Das Schramberger Stadtwappen (Mitte) wird umrahmt von der St. Georgener und der Schramberger Tracht. Das historische Foto zeigt den Bauherrn Friedrich Breitling.Foto rechts: Stadtarchiv Foto: Schwarzwälder Bote

Stadtentwicklung: Bemalung machte es schon im Baujahr 1895 zu einem "Baden-Württemberg-Haus"

Der Museums- und Geschichtsverein Schramberg setzt sich für die Restaurierung der historischen Bemalung eines im 19. Jahrhundert erstellten Gebäudes in der Oberndorfer Straße ein.

Schramberg. Als weithin einmaliges "Baden-Württemberg-Haus" hat Stadtarchivar und Stadtmuseumsleiter Carsten Kohlmann das Gebäude in der Oberndorfer Straße mit der Hausnummer 27 in einer kleinen, unserer Zeitung vorliegenden Ausarbeitung für den Museums- und Geschichtsverein getauft. Seit vielen Jahren ein "denkmalpflegerisches Sorgenkind in unserer Heimatstadt" für Kohlmann, der bei Führungen und Vorträgen regelmäßig auf dessen wertvolle, aber stark verwitterte Bemalung über den Fenstern und unterhalb des Daches (Traufgesims) hinweist.

"Die Bemalung des Gebäudes ist bemerkenswert – die Trachten aus der badischen und württembergischen Umgebung zeigen eindrucksvoll, wie sehr sich die damalige Bürgerschaft bewusst als zentrale Schwarzwaldstadt empfunden hat. Von überörtlicher Bedeutung sind das einander zugeneigte badische und württembergische Wappen am Südgiebel – über ein halbes Jahrhundert vor der Gründung des späteren Südweststaates ein herausragend frühes Bekenntnis zu unserem heutigen Land Baden-Württemberg", hebt Kohlmann hervor. In späteren Jahren hatte die Metzgerei Hezel im Anbau ihr Ladengeschäft.

Gebaut wurde das Gebäude 1895 vom dem Geometer und Wasserbautechniker Friedrich Breitling (1852 bis 1936). Breitling stammte aus Gechingen bei Calw und arbeitete ab 1877 als Stadtbaumeister in Schramberg. Ein Nachruf würdigte ihn 1936 als "eines der bekanntesten und ältesten Glieder der evangelischen Gemeinde". Vielleicht nicht zufällig hatte er sich einen Bauplatz gegenüber der 1874 gebauten evangelischen Stadtkirche gewählt. Zusammen mit dem evangelischen Pfarrhaus, dem kunstvoll sanierten evangelischen Gemeindehaus und eben jenem Breitling-Haus hat die Oberndorfer Straße außer der Kirche drei weitere markante städtebauliche Elemente aufzuweisen.

Fertig zum Landesjubiläum?

Schon seit einiger Zeit setzt sich der Museums- und Geschichtsverein Schramberg für die Restaurierung der Bemalung ein. Denn nicht nur die Erforschung und Vermittlung der regionalen Geschichte hat er sich auf seine Fahnen geschrieben, ein besonderes Anliegen ist dem Verein auch der Erhalt der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude von den Burgruinen aus dem Mittelalter, über die zahlreichen Kirchen und Kapellen bis zu den Fabriken und Villen aus dem Zeitalter der Industrialisierung. So hat sich der Verein nicht nur mit dem heutigen, in Stuttgart wohnenden Besitzer des Hauses, sondern auch mit den Denkmalschützern in Verbindung gesetzt.

"Das Denkmalamt und der Museums- und Geschichtsverein Schramberg würden sich für eine Restaurierung engagieren", erklärt der Vereinsvorsitzende Martin Maurer. Als ersten Schritt hat der Verein dem Architekten Roland Heß den Auftrag erteilt, eine Kostenschätzung zu erarbeiten. Eine Restaurierung der Fassade des "Baden-Württemberg-Hauses" bis zum Landesjubiläum im Jahr 2022 wäre ein passender Beitrag zu den Jubiläumsfeiern.

"Die Stadt kennt dieses Haus natürlich. Unser Team war bezüglich der Sanierungs-Planungen bereits vor Ort, weil wir als Untere Denkmalschutzbehörde für die denkmalschutzrechtliche Genehmigung zuständig sind", antwortete Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr auf die Anfrage unserer Zeitung.

Zuschüsse für die Sanierung könnte es vom Land geben: Dafür müsse der Eigentümer des Gebäudes einen Antrag beim Landesdenkmalamt stellen. "Natürlich freuen wir uns als Kommune, wenn das klappen und das Haus rechtzeitig zum Landesjubiläum 2022 fertig würde", erklärte Eisenlohr. Der Museums- und Geschichtsverein Schramberg leiste generell sehr gute und für die Aufarbeitung und Präsentation der Geschichte der Stadt wertvolle Arbeit, betont die Oberbürgermeisterin.