Die Tagesmütter des Tagesmütter- und Elternvereins dürfen derzeit nicht arbeiten.Symbolfoto: © Oksana Kuzmina – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Kinderbetreuung: Zwangspause zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt / Verhaltensregeln sind so streng wie noch nie zuvor

Schramberg. Bereits seit 14 Jahren bildet der Tagesmütter- und Elternverein in Schramberg Frauen und mittlerweile auch immer mehr Männer zu Tageseltern aus. Wir haben der Vereinsvorsitzenden Anneliese Bendigkeit Fragen gestellt, wie die aktuelle Coronavirus-Krise auch die Ausbildungskurse des Vereins sowie die Arbeit der Tagesmütter beeinträchtigt.

Frau Bendigkeit, welche Auswirkungen haben die Einschränkungen durch den Coronavirus auf den Tagesmütterkurs?

Eigentlich wollten wir am 13. März starten. Wir mussten alles zurückstellen. Der Kurs wurde verschoben, bis die Einschränkungen für das öffentliche Leben und die Ausbildungsstätten wieder aufgehoben sind. Für die Teilnehmerinnen, die Frauen, und auch für uns ist das eine Katastrophe, denn jetzt verschiebt sich alles. Wir brauchen dringend Tagesmütter, deshalb wollten wir so schnell wie möglich mit dem Kurs anfangen. 18 Frauen hatten sich gemeldet und wollten die Ausbildung machen.

Können die Tagesmütter, die den Kurs schon abgeschlossen haben, noch arbeiten?

Leider dürfen sie nicht arbeiten. Ich verstehe das zwar nicht so ganz, weil eigentlich nur zwei oder drei Kinder in einer kleinen Gruppe zu betreuen sind. Das sind ja keine großen Gruppen wie im Kindergarten. Aber vom Landesverband ist das so beschlossen worden. In der Folge sind die Tagesmütter praktisch jetzt auch arbeitslos.

Und was machen die Eltern von den bislang durch die Tagesmütter betreuten Kindern?

Das ist natürlich ein Drama. Die müssen zu Hause bleiben oder versuchen, wenn sie nicht alleinerziehend sind, sich mit dem Partner so abzuwechseln, dass die Betreuung zu Hause funktioniert. Schlimm ist es natürlich für diejenigen, die in Ausbildung sind oder alleinerziehend sind, für die tut es mir besonders leid, dass man es nicht hat anders regeln können.

Sie haben frühere große Grippeepidemien in Deutschland als Krankenschwester im Dienst erlebt. Gab es damals auch Einschränkungen des Lebens? Verhaltensregeln?

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es so strenge Verhaltensregeln wie heute gab. Es war nicht so eine verrückte Zeit wie heute, dass man unbedingt Party feiern muss. Es war alles ruhiger. Jeder war einsichtiger, auch die Jugendlichen.

Reichen aus Ihrer Sicht die jetzt getroffenen Maßnahmen aus?

Ich finde die Regeln gut, wenn sich jeder an das hält, was Angela Merkel gesagt hat, an Hände waschen und Abstand halten, nicht als Gruppe draußen sein, auch die jungen Leute, dann kriegen wir das irgendwie in den Griff. Aber wenn man feststellt, dass die Leute trotzdem machen, was sie wollen, auch die Jugendlichen, was ich bedaure, dass sie also die Notwendigkeit nicht einsehen, dann würde ich zu noch strengeren Maßnahmen greifen.

Also auch strengere Ausgehverbote?

Ja, denn wir kriegen das sonst nicht in den Griff.

Was löst der Kampf der Ärzte und Pflegekräfte in Italien und Spanien bei Ihnen als Krankenschwester aus?

Ich würde am liebsten sofort mithelfen, wenn ich jünger wäre und noch könnte, da wird jede Hand gebraucht. Was meine Kolleginnen und Kollegen da Übermenschliches und Unbezahlbares leisten, kann sich keiner vorstellen, der nicht irgendwie in dem Bereich arbeitet. Wir können ihnen nur danken und noch mal danken.

Und diejenigen, die jetzt dort entscheiden müssen, wer an die knappen Beatmungsgeräte kommt und wer sterben muss, und wie vermittle ich das der Familie des Kranken, das ist das Schlimmste, was man entscheiden muss. So etwas wird diese Leute bis ans Ende ihres Lebens prägen, so etwas kriegt man nie wieder los. Tragisch ist auch der generelle Mangel an Krankenhausplätzen. Falls es bei uns eng werden sollte: Es ist schade, dass mein Vorschlag nicht umgesetzt wurde, die Heizung im Schramberger Krankenhausgebäude auf kleinster Flamme weiter laufen zu lassen. Und es ist auch schade, dass man den Vandalismus mutmaßlich durch Jugendliche im Gebäude nicht konsequenter verhindern konnte. Sonst hätte man, wenn es in den nächsten Monaten eng werden sollte, aus einem oder zwei Stockwerken bei vertretbarem Aufwand noch was machen können. Aber das ist jetzt leider nicht mehr möglich.

Wie gehen Sie selbst mit der Situation um?

Ich darf gar nicht mehr selbst einkaufen gehen. Meine Söhne Achim und Heiko und auch die Schwiegertöchter kümmern sich um mich und meinen Mann. Wenn ich rausgehe, dann gehe ich alleine oder nur mit meinem Mann. Ich kann mich auch im Garten und auf der Terrasse aufhalten. Was ich machen muss: Einige Male am Tag mit dem Hund rausgehen, da gehe ich in den Wald. Dort treffe ich keine Menschen.

Eine ganz tolle Sache finde ich die Initiativen von ehrenamtlichen Helfern in Schramberg, die sich bereit erklären, ihren älteren Mitbürgern zum Beispiel beim Einkauf oder Arztbesuch zu helfen. Danke an Euch alle! 

Auch in der aktuellen Situation bleibt der Tagesmütter- und Elternverein erreichbar und bietet bis auf Weiteres ausschließlich telefonische Sprechstunden unter 0171/ 8 00 71 50 an.