Kirnbach: CDU-Fraktion ringt sich mehrheitlich zu einem "Ja" durch / 75 Prozent zahlt das Land

Von Stephan Wegner

Soll es auf 470 Meter Länge eine naturnahe Verbauung im Kirnbach geben oder nicht? Diese Frage beschäftigte den Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag sehr intensiv.

Schramberg. Nach zehnminütiger Beratungspause, die die CDU-Fraktion beantragt hatte, war dann die Entscheidung klar: Die Mehrheit stimmte für die naturnahe Sanierung, allerdings mit der Maßgabe die weiteren Bauabschnitte drei und vier aus dem Haushaltsplan und der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt herauszunehmen. Sollte jedoch auch an anderen Stellen Sanierungsbedarf sein, kündigte Thomas Herzog an, dann werde die Verwaltung dieses Geld wieder beantragen.

Rund 60 000 Euro betragen die Kosten der Stadt für den ersten Sanierungsabschnitt von der Kirnbachmühle bis 470 Meter talwärts zur unteren Brücke, da die Hauptkosten über einen 75-pozentigen Zuschuss der förderfähigen Kosten vom Land bezahlt werden. Insgesamt kostet die Maßnahme den Steuerzahler 238 000 Euro – Udo Neudeck (Freie Liste) erinnerte daran, dass auch Landesgelder aus der Steuer der Bürger stammten.

Wesentlicher Punkt der Sanierung, so Planer Alfred Winski, sei die Durchgängigkeit des Flusses, es gebe aber weitere Maßnahmen, die Defizite darstellten. So entsprächen die Gabionen nicht dem heutigen Stand und sorgten für zusätzliche Schädigungen am Gewässer. Es gebe eine Gefahrensituation am Gewässer, das zu Folgekosten führen könnte, warnte der Fachmann, denn es gebe kippende Gabionen, hinter die ein Hochwasser gelangen könnte, so dass die Böschung erodiert werde, "so könnte das ganze Geschiebe unkontrolliert abgehen oder den Gewässerverlauf unkontrolliert verändern".

Der Großteil der CDU tue sich schwer mit der Renaturierung, sagte Jürgen Kaupp. Aber wenn er es richtig verstanden habe, bestehe keine Verpflichtung weitere Bauabschnitte folgen zu lassen. Dies bestätigte Oberbürgermeister Thomas Herzog. Durch die so genannte raue Rampe, so Tiefbauamtsleiter Klaus Dezember, reduziere sich die Fließgeschwindigkeit des Gewässers, ausgelegt sei die Maßnahme auf ein 100-jähriges Hochwasser mit einem Abfluss von zwölf Litern in der Sekunde. Dezember warb zunächst vergeblich für die "betriebswirtschaftliche Lösung", so dass nicht jedes Jahr eine Baustraße zum Bach hergestellt und wieder ökologisch renaturiert werden müsse.

Keinen Sinn machte es aus sicht der CDU-Fraktion und Udo Neudeck einen Durchlässigkeit für Fische und Kleinlebewesen "von oben her" zu bauen. Natürlich sei es besser "von unten" anzufangen, aber der vierte Abschnitt weiter im Tal sei baulich gesehen im beten Zustand. Und Jürgen Winter befürchtete, dass wenn man einem Teil der Sanierung jetzt zustimme, auch den anderen zugestimmt werden müsse – sonst würde ja die Sinnhaftigkeit fehlen.

"Wir haben entschieden, dort anzufangen, wo die größten Schäden sind", sagte Dezember und machte deutlich, dass die Durchgängigkeit eigentlich eher ein "Abfallprodukt" der Sanierung sei – die allerdings eben gut bezuschusst werde. Zudem sei bei einem Gewässer nie eine komplette Durchgängigkeit zu erreichen – auf dem Weg zur Nordsee.

Reinhard Günter (SPD/Buntspecht) war froh, "dass heute nicht mehr so saniert wird, wie vor 30, 40 Jahren". Wenn man den Bauabschnitt naturnah mache, müsse er mit leichten Veränderungen in den nächsten 100 Jahren funktionieren, er traue der naturnahen Verbauung zu, dass sie es schaffe, mit wenig künftigen Einwirkungen einen positiven ökologischen Effekt zu bringen. Sein Fraktionskollege Edgar Reutter erinnerte daran, dass der Kirnbach vor dem Hochwasser 1959 ein naturnaher Bach gewesen sei, er gehe aber davon aus, dass er im unteren Bereich nicht mehr zurückgebaut werden könne, die Befestigung oben jedoch für mehr Sicherheit und Naturschutz sorge. Jürgen Reuter (fraktionslos) sah die Sicherheit als höchstes Gut, befürchtete aber, dass eine naturnahe Verbauung Gefahren bergen könne. Er wollte zudem wissen, wie viele Verbauungen es in der Stadt gebe und in welchem Zustand sie seien. Hier erinnerte OB Thomas Herzog an den Göttelbach, den die Stadt "auf dem Schirm" habe.

Bernd Richter (ödp) sah schon einen Unterschied in der neuen Art der Sanierung zu früheren Zeiten. Es gebe ein befestigtes Ufer, machte er deutlich.

Wir sind nur dagegen, dass man den Bauabschnitt drei und vier herstellen muss, trug Kaupp nochmals die CDU-Linie vor. "Wir tun uns enorm schwer mit der Entscheidung" sagte auch sein Fraktionsvorsitzender Clemens Maurer. Die CDU stimme der Maßnahme mehrheitlich zu, "aber unter der festen Zusicherung der Verwaltung, dass die Bauabschnitte 3 und 4 nicht mehr im Haushalt und der mittelfristigen Finanzplanung auftauchen". Die Sanierung wurde mehrheitlich beschlossen.