Soziales: Offener Missionskreis Waldmössingen lädt am Sonntag, 18. März, zum Afrika-Tag ein

Der Offene Missionskreis aus Waldmössingen lädt am Sonntag, 18. März, wieder zum Afrika-Tag ein. Neben der obligatorischen Kartoffelsuppe gibt es aber vor allem eines: Projekte, für die es sich einzusetzen gilt.

Schramberg-Waldmössingen. Es ist dunkel, als die 17-jährige Konji durch die nächtlichen Gassen der kamerunischen Millionenstadt Douala irrt. Ihre wenigen Habseligkeiten drückt sie fest an sich. Überhaupt tut sie sich schwer damit, zu realisieren, was ihr gerade passiert. Dafür ist keine Zeit. Und so beschleunigt sie wieder ihre Schritte, streift an grob verputzten Mauern vorbei und ändert wahllos ihre Richtung. Orientierungslos ist sie nicht zum ersten Mal. Und heimatlos war sie eigentlich schon immer. Von der Großmutter wurde sie an Tanten, Onkels und entfernte Verwandte weitergereicht, niemand fühlte sich für sie verantwortlich.

Schicksale wie diese inspirierten Reginamaria Eder und Patience Mollè Lobè dazu, in Douala, der größten Stadt Kameruns, anzupacken. Seit 1998 arbeiten sie ehrenamtlich im Sozialzentrum "Hupjefi", was übersetzt soviel heißt wie "Helfender Halt für junge Mädchen". Seit 2009 ist die "Dr. Eder und Mollè Stiftung" als Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Rottenburg als rechtsfähig anerkannt.

Missstände

Aufgrund von wachsender Arbeitslosigkeit und dem Verfall traditioneller Werte sind viele der 150 000 Mädchen Doualas einer Gesellschaft ausgesetzt, die in ihnen keinen Wert erkennt. Eine fehlende Erziehung führt zum Familienzerfall, wodurch Krankheiten und frühe Schwangerschaften vorprogrammiert sind. "Hupjefi" will dem Missbrauch entgegentreten und damit ein klares Zeichen gegen sexuelle Gewalt und Ausbeutung setzen.

Die vier Mitarbeiter des Zentrums, eine Sozialpädagogin und drei Lehrer, bieten Mädchen zwischen 14 und 24 Jahren eine Anlaufstation, um sie bei Problemen zu beraten sowie sie bei erlittenen Verletzungen und traumatischen Erlebnissen zu betreuen. Auch Hausbesuche zur Reintegration der Mädchen werden durchgeführt. Regelmäßige Kurse zu den Themen Sexualpädagogik, Gesundheit und Ethik sollen den Betroffenen wieder das persönliche Selbstwertgefühl bewusst machen und dieses steigern.

Nach einem Jahr intensiver Betreuung werden die Mädchen an Schulen oder Berufsausbildungsstätten vermittelt. Weitere ein bis fünf Jahre werden sie dann auf ihrem Weg in die eigene Selbstständigkeit begleitet. Neben der einjährigen Grundausbildung, die schulische Fächer ebenso ins Zentrum rückt wie praktische Fertigkeiten, darunter Schneidern, Hauswirtschaft und Bürotätigkeit, entwickelt sich das Projekt auch anderweitig in großen Schritten voran.

Seit 2016 gibt es sogar eine auf Spendenbasis finanzierte Schneiderschule.

Der Offene Missionskreis Waldmössingen setzt eine Vielzahl von Hebeln in Bewegung, um einen Beitrag zur "Hilfe zur Selbsthilfe" zu leisten. Auch eine Gemeinde in Uganda wird im Rahmen des Projekts "Our children and our future" mitunterstützt.

Die beiden Gründer des Vereins, Emmanuel Musoke und seine Frau Maria Goretti, setzen sich für die Kinder in ihrer ugandischen Gemeinde ein. Die dabei angestrebte integrierte ländliche Entwicklung umfasst neben dem Kampf gegen Armut eine allgemeine Verbesserung der Lebenssituation vor Ort durch den Ausbau der Infrastruktur und die Prävention von Krankheiten. Auch hier hat sich dank der Förderung aus Deutschland im vergangenen Jahr viel getan.

Schulpatenschaften

Neben dem monatlichen Verkauf von fair gehandelten Produkten nach Sonntagsgottesdiensten und dem Wintermarkt setzt der Offene Missionskreis vor allem auch auf den Afrika-Tag, der am Sonntag, 18. März, nach einem Gottesdienst im katholischen Gemeindezentrum stattfinden wird. Wie mit Spenden und Schulpatenschaften auch weiterhin geholfen werden kann, wird vor Ort erklärt.

Neben der Kartoffelsuppe gibt es auch "Haricot et Beignets" direkt vom kamerunischen Koch.

Und während beim Afrika-Tag mit gemeinsamem Mittagessen und anschließendem Kaffee und Kuchen alles gleich zu bleiben scheint, verändert sich auf der anderen Seite der Welt jede Menge: zum Beispiel das Sozialzentrum in Kamerun, von dem es mittlerweile schon drei gibt. Oder das Leben von über 500 Mädchen, die in den vergangenen 20 Jahren den helfenden Halt von "Hupjefi" erfahren durften. Darunter auch die junge Konji, die nach einer erfolgreichen Schneiderlehre heute als selbstständige Schneiderin arbeitet.