Auch der ehemalige Kalkhof wurde mit Strom aus Tennenbronn versorgt. Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Stromversorgung in Tennenbronn bis in die 1960er-Jahre schwach / Letztes Haus im Eichbach angeschlossen

Wie der Strom in die Häuser in Tennenbronn kam, haben Alfred Moosmann und Maria Fleig kürzlich bei ihren Vorträgen für das Heimathaus im katholischen Pfarrsaal berichtet.

Schramberg-Tennenbronn. Mit einem Lichterfest wurde vor genau 100 Jahren der Abschluss der Arbeiten zur Stromversorgung in Tennenbronn gefeiert.

Mit dem Aufbau eines eigenen Stromnetzes im Dorf erfüllte die Gemeinde Tennenbronn um 1920 den Ruf ihrer Einwohner "Es werde Licht" – wenigstens für die Bürger, die im Dorf an der Hauptstraße wohnten. Für die verstreut liegenden Höfe kam die Erleuchtung durch Glühbirnen erst viel später, berichtete Alfred Moosmann.

Eigentümer zahlen auch mit Holz oder Weizen

Aber auch wenn die Freileitung durch die Täler und über die Höhen zum Hof führte, war es nicht immer hell in den Stuben am Gersbach oder auf der Altenburg. Die Stromversorgung über lange Leitungen war anfällig, wenn die ersten Maschinen und Herde bei den Nachbarn gleichzeitig angeschaltet wurden.

Die Gemeinde baute mit ihrem Stromwart Willy Dertmann ihr eigenes Stromnetz auf und kaufte vom Kraftwerk Laufenburg in der Schweiz den Strom in "Fränkli", den sie an ihre Bewohner in Reichsmark weiterverkaufte. Wegen der hohen Stromverluste durch das große Leitungsnetz war das kein sehr gutes Geschäft. Hauseigentümer mussten den Anschluss und Trafostationen selbst bezahlen, oft in Naturalien wie Holz oder Weizen.

Durch neue Maschinen und Werkzeuge auf den Höfen, bei Handwerkern und Mühlen stieg der Strombedarf ständig, so dass Laufenburg die Hochspannungsleitung 1932 von der Gemeinde übernahm. Die hatte immer noch mehr als 42 Kilometer Niederspannungsleitungen an ihre Höfe, Sägewerk und Mühlen zu versorgen, die teilweise mit Dieselmotoren ihren Strombedarf abdeckten.

Um 1940 war der Ausbau dringlich wegen der Rüstungsbetriebe, aber zugleich mussten Kupferleitungen abgebaut und durch Eisenleitungen ersetzt werden, die aber anfälliger waren.

1957 nur noch vier Häuser ohne Strom

Ab 1949 begann wieder ein schneller Ausbau des Netzes, so dass 1957 nur fünf Haushalte im Außenbereich ohne Strom waren. Erst 1985 wurde am Eichbach das letzte Haus an die Stromversorgung angeschlossen. Die schwache Stromversorgung mit vielen Störungen wurde in den 1960er-Jahren sichtbar bei flimmernden Fernsehgeräten, wenn bei einem Nachbar zugleich der Backofen eingeschaltet wurde.

Das veraltete Netz mit 68 Kilometern Freileitungen bei 950 Anschlüssen wurde 1969 vom Kraftwerk Laufenburg übernommen und dann innerhalb von zwei Jahren erneuert.

40 Jahre später übernahmen die Stadtwerke Schramberg das Netz und sichern seither die Stromversorgung über eine Ringleitung. Mit der Energiewende wird es notwendig, von der zentralisierten Stromversorgung zu einer Energiegewinnung in der Region zu wechseln, wie das in ersten Gemeinden auch im Schwarzwald bereits gelingt.