Tolle Zuschauerkulisse, gute Stimmung: Die »Live-Lyrix-Tour« lockte in Schramberg ein großes Publikum an. Foto: Ziechaus

Publikum lernt Geschichten hinter Liedern kennen. Szenen bringen Kino im Kopf in Gang.

Schramberg - Zum Helden für einen Tag, genauer für einen wunderbaren Sommerabend unterm Sternenhimmel, wurde das Trio von "SWR3 Live Lyrixs" beim Festival im Park der Zeiten. Hunderte von Zuschauern kamen, um zu lachen und um zu staunen. Mit "Heroes" von David Bowie kam nicht nur der Mauerfall in Berlin in Erinnerung, "das Radio auf der Bühne setzte auch das Kino im Kopf der Zuschauer in Gang", sagte Regisseur Ben Streubel. Er erzählte beim Festival der "Heimatfabrik" die Hintergründe zu den Songs über Liebe und Leidenschaft, während die Schauspieler Alexandra Kamp und Ronald Spieß "ganze Geschichten im Einkaufswagen" präsentierten, wie bei Udo Lindenbergs Ausflug in englische Texte mit "Germans" zwischen Bier und Brezeln. Da war dann schon mehr Leidenschaft im Spiel bei der wahren Liebe ("True Love") von Pink; in Zeiten von schnell gesammelten Facebook-Freundschaften könnten nicht nur für Placebo "Too Many Friends", einfach zu viele Freunde werden. Zu "Royals" werden wir eh’ nicht und niemals in einer königlichen Welt leben, aber die Sängerin Lorde aus Neuseeland könnte sich auch als Bienenkönigin umschwärmt fühlen.

Bei "Lyrix verkehrt" erkannten Dany aus Fluorn und Stefan aus Tennenbronn die englischen Texte von "Atemlos" (Helene Fischer) und "Wann ist Mann ein Mann" (Herbert Grönemeyer). Manchmal sind Texte von drei Songs in nicht mal zwei Minuten erzählt und dargestellt, ein andermal versteckt sich hinter einem "Trallala-Titel" eine ganze Geschichte vom Verdruss über ein ständig wiederholtes negatives Weltbild. Dagegen lässt sich vom ebenfalls ständig abgeleierten "Happy" am besten mit einem Ballspiel über den Köpfen des Publikums ablenken. Ablenken wollte Freddie Mercury mit "Innuendo", seinem Vermächtnis, sicherlich nicht, wenn auch der Auftritt in der Robe an Größenwahn grenzte. Die Botschaft: "Verwandle dich in das, was du denkst, nimm dir Zeit für dich selbst."

Weniger Zeit für die Rückfahrt von Schramberg nach Stuttgart wird Ben wohl brauchen, nachdem er die "Geheimnisse der wundersamen Zugteilung oder -verlängerung" in Eutingen im Gäu ganz wörtlich erfahren hat.