Gespannt und erstaunt verfolgten die Zuhörer im voll besetzten katholischen Pfarrsaal in Tennenbronn den Ausführungen von Wilfried Kromer (links) und Ralf Determayer zu möglichen archäologischen Besonderheiten der Höhen um Tennenbronn. Foto: Paskal Foto: Schwarzwälder-Bote

Mögliche Steingrabhügel könnten der Geschichte eine neue Wendung geben / Verbindung von Kultpunkten

Von Christel Paskal

Schramberg-Tennenbronn. Sind auf der Ramsteiner Höhe bis zu 10 000 Steinhügel zu finden? Archäologen müssten auf diese Feststellung reagieren. Auch im Katholischen Pfarrsaal wurde heftig darüber diskutiert

Die Projektgruppe Tennenbronner Heimathaus hatte in Kooperation mit der Volkshochschule Schramberg zu einem Vortrag über frühgeschichtliche Besiedlungsspuren in Tennenbronn eingeladen. Der Katholische Pfarrsaal war voll besetzt mit Geschichtsinteressierten und Kennern der Materie. Dies stellte sich in der anschließend geführten heftigen Diskussionsrunde heraus.

Zunächst aber befasste sich der in Freiburg lebende und in Schramberg geborene Forscher Wilfried Kromer mit so genannten Urwegen. Anhand von alten Landkarten zeigte er Wanderungs- und Reiserouten vor rund 10 000 Jahren auf. Oftmals waren es Querverbindungen wie von Ulm an der Donau entlang durch das Dreisamtal Richtung Freiburg und weiter bis nach Frankreich. Die Wege verliefen meist in der Nähe von Flüssen. So auch von Tuttlingen an der Donau nach Rottweil und weiter am Neckar entlang bis Rottenburg und Tübingen.

Dass Kelten in der Gegend waren, bezeugen einmal der Magdalenenberg in Villingen-Schwenningen oder die Heuneburg in Hundersingen zwischen Ulm und Sigmaringen. Die Existenz und Ausbreitung von Kulturen in Mitteleuropa in der Ur- und Frühgeschichte ist anhand von Tongefäßen bewiesen.

Der kürzeste Weg von Tennenbronn zum Windkapf führt heute noch über das Schwarzenbachtal. Kromer fragte die Besucher: "Woher kommt wohl der Name Tennenbronn?" Er erklärte dies. Tenn kommt aus dem Keltischen und heißt Eiche, Bronn war ein Hügel, also Ortschaft am Eichenhügel. Jetzt zeigte der Referent erst kürzlich von ihm gemachte Fotos auf der Leinwand.

Ein ovaler Hügel oberhalb des Remsbachs war Ausgang für weitere Forschungen. Dabei kam Erstaunliches und fast Unglaubliches heraus. Auch auf der Remsbachhöhe sind so genannte Kultpunkte miteinander verbunden, wie zum Beispiel von Ulm nach Altötting. Der Wendekreis des Krebses hat auch bei der Kultstätte Stonehenge in Großbritannien mit der Sonneneinstrahlung zu tun. Was es mathematisch und geometrisch mit den Kultpunkten auf sich hat, erklärte danach der zweite Referent des Abends, Ralf Determayer aus Freiburg. Robert Hermann von der Projektgruppe Heimathaus nannte dessen berufliche Verbundenheit mit Schramberg.

Auf Fotos von Google Earth war ein Steinhügel auf einem Hochplateau zu sehen. Diese Fläche erschien Determayer als ideale Siedlungsfläche. Mauern und Wälle dienten als Begrenzung. Und jetzt kommt das Erstaunliche: Überall auf der Welt wird bei Bauwerken mit dem Modul 2,3 gerechnet. Diese offenbar magische Zahl ist auch bei den Cheops-Pyramiden in Gizeh/Ägypten nachgewiesen. Auf dem Ramstein ist von dem ersten Oval bis zum Monolith auch die Zahl 2,3 berechenbar. Determayer und Kromer haben erst in den letzten Wochen diese Erkenntnis gewonnen und waren darüber höchst erstaunt.

Vom Ramsteiner Monolith gelangt man anhand einer imaginären Linie genau durch die Schalensteine in Schonach und erreicht so den westlichen Punkt in Waldkirch. Auf der Ramsteiner Höhe sind Stein(grab?)hügel verteilt. Da noch nicht nachgewiesen ist, ob es tatsächlich Gräber waren, bleibt vorerst das Fragezeichen im Wort. Hochgerechnet gehen die Forscher von vier bis 6000 Steinhügeln auf der Hochfläche aus.

Da aber sicherlich etliche im Wald liegen, schätzt Determayer, dass es bis zu 10 000 sein könnten. Er sagte: "Das muss nun von den Archäologen und Geologen untersucht werden. Wir sind selbst gespannt auf die Antworten darauf." Sollte es sich wirklich um Grabhügel handeln, wäre der Begriff Nekropole (Anmerkung: Größere Begräbnis- oder Weihestätte des Altertums und der Ur- und Frühgeschichte) mehr als berechtigt.

Da es sich bei dem zweiten Vortrag um keine leichte Kost handelte, war anschließend eine heftig geführte Diskussion im Gange. Eine Besucherin zweifelte die Aussagen an, verschob sie beinahe in die Esoterik.

Um anderen auch noch Fragen zu beantworten, brach Hermann die Diskussion an dieser Stelle ab. Eine Besucherin aus Buchenberg gab den Referenten den Tipp, doch einmal die Nikolaus-Kirche in Buchenberg auf Kultpunkte zu untersuchen. Daran hatte Kromer selbst auch schon gedacht. Nach weiteren Fragen beendete Hermann die Diskussionsrunde und lud die Anwesenden zu der passenden Wanderung ein.