Spannend: 13 Bewohner der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn mit ihren Begleitern beim Besuch auf dem Polizeirevier Schramberg. Mit auf dem Bild ist Jugendsachbearbeiter Reiner Urner (Fünfter von links). Foto: Polizei

Jeweils 13 sinnesbehinderte Bewohner der Stiftung St. Franziskus entdeckten das Polizeirevier Schramberg.

Schramberg-Heiligenbronn - An insgesamt zwei Freitagnachmittagen entdecken jeweils 13 sinnesbehinderte Bewohner der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn mit ihren Betreuern das Polizeirevier Schramberg. Fachkundig begleitet werden sie dabei von den Jugendsachbearbeitern der Polizei, Reiner Urner und Werner Kaufmann.

Nach einer kurzen Begrüßung drängen sich die Besucher in den Wachraum und können dem diensthabenden Polizisten bei seiner Arbeit über die Schulter schauen. »Der Wachhabende nimmt Telefonate entgegen und vermittelt Gespräche weiter, bedient den Empfangsschalter, vermittelt Einsätze an den Streifendienst, kann mittels zweier Monitore den Verkehr im Schiltacher Tunnel überwachen – die Zentrale muss rund um die Uhr besetzt sein«, erklärt Reiner Urner. So teilen sich rund 30 Personen den Fünf-Schichten-Dienst.

Urner und Kaufmann sind im Jugendermittlungsdienst tätig und verfolgen Straftaten wie Einbrüche, Körperverletzungen und Sachbeschädigungen. Eine Bewohnerin einer Sulgener Außenwohngruppe berichtet von Situationen, die insbesondere sehgeschädigte Menschen schnell verunsichern können: Radfahrer, die auf dem Gehweg viel zu schnell fahren, Ampeln, die am Wochenende ausgeschaltet sind, Autos, die sehr nah am Bordstein fahren. Urner nickt zustimmend und meint, dass die Kollegen im Streifendienst sich auch darum kümmern, aber oft wenig Zeit dafür bleibt.

Vom Wachraum geht es direkt in die Gefängniszelle. »Das fühlt sich an wie im Badezimmer, überall Fliesen«, bemerkt die blinde Bewohnerin Melanie Martin. Kaufmann erklärt, dass sich im rundum gefliesten Raum noch ein Hartbett und eine Art »Plumpsklo« befinden, und das Fenster sei mit Panzerglas und zusätzlich einem Gitter gesichert. In dieser spärlich ausgestatteten Zelle dürfen Personen maximal 24 Stunden festgehalten werden – meist dient die Zelle zur Ausnüchterung über Nacht.

Einige trauen sich sogar, den Abzug zu drücken

Nach der beengten Zelle zieht es die Besuchergruppe auf den Polizeihof. Einige der sehgeschädigten Bewohner zucken zusammen, als die Sirene des Polizeieinsatzwagens erklingt. Kurz darauf ertönt ein leises »klack-klack« und der erste Stiftungsbewohner findet sich in Handschellen wieder. Unter allgemeinem Gelächter werden Handschellen angelegt und abgetastet, Polizeimützen aufgesetzt und die Jacke einer Polizeiuniform anprobiert. »Wofür sind denn die Sterne auf der Schulter«, fragt eine Bewohnerin. Urner erklärt, dass die Sterne für den jeweiligen Dienstgrad stehen. Er habe beispielsweise als Polizeihauptmeister vier Sterne.

Schließlich wird noch die Dienstwaffe abgetastet – gesichert und ohne Munition. Ein paar wagen sogar, den Abzug zu drücken. Urner ermahnt, dass die Waffe dabei immer in die Luft gehalten werden muss. Niemals soll man eine Waffe gegen Menschen richten, auch dann nicht, wenn man weiß, dass nichts passieren kann. Urner betont, dass im Polizeialltag nur sehr selten Gebrauch von der Dienstwaffe gemacht werden muss.

Von Erich Grützmacher werden zum Schluss noch Fingerabdrücke genommen: Er drückt seine Handfläche gegen eine Tür. Es ist nichts zu erkennen. Kaufmann streicht mit einem Pinsel ein schwarzes Pulver (Magnabrush) über die Stelle und sofort werden die Fingerabdrücke sichtbar. Urner zieht diese mittels Folie ab und klebt sie auf ein Papier.

Nach dem aufschlussreichen Rundgang durchs Revier wird ein kleines Geschenk überreicht und die Besucher bedanken sich mit Applaus.