Nie ins Rottweiler Krankenhaus

Tief im Westen des Landkreises Rottweil liegt die Raumschaft Schramberg, die zusammen mit der Stadt Schiltach und den umliegenden Gemeinden Schenkenzell, Aichhalden mit Rötenberg, Lauterbach und Hardt sowie der Stadt Schramberg selbst mit ihren Stadtteilen etwa 40 000 Einwohner hat. Diese Raumschaft war und ist schon immer das fünfte Rad am Wagen der jeweiligen Obrigkeit gewesen. Im Verlauf seiner Geschichte war Schramberg länger vorderösterreichisch wie es je württembergisch war, oder, wie jetzt, zum Regierungsbezirk Freiburg (also südbadisch) gehörend ist. Es gibt jede Menge Beispiele, wie diese Benachteiligung sich ausgewirkt hat, das Ganze zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Geschichte. Die Schwarzwaldbahn wurde als badische Sache im damals noch "badischen Ausland" gebaut, wäre aber billiger und besser hier durchzuführen gewesen. Bei der Anfang der 70er-Jahre durchgeführten Kreis- und Gebietsreform wurde Schramberg Große Kreisstadt. Es wurde in Aussicht gestellt, eine Außenstelle des Landratsamts (mit Kfz-Zulassungsstelle) einzurichten. Bis zum heutigen Tage wurde dies nie vollzogen. Im Gegenteil wurden bestehende Einrichtungen, die einer Kreisstadt würdig sind, nach Rottweil zentralisiert – Forst-und Vermessungsamt, Kriminalpolizei-Außenstelle, Agentur für Arbeit. Jetzt ist das scheinbar nicht zu haltende Krankenhaus dran. Wir Schramberger wissen, dass es nicht am optimalen Standort steht. Aber warum hat der Kreis als schon langjähriger Eigner zigtausende Euro in die gynäkologische Abteilung erst vor wenigen Jahren investiert? Warum treten der Kreis und ein Teil seiner Kreisräte die Interessen von etwa 40 000 ihrer Bürger mit Füßen? Für diese Fragen bekommen wir keine Antworten, weil die Kreisräte, die für Helios gestimmt haben, allesamt im Dunstkreis zu Rottweil beheimatet sind und Angst haben vor einem Großklinikum, das gerade in Villingen-Schwenningen gebaut wird. Als Bewohner des Raums Schramberg ist es mir in Zukunft völlig egal, welches Krankenhaus im Ernstfall nicht mehr erreicht werden kann. Ich persönlich ziehe jedes andere dem Rottweiler vor, schon aus Prinzip. Und als Mensch mit vernünftigem Verstand muss man allen Wählern bei der Landtagswahl raten, darauf zu achten, wem man seine Stimme gibt. Es könnte sonst sein, dass ein Kreisrat wieder in den Landtag einzieht, der mehr als 40 000 Bürger durch sein Votum für Helios verraten hat. Hansjörg Ragg Schramberg