Ein Kreuz und ein Bild vom Campo: Gertrud Pfundstein zeigt Erinnerungen aus ihrere Zeit in Rom. Foto: Kammerer

Gertrud Pfundstein aus Sulgen hat zu dem Zeitpunkt im Vatikan gelebt. "Wir hielten das Ganze für einen Scherz."

Schramberg-Sulgen - Gestern hat das Konklave in Rom begonnen. Gertrud Pfundstein aus Sulgen wird es mit ganz besonderer Aufmerksamkeit verfolgen. Denn sie hat den Rücktritt von Papst Benedikt im Februar und den Trubel danach im Vatikan live miterlebt.

Nachdem sie vor einem Jahr aufgehört hatte zu arbeiten, beschloss Gertrud Pfundstein, eine Auszeit zu nehmen. Der Weg führte sie Anfang Januar diesen Jahres in den "Campo Santo Teutonico", die älteste deutsche Nationalstiftung, mitten im Vatikan gelegen. Hier wohnte Pfundstein bei Ordnesschwestern, und packte für freie Kost und Logis kräftig mit an. Zunächst im Speisesaal des Klosters, dann in einem nahe gelegenen Pilgerzentrum. Als "aufregend, spannend, und sehr berührend" beschreibt sie ihre Zeit im Vatikan nun, knapp zwei Wochen nach ihrer Rückkehr.

Was Pfundstein nicht voraussehen konnte: Mitten in ihrer Romzeit verkündete Papst Benedikt seinen Rücktritt. Die 61-Jährige blickt auf den 11. Februar diesen Jahres zurück. "Ich saß mit vier Schwestern beim Mittagessen, als uns ein Mitarbeiter vom Campo erzählt hat, was passiert ist", erinnert sie sich. "Wir konnten es erst nicht glauben, hielten das Ganze für einen Scherz".

Die Ordensschwestern seien zunächst sprachlos gewesen, dann hätten sie aber großes Verständnis gezeigt. Pfundstein erzählt, dass Papst Benedikt, vormals noch Josef Ratzinger, während seiner Zeit als Kardinal wöchentlich die Messe im "Campo Santo Teutonico" abgehalten habe. "Danach hat er immer mit den Schwestern gefrühstückt, sie kannten ihn also näher, haben diesen großen Schritt wohl schon geahnt."

"Wir konnten es erst nicht glauben, hielten es für einen Scherz"

Nachdem sich die Nachricht vom Papst-Rücktritt wie ein Lauffeuer rund um den Globus verbreitet hatte, sei im Pilgerzentrum einiges los gewesen, erinnert sich Pfundstein. "Wir hatten sehr viele Anfragen von jungen wie auch älteren Leuten, die alle zur letzten Audienz reisen wollten".

Von den Pilgern, die sie persönlich getroffen habe, hätten fast alle großes Verständnis für die Entscheidung des ehemaligen deutschen Kirchenoberhauptes gezeigt. Die Menschen vor Ort, Einheimische wie Pilgerer, seien in der ersten Zeit wie unter Schock gestanden, "als ob sich eine Starre über Rom gelegt hat", beschreibt Pfundstein. Vor ihren Augen hätten Fernseh-Teams aus aller Welt vor dem Petersplatz und am Tiber ihre Stationen aufgebaut. Sie erinnert sich weiter: Einige Stunden nachdem die sensationelle Nachricht bekannt geworden war, schlug der Blitz in die Kuppel des Petersdoms ein. "Danach hat es in Strömen angefangen zu regnen, als wolle der liebe Gott ganz Rom in den Tiber spülen."

Zu diesem Zeitpunkt habe auch das ZDF im Pilgerbüro angerufen und verzweifelt nach einem Pilger gesucht. Pfundstein schmunzelt: "Als meine Kollegin mich für das Interview vorgeschlagen hat, hab’ ich mich zuerst gesträubt." Vergebens. Und so würde die Sulgenerin schließlich vom Fernsehteam interviewt – und erschien zum Erstaunen von Familie und Bekannten noch am selben Abend auf den Mattscheiben im heimischen Deutschland.

Die letzte Audienz des scheidenenden Papstes hat sie nicht im Gedränge auf dem Petersplatz, sondern von einem Balkon des Campos aus verfolgt. "Von dort hatte ich einen super Ausblick und hab’ gesehen, wie Benedikt ins Papamobil gestiegen ist und dann auf dem Petersplatz seine Runden gedreht hat."

Seit Anfang März ist Gertrud Pfundstein nun zurück in Sulgen. Ein Kreuz und viele Bilder hat sie aus Rom mitgebracht. Aufmerksam verfolgt sie jetzt das Konklave, die Örtlichkeiten kennt sie ja schließlich genau. Und sie hat auch eine Hoffnung für den Wahlausgang: "Ich wünsche mir einen Papst, der die Kirche in eine jüngere Zeit führt".