Hansel und Elfer lassen sich das Brezel-Buch signieren. Fotos: Ziechaus Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Das Backwerk als Beweis für Liebe und Symbol für Glück und Schutz

Schramberg. Man könne "Unerwartetes entdecken" in der Kulturgeschichte von Nahrungsmitteln, kündigte Zunftmeister Michael Melvin den Vortrag "Gelungen geschlungen" von Irene Krauß an.

Mit der Geschichte "bildschöner Backwerke" werde die Brezel-Fachfrau Irene Krauß bei der Hanselversammlung in der "Villa Junghans" das Geheimnis eines Backwerks lüften, durch das dreimal die Sonne scheint.

Die Brezel sei nicht nur zum Reinbeißen, sie sei schon von Alters her eine Freundschaftsgabe, sogar ein Liebesbeweis und ein Symbol für Glück, Erfolg und Schutz, eröffnete die Kulturhistorikerin. Brezeln waren ursprünglich ein eucharistisches Gebäck und eine Fastenspeise aus Weizen, Hefe und Wasser, allerdings ohne Lauge und Salz. Den ersten Nachweis einer Brezel fand Irene Krauß in einer Darstellung der Abendmahlszene aus dem Kloster St. Peter in Salzburg, die im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts datiert. Ihre religiöse Bedeutung zeigten auch Ornamente in mittelalterlichen Kirchenfenstern oder ein Kreuz, das von einer Brezel umrahmt ist.

Auch beim Konstanzer Konzil vor 600 Jahren wurden Brezeln aus mobilen Backöfen angeboten, später sogar von Brezelstecken. Neben der Fastenbrezel seien bis heute Neujahrs-, Palm- oder Weihnachtsbrezeln in vielen Gegenden üblich. Die Palmbrezel in Ulm sei süß und mit Rosinen belegt. Nach Nordamerika kam die Brezel mit Auswanderern. Erst im späten 19. Jahrhundert habe man begonnen, den rohen Teig für die Laugenbrezel mit Natronstein zu bestreichen. Seit 1920 könne der Teig vor dem Backen in flüssige Natronlauge getaucht und mit Salz bestreut werden. Inzwischen gehört die gelungen geschlungene Laugenbrezel zum täglichen Vesper in Süddeutschland.

Nach diesen Erkenntnissen werden die Hansel demnächst die Brezeln "in Demut verteilen und mit Andacht verspeisen", kündigte Zunftmeister Michael Melvin für die tollen Tage an.