Nochmals über 400 Interessierte waren zur Kandidatenvorstellung und Fragerunde in die Kastellhalle Waldmössingen gekommen. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder Bote

Kandidatenvorstellung: Vierte Runde in Waldmössingen / Bewerber sehen bei vielen Fragen ähnliche Notwendigkeiten

Das lässt auf eine hohe Wahlbeteiligung am kommenden Sonntag hoffen. Nochmals über 400 Besucher kamen am Mittwoch zur vierten und letzten Oberbürgermeister-Kandidatenrunde in die Kastellhalle Waldmössingen.

Schramberg-Waldmössingen. Nachdem Thomas Herzog, Dorothee Eisenlohr und Dirk Caroli ihre auf den Stadtteil Waldmössingen auslegte Bewerbung vortrugen, folgte ein spannender Frage-Antwort-Dialog, in dem allerdings im Gegensatz zu vor acht Jahren die Frage nach einem Beigeordneten ausblieb.

Wie Jürgen Winter als Leiter des Gemeindewahlausschusses betonte, stricke jeder an der Entwicklung Schrambergs allein mit dem Gang zur Wahlurne mit.

Albert Risch meldete sich in der Fragerunde zuerst. Er vermisste von dem Trio in ihren Vorstellungen den Titel "Fair Trade Schramberg" und fragte sie nach dem Stellenwert. Herzog erinnerte daran, dieses Projekt mitgestaltet zu haben. Das Thema sei beim Juks und in den Schulen verankert. Er könne sich vorstellen, mit dem HGV eine Aktion für Mehrwegbecher in der Innenstadt zu initiieren und dass auf dem Wochenmarkt viel verpackungsfreie Ware angeboten werde. Eisenlohr versicherte, das Siegel zu kennen. Sie habe die Schokolade bei beruflichen Gelegenheiten sehr gerne verteilt. Das Projekt sei ihr sehr wichtig, auch werbe sie für die Vermarktung von regionalen Produkten. Caroli schloss sich den Vorrednern an und verwies auf eine Facebook-Aktion für plastikfreies Leben. Wichtig seien auch CO²-neutrale Brennstoffe.

Luitgard Moser wollte von den Kandidaten wissen, wie sie zum Waffengesetz und großkalibrigen Schießgeräten der Schützenvereine stehen. Wie Eisenlohr einräumte, habe sie sich mit dem Waffengesetz noch nie beschäftigt. Wenn der Verein damit gute Erfolge erziele, sollte man darauf stolz sein. Caroli stand dafür ein, es nicht zu übertreiben. Schießen sei ein Sport. Es brauche natürlich Vorschriften. Herzog sagte, damit habe er sich bisher nicht beschäftigen müssen. Derzeit befinde sich die Politik in einem Abwägungsprozess. Da die Schützenvereine mit ihren Sportgeräten regelkonform umgingen, sollte man die Kirche im Dorf lassen.

Narrenchef Manuel Häring kritisierte die geringe Zahl von Damen-WCs und die schlechte Lautsprecheranlage in der Kastellhalle und sah die Sicherheit im Foyer gefährdet. Des Weiteren sei das Mobilfunknetz im Ort schlecht. Caroli versicherte, es finde sich immer eine Lösung, wenn man nur wolle. Eine funktionierende Infrastruktur sei Grundvoraussetzung für Tourismus, Landwirtschaft und Gewerbe. Da sei der Kreis am Zug und müsse Druck machen. Herzog erinnerte sich, dass die Telekom vor Jahren einen Sendemast in Waldmössingen aufstellen wollte, aber am Widerstand der Bevölkerung gescheitert sei. Soweit ihm bekannt sei, habe sich der Vereinsring getroffen und werde seine Vorschläge dem Ortschaftsrat vorstellen. Dann werde man sehen, was machbar sei. Zur Verbesserung des Mobilfunknetzes schlug Eisenlohr vor, müsse ein Netzbetreiber kontaktiert werden und auf die Toleranz der Bürger hoffen. Wegen der Halle würde sie einen Ortstermin vereinbaren, bei dem der Vereinsring seine Wünsche äußere.

Kreisel an der Landesstraße

Hans Walz beschwerte sich, weil bei der Erschließung des Baugebiets Holderstauden-Seele ein Kreisel am Ortseingang von Winzeln kommend zur Geschwindigkeitsreduzierung versprochen wurde, aber nichts geschehen ist. Herzog sagte, er habe den Fachbereich angewiesen, in der Winzelner Straße verstärkt das Geschwindigkeitsmessgerät aufzustellen. Eine Verkehrszählung sei in Auftrag. Das Ergebnis werde zeigen, ob eine Reduzierung auf 30 Stundenkilometer möglich ist. Der Kreisel könne kommen, wenn ein Lebensmittelmarkt dort ansiedle. Eisenlohr bekannte sich zu mehr Geschwindigkeitsreduzierungen, die der Ortschaftsrat entscheiden müsse. Möglich wäre, in der Winzelner Straße ein Stück vor dem Ortseingang die Geschwindigkeit auf 70 Kilometer zu reduzieren. Nach Auskunft von Caroli gibt es Möglichkeiten, die Landesverkehrsordnung zu lockern und mehr Fußgängerüberwege zu installieren. Den Kommunen müsse höhere Priorität eingeräumt werden, bevor etwas passiere.

Lothar Munz warf Caroli vor, in Waldmössingen einen zweiten Europapark Rust aufmachen zu wollen. Der Ort habe zwar seit 1960 die Einwohnerzahl verdoppelt. Dennoch müsse der ländliche Charakter beibehalten und der Ort dürfe vom Tourismus nicht überrollt werden. Caroli korrigierte seine Aussage in der Vorstellung. Der Tourismus sei ein wichtiger Pfeiler, der in Maßen erweitert und das vorhandene Potenzial genutzt werden müsse. Herzog wusste von einem 2014 entwickelten Tourismus-Konzept der Stadt, in dem Waldmössingen nicht enthalten sei. Dies solle die Attraktivität des Erlebnisbauernhofs nicht schmälern. Er sehe aber das Potential in der Talstadt.

Ein Raunen ging durchs Publikum, als Eisenlohr den Anteil Waldmössingens an Schrambergs Übernachtungszahlen mit zwei Prozent bezifferte. Verbesserungsmöglichkeiten könne sie sich in der bestehenden Gastronomie des Hofes vorstellen, ebenso Hofläden der Landwirte mit Direktvermarktung.

Viele Wild-Parker

Udo Moser fuhr schweres Geschütz auf. Seit dem Ortsspaziergang vor einem Jahr warte er als Anlieger der Weiherwasenstraße auf Entwürfe, wie die Wild-Parkerei in dieser Straße bis zum Sportheim verbessert werden könne. Herzog gab zu, mit dieser Frage gerechnet zu haben. Vor einem Jahr sei eine Grobkonzeption vorgestellt worden. Man sei allerdings wegen anderer wichtigerer Projekte nicht so vorangekommen wie gewünscht. Bald würden dem Ortschaftsrat konkrete Vorschläge unterbereitet. Eisenlohr riet zu einem Treffen, um abzuklären, was am Wichtigsten sei und was sich die Stadt leisten könne. Der städtische Vollzugsdienst müsse am Sonntag aufkreuzen und Strafzettel verteilen. Sie rate von noch mehr Parkplätzen ab, da dies automatisch mehr Autos bedeute. Caroli schlug vor, eine Bürgerversammlung einzuberufen und eine To-Do-Liste zu erstellen. Nach Lösungen zu suchen und sie umzusetzen sei dann die Aufgabe des Ortschafts- und Gemeinderats.

Werner Eble wollte wissen, wie das geplante Wohngebiet Kehlenstraße und Schützenhaus zusammen funktionieren und wann Bauhof und Festplatz verlegt würden. Nach Auskunft von Caroli wird beim Baugebiet ein Lärm- und Staubgutachten gemacht, das die Gemeinde bezahlen muss. Bauhof und Festplatz seien zuerst dagewesen, deshalb müssten sich die künftigen Bewohner der Seniorenresidenz damit abfinden. Herzog und Eisenlohr verwiesen beim Bebauungsplan ebenfalls auf das Lärm- und Staubgutachten. Beim Seniorenheim bestehe ein Baurecht, da müsse die Stadt die Genehmigung erteilen. Der bestehende Festplatz sei bei den Planungen berücksichtigt worden, da sähen sie keinen Konflikt.

Hugo Keller berichtete vom stark zugenommenen innerörtlichen Verkehr. Eine Entlastung der Anlieger könne nur durch eine Umgehung erreicht werden. Dabei müssten die Nachbarkommunen mit ins Boot genommen werden. Herzog räumte ein, dass die Priorität bisher nicht hoch gewesen sei und sich ändern müsse. Das Land sei Bauträger. Der Kreis müsse mit den Kommunen reden, um Bewegung rein zu bringen. Eisenlohr bevorzugte eine große Umgehung anstelle einer Teilumfahrung. Eine Initiative des Kreises würde sie begrüßen, der eine Machbarkeitsstudie erstellen könnte. Seiner Erfahrung nach, so Caroli, lasse sich das Land bei solchen Vorhaben meist viel Zeit. Derweil könnte die Landstraße durch Waldmössingen für den Schwerlastverkehr so unattraktiv gemacht werden, dass dieser eine andere Strecke benutze.