leiden für einen kurzen Augenblick der Unterhaltung.

Schramberg-Sulgen - Dass Wetter hätte nicht widriger sein können, Regen und Schneeschauer begleiteten den Aufbau des bei seinem Gastspiel in Balingen in die Schlagzeilen geratenen Circus Rudolf Busch auf dem Wittumgelände in Schramberg-Sulgen. In Balingen war nach einer Vorstellung ein Kamel gestorben.

Über 1000 Online-Petitenten forderten darauf hin die Stadt Schramberg auf, die Zusage für das Gastspiel in Sulgen zurückzuziehen – hier sah die Stadt allerdings keine rechtliche Handhabe. Und ebenfalls auch nicht darin, dass mehr als die 20 erlaubten Ankündigungsplakate für die Auftritte von Donnerstag bis Sonntag aufgehängt sind und somit nicht alle den erforderlichen roten Aufkleber der Stadt tragen. Hier denkt die Stadt daran, den Zirkus aufzufordern, diese abzuhängen.

Generell gegen Auftritte von Tieren in einem Circus wendet sich auch Claudio Di Simio, der Vorsitzende des Tierschutzvereins Schramberg und Umgebung.

"Für einen kurzen Augenblick der Unterhaltung leiden Zirkustiere ein Leben lang", schreibt er und fordert ein Verbot von Wildtieren im Zirkus. Wildtiere gehörten nicht in die Zirkusmanege, denn sie stellten besonders hohe Ansprüche an ihre Haltung und Unterbringung. In einem Zirkusunternehmen sei eine verantwortbare Haltung von Wildtieren grundsätzlich nicht möglich. Die Tiere litten unter den andauernden Ortswechseln und müssten viel Zeit im Transportwagen verbringen. Häufig stehe dem Zirkus am Aufenthaltsort gar nicht die notwendige Fläche zur Verfügung, um den Tieren geeignete Gehege zu bieten.

"Die tiergerechte Haltung lässt sich nicht nur an der Quadratmeterzahl festmachen, sondern auch daran, wie viel Beschäftigungsmöglichkeit und Abwechslung vorhanden ist" beklagt Di Simio, die fast immer mangelhafte Strukturierung der Gehege. Darüber hinaus seien die Haltungsvorgaben für Tiere im Zirkus erschreckend gering, so dass auch die Veterinärbehörden keine strengeren Anforderungen vorschreiben könnten. Sie orientierten sich an den Zirkusleitlinien aus dem Jahr 2000, die den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht entsprächen. Hinzu komme, dass viele Amtsveterinäre nicht auf die im Zirkus vertretenen Wildtierarten spezialisiert seien und sich daher schwer täten, mögliche Leiden dieser Tiere zu erkennen. "Die einzige Abwechslung vom Alltag ist das Training und die Aufführung in der Manege.

Doch gerade da werden von den Tieren Verhaltensweisen abverlangt, die in keiner Weise ihren natürlichen Bedürfnissen entsprechen, oft sogar ihnen diametral gegenüberstehen oder den Bewegungsapparat der Tiere unnatürlich belasten" widerlegt Di Simio ein Argument der Zirkusleute.

"Kein Elefant würde freiwillig einen Kopfstand machen, kein Pferd einen Tiger auf seinem Rücken dulden oder ein Bär auf einem Roller fahren." Für einen kurzen Augenblick der Unterhaltung, litten Zirkustiere ein Leben lang. Ein Zirkus ohne Tiere würde breite Akzeptanz in der Bevölkerung finden und wieder das sein, was er seit Jahrhunderten gewesen: ein Ort der Magie und der Freude für alle.

Der Tierschutzverein setzt dabei vor allem auf Aufklärung und möchte über den Zeitraum des Gastspiels des Circus Busch vor Ort präsent sein um die Menschen über das Thema zu informieren.