Ohne erhobenen Zeigefinger vermitteln die Schauspieler den Fünf- bis Siebtklässlern ihre Botschaft. Foto: Hartmann Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Punk-Musical führt Schüler auf unterhaltsame Weise an das Thema globale Gerechtigkeit heran

Im Rahmen von "Little Glocal City" haben das JUKS3 und der Theaterring Schramberg Schüler der Klassen 5 bis 7 zu einem Punk-Musical über globale Gerechtigkeit in den Bärensaal eingeladen.

Schramberg. Die Aufführung sahen sich Fünf- bis Siebtklässler von Gymnasium, Erhard-Junghans-Schule, Peter-Meyer-Schule und der Stiftung St. Franziskus an.

Globalisierung, Lohnausbeutung, Verteilungsungleichheit – keine leichte Kost, schon allein wegen der Komplexität dieser Themen. Und doch schaffte es das von Sonni Maier entwickelte und inszenierte Stück, gerade diese zum Gegenstand ihres Stücks zu machen und sie so anschaulich auf die Bühne zu bringen, dass selbst Fünftklässler einen Zugang dazu finden.

Die Handlung des Stücks ist simpel – eigentlich. Da sind Nia, Skazz, Katey und später Gabe, ganz normale Teenager deren große Leidenschaft die eigene Band ist. Als Katey, deren Eltern aus Ghana stammen, zum ersten Mal deren Heimatland besucht, findet sie ihre Familie, die sie eigentlich in einem kleinen Dorf auf dem Land vermutete, in einem Slum in Accra und ist entsetzt von den dortigen Lebensbedingungen.

Mithilfe ihrer Band recherchiert sie das Schicksal ihrer Verwandten, welche von einem ausländischen Investor – ausgerechnet Nias Vater – vertrieben und enteignet wurden. Der betreibt auf ihrem ehemaligen Land nun Kakaoplantagen, auf denen selbst Kinder zu Hungerlöhnen schuften müssen. Ein Schokoriegel wird zum Sinnbild für gedankenloses Konsumverhalten in der einen Hälfte der Welt und den Preis, den die Menschen in der anderen Hälfte dafür bezahlen.

Nia, reiche und verwöhnte Tochter des Schokoladenherstellers, verteilt die Riegel – beworben mit "The Taste of Africa" – großzügig an ihre Bandkollegen. Als ihr langsam klar wird, dass Schokolade in Ghana einen hässlich und bitteren Beigeschmack hat, gerät sie ins Grübeln. Der letzte Schokoriegel, den sie auf der Bühne verteilt, ist fairtrade – und selbst gekauft.

Auch Jugendliche können etwas tun

Während auf der Bühne das Schicksal von Kateys Familie rekonstruiert und diskutiert wird, wie man deren Lage nachhaltig verbessern kann, werden die Kinder und Jugendlichen im Publikum ganz nebenbei und ohne erhobenen Zeigefinger an Fairtrade und einen bewussten Lebensstil herangeführt.

Auch mit dem Gedanken, dass man als einfacher Teenager ja eh nichts tun könne, räumt das Stück gründlich auf. Als Skazz im Angesicht der gewaltigen Problematik resigniert, weist Gabe sie daraufhin, sie solle einfach ein bisschen mehr wie eine Mücke sein. Die sei ja schließlich auch klein, arm und verletzlich – aber dennoch gelegentlich ein gewaltiges Ärgernis.

Diesem Dialog folgt ein bunter Strauß an Vorschlägen, wie ein bewussterer Lebensstil möglich sei – von Unterschriftspetitionen für eine faire Mensa über Spendenläufe bis hin zu Benefizkonzerten.

Das Stück mit seinen rockigen Melodien kam beim Publikum bestens an – neben viel Applaus gab es bei der von den Schauspielern durchgeführten Nachbesprechung des Stücks viel Lob für die Vorstellung. Ohne Berührungsängste diskutierten die Schauspieler mit dem Publikum über die zentrale Thematik des Musicals, beantworteten Fragen, gaben Autogramme und verteilten Flyer mit Anregungen für einen bewussteren Lebensstil.