Die Terrakotta-Verzierungen müssen nur an einzelnen Stellen ausgebessert werden. Foto: Ziechaus

Große Schäden an ehemaligem evangelischem Pfarrhaus. Spendenaufruf wird gestartet.

Schramberg - Der Zahn der Zeit nagt an der Fassade des ehemaligen evangelischen Pfarrhauses in der Oberndorfer Straße in Schramberg. Um weitere und größere Schäden zu vermeiden, sollte möglichst bald die Fassade des denkmalgeschützten Gebäudes restauriert werden.

Das hat Architekt Roland Hess den Besuchern im Albert-Schweitzer-Saal im Gemeindehaus erklärt. Zwar sehe das Haus auf den ersten Blick "ganz gut" aus, aber der Putz bröckele und auch der Sandstein sei an vielen Stellen ausgebrochen. Der Architekt zeigte mit vielen Fotos die Schäden an Gesimsen und Einfassungen der großen Fenster aus rotem Sandstein, der wahrscheinlich aus Sulgen stamme.

Schramberg gilt als bedeutende Stätte des Klassizismus im Schwarzwald

Am hinteren Eingang seien die Treppen zur späteren Hausarztpraxis von Martin Knebel mit Beton gegossen, der den alten Sandstein ausbreche. Dort seien auch die Schindeln geschädigt und müssten ersetzt werden. "Überraschend gut erhalten" seien die Verzierungen aus Terrakotta unter den Fenstern, an denen nur einzelne Stellen ausgebessert werden müssten. Der Putz soll erhalten, aber Fehlstellen ergänzt werden. Für die Sanierung rechne man mit Kosten von 350.000 Euro, von denen die Kirchengemeinde etwa 170.000 Euro tragen müsse, kündigte Pfarrerin Martina Schlagenhauf einen Spendenaufruf an.

Das repräsentative Wohnhaus hatte Bäckermeister Johannes Storz 1872 an der "Neuen Straße" gebaut, am Eingang zum Marktflecken Schramberg, erklärte Stadtarchivar Carsten Kohlmann die geschichtlichen Hintergründe des Gebäudes. In direkter Nachbarschaft entstand bis 1874 die evangelische Kirche. Nach dem Tod von "Brunnenbeck" Johannes Storz 1879 bewohnte Unternehmer Erhard Junghans ein Jahrzehnt lang das Haus, bevor er in die Villa Junghans im Park der Zeiten umzog.

1889 kaufte die Kirchengemeinde das Gebäude und mit dem ersten Stadtpfarrer Theodor Traub wurde es zum evangelischen Pfarrhaus. 90 Jahre später baute die Gemeinde das neue Pfarrhaus im heutigen Gemeindehaus.

Seit 1979 wurde das Gebäude von der Kirchenpflege genutzt sowie auch als Hausarztpraxis von Martin Knebel, einem Ur-Ur-Enkel des Erbauers.

Es sei eines von mehreren spätklassizistischen Gebäuden, die Schramberg zu einer bedeutenden Stätte des Klassizismus im Schwarzwald machen, verwies Carsten Kohlmann außerdem auf die Pfarrkirche St. Maria, das Schloss und die Majolika mit ihrer Villa. Dazu gehörte auch die Villa Hess, die 1967 dem Hochhaus der Volksbank weichen musste.

Im kommenden Jahr soll mit der Restaurierung des ehemaligen Pfarrhauses begonnen werden. Wer das alte Pfarrhaus retten will, kann dafür tief ins Glas gucken. Mit vier edlen Tropfen wollen die Verantwortlichen für eine flüssige Spendenbereitschaft sorgen.