Maron Fuchs Fotos: Benner Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Beim Poetry-Slam bleibt es lange spannend / Maron Fuchs holt sich gegen Richard König den Sieg

Alle waren bereits auf ihren Plätzen, als die fünf Poetry Slamer um Moderator Elias Raatz und seinen Assistenten Brian ihre Stehplätze in den hinteren Reihen des Schramberger Kulturbesens einnahmen.

Schramberg. Bereit zum Loslegen war auch der professionelle "Special Guest" Daniel Wagner aus Graz. Raatz erheiterte das Publikum von Anfang an und verlieh sieben zufällig ausgesuchten Besuchern die Verantwortung als Jurymitglied abzustimmen. Daneben bekam das Publikum die "Lizenz zum Ausbuhen", sollte es mit den Ergebnissen der Jury nicht zufrieden sein.

Viele Gäste waren gekommen, weil sie den Moderator sowie ein paar Poetry Slamer, die im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Poetry Slam: Dichterwettstreit deluxe" erfolgreich auf der Bühne standen, bereits kannten. Diese lieferten übrigens auch poetische Texte für Raatz‘ Buch "Textsorbet", welches Anfang des Jahres erschienen war.

Mit von der Partie waren die dem Publikum bekannteren Slamer Richard König und Maron Fuchs sowie Konstantin Korovin, Holger Rohlfs und Mbayo Bona. Der Sieger des ersten Wettstreits durfte direkt ins Finale einziehen, während sich die anderen ein weiteres Mal mit verschiedenen Texten der Jury stellen mussten.

Relativ früh schieden Bona, Korovin und Rohlfs aus, wobei keiner den Humor missen ließ. Sie alle hatten Themen zum Mitfühlen, Applaudieren und vor allem zum Mitlachen, da sich das altersgemischte Publikum gut in die Themen einfühlen konnte. Lange blieb es spannend, kein Slamer ging unter sechs Punkten von der Bühne. Die Gäste fieberten bis zum Ende mit und leiteten jeweils die Abstimmungen durch ein lautes "Huiiii" ein. Student Bona aus Tübingen lagen vor allem politische, rassistische und sexistische Themen am Herzen, die er humoristisch kritisierte und erzählte in der zweiten Runde eine Kurzgeschichte ("Ampel"), die anprangerte "wie wir uns im Alltag von gesellschaftlichen Regeln leiten lassen".

Der Stuttgarter Korovin widmete sich dem Thema "Alter" und einer Kinderbuchreihe, nahm dabei die Besucher auf eine Zeitreise mit, die er auch herzhaft immer wieder selbst unterbrach und kommentierte, was dem Ganzen eine lebendige Dynamik verlieh.

Besonders gut schlugen sich Holger Rohlfs mit seinen Texten "Kinderkochen" und "und du noch viel scheißerer", Richard König und Maron Fuchs. Rohlfs, der selbst fünf Kinder hat, amüsierte sich dabei köstlich über Helikoptereltern und analysierte den pädagogischen Nutzen von selten gelebten und teils nicht ganz ernst gemeinten Alltagsritualen- und Tipps.

Fuchs und König zogen letzten Endes ins Finale ein. Thematisch bewegte sich Fuchs auf dem Feld des Klimawandels, der Konsumgesellschaft, der Profitgier und dem Artensterben "ihres Volkes". Fuchs, ihrerseits Imkerin, gewann Publikum und Jury mit ihrer ersten Einlage zu ihren Bienen und deren Problemen, indem sie ihren frei gehaltenen Vortrag leidenschaftlich und flüssig zum Besten gab und dabei noch das gesamte Publikum zum "Summen" brachte.

König startete mit einer Werbeslogan-Parodie, welche er "Quadratisch, praktisch, gut" nannte, die beim Publikum aufgrund ihrer Allgegenwärtigkeit bereits zu Anfang sehr gut ankam. Der 24-jährige Soziologiestudent zog das Publikum besonders in seiner zweiten Runde auf seine Seite, als er eine sehr emotionale Geschichte zu seiner eigenen Vergangenheit und dem Alkoholproblem seiner Mutter schilderte und sich damit ins Finale und in die Herzen der Zuschauer schlich. Im Finale regte er zum Nachdenken an, als er von seiner eigenen Zwiespältigkeit in Form zweier Männchen im Kopf bildlich sprach.

Leider reichten seine Bemühungen nicht an die Wortgewandtheit Fuchs‘ heran, die mit ihrer Redegeschwindigkeit und der Thematik "genug" auf der Überholspur war und mit ihrer Sozialkritik und Aktualität überzeugte. Somit gewann die Bambergerin den Poetry Slam vor ihren Baden-Württembergischen Kontrahenten nur knapp, aber verdient. Der Beifall dafür war nicht aufzuhalten und die Gäste verließen den Saal sowohl erheitert als auch nachdenklich in die Nacht.

Der nächste Nachwuchs-Slam findet am 21. Dezember in Villingen statt, erneut geleitet von Elias Raatz.