Fotos: Alt Foto: Schwarzwälder-Bote

Museumsleiterin Gisela Lixfeld geht in den Ruhestand

Ausräumen, sortieren, übergeben – Gisela Lixfeld steckt kurz vor ihrem Ruhestand wie immer in Arbeit. Heute wird die Leiterin des Stadtmuseums offiziell verabschiedet. Dabei steht die 66-Jährige im Gegensatz zu ihren Exponaten gar nicht gern im Rampenlicht.

Schramberg. Gisela Lixfeld erzählt gerne und mit Begeisterung. Wer einmal mit der Leiterin des Schramberger Stadtmuseums durch eine Ausstellung wandeln durfte, verlässt das Schloss mit einem großen Paket geschnürt mit Wissen, Bildern und Eindrücken – und der Erkenntnis, dass da eine liebt, was sie tut. Geschichte – vor allem die Schramberger – und Menschen – vor allem die Schramberger – haben ihren Alltag in den vergangenen 37 Jahren bestimmt. Ende August übergibt Lixfeld den Schloss-Schlüssel an Carsten Kohlmann als Museumsleiter und an Sabine Dietzig-Schicht als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Mit dem Eintritt in den Ruhestand wird sich also nicht nur für Lixfeld, sondern auch für die Organisationseinheit Stadtmuseum/Stadtarchiv einiges ändern.

Als junge Ethnologin hatte Lixfeld zusammen mit Kommilitonen aus Freiburg eine Exkursion zur Da-Bach-na-Fahrt unternommen. Zufällig lernte sie dort den damaligen Leiter des Stadtmuseums, Andreas Kauz, kennen, der auf der Suche nach wissenschaftlichen Hilfskräften für Schrambergs erste Schwarzwalduhr-Ausstellung war. Für den damaligen BAföG-Satz stellte die Stadt Lixfeld und weitere Studienkollegen an. Wenig später ging Kauz und Lixfeld hatte eine Halbtagsanstellung als Museumsleiterin anstelle eines Referendariats in der Tasche. "Ich habe das nie bereut. Geld ist nicht alles. Ich hatte viel mehr: Ich hatte ein schönes Arbeitsleben." Für dieses Arbeitsleben nahm Lixfeld auch einige Unannehmlichkeiten auf sich. Von Freiburg und später von Sulzburg aus pendelte Lixfeld mehrmals pro Woche nach Schramberg, übernachtet noch heute bei "Mutter Budke", wie die Museumsleiterin ihre ehemalige Mitarbeiterin Agnes Budke liebevoll nennt.

Lixfelds Lebenswerk sind zahlreiche Ausstellungen, die sie in den vergangenen fast vier Jahrzehnten organisiert hat. Sie hat aus einem Ausstellungsort für ein paar Majolikatassen eine Bildungseinrichtung für Schramberger und Besucher der Stadt gemacht. "Wir mit allen", lautete der Leitsatz. Kein Museum für die Großkopfeten, sondern für die Schramberger, deren Geschichte und deren Zukunft. Das ist das 150-jährige Stadtjubiläum eine passende Zäsur.

Natürlich seien die Mittel begrenzt, der Gemeinderat jedoch stets aufgeschlossen und willig gewesen. Auch, wenn die Themen einmal schwierig waren. Eine ihrer ersten Ausstellungen 1983 hatte mit "Schramberg 33" die Machtergreifung durch die Nazis zum Thema, keine leichter Kost. "Damals fragten mich Kollegen: "Willst Du da bleiben?‹" Aus heutiger Sicht sei die Ausstellung eine Bewährungsprobe gewesen. "Ich habe mir gesagt: Entweder Du darfst ehrlich Geschichte ausstellen, oder nicht. Wenn nicht, werde ich hier nicht bleiben." Die Ausstellung wurde ein Erfolg, Lixfeld blieb und etablierte "das Schramberger Modell". Die Bürger können Themen für Ausstellungen vorschlagen und sie gemeinsam mit dem Team des Stadtmuseums und der Unterstützung vieler Ehrenamtlicher umsetzen. Beispiele sind: die Frauenausstellung "Trotz Fleiß kein Preis" 1995, die Ausstellung "Landleben" zur 100-Jahr-Feier Waldmössingens 1995 oder "Zwischen zwei Welten", eine Ausstellung, die sich mit dem Leben der Schramberger Gastarbeitern auseinandersetzt – um nur einige zu nennen.

"Ich habe die Schramberger als sehr offen erlebt", sagt Lixfeld und wird dabei gar ein bisschen philosophisch. "Museen verändern sich genauso wie die Gesellschaft", sagt sie und spielt damit auch auf die anstehende Neukonzeption des Stadtmuseums an, an dem sie ganz bewusst nicht mehr mitwirken wollte. "Die nächste Generation muss eigene Wege gehen dürfen." Eine Neukonzeption koste viel Geld. Wenn das ausgeschöpft ist, sei der Weg erst einmal zementiert. "Und wer will schon irgendwo arbeiten, wo alles festbetoniert ist? Das macht doch keinen Spaß."

Heute Abend wird Gisela Lixfeld von OB Thomas Herzog und dem Gemeinderat in den Ruhestand verabschiedet. Der Termin ist ihr ein bisschen unangenehm. "Ich stehe nicht so gerne im Rampenlicht", gesteht sie. Das überlässt sie lieber den Exponaten.