Glasfenster in der Falkensteiner Kapelle mit einer kurzen Chronik zur Geschichte des Gotteshauses und den Wappen von Freiherr Ferdinand Carl von Bissingen und seiner Gattin Gräfin Katharina von Grafen­egg. Foto: Stadtarchiv Schramberg Foto: Schwarzwälder-Bote

Freiherr Ferdinand Carl von Bissingen und seine Zeit – Forschungen von Gisela Roming ergeben ein neues Bild der Herrschaft Schramberg

Von Carsten Kohlmann Schramberg. Vor 200 Jahren wurde die im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Falkensteiner Kapelle von Freiherr Ferdinand Carl von Bissingen vor dem Untergang gerettet. Gisela Roming berichtete beim Museums- und Geschichtsverein Schramberg über sein Leben und seine Zeit.An die Rettung der geschichtsträchtigen Kapelle am Eingang des Bernecktales vor 200 Jahren erinnern die Zahl "1713" über dem Türsturz und eine Chronik des Gotteshauses auf einem Glasfenster aus dem 20. Jahrhundert.

Mutter in der Ruine der Kapelle beigesetzt

In der Ruine der 1633 zerstörten Kapelle ließ Ferdinand Carl von Bissingen bereits 1689 seine Mutter Katharina Kunigunde von Nippenburg beisetzen, da sie der mit dem Täufertum verbundenen Glaubensgemeinschaft von Kaspar Schwenckfeld angehört hatte und deshalb nicht wie die anderen Familienmitglieder in der katholischen Pfarrkirche Sankt Nikolaus beerdigt werden konnte.

1713 veranlasste Ferdinand Carl von Bissingen, die baufällige Kapelle mit dem Grab seiner Mutter und offenbar auch einer Tante trotz aller Not im Spanischen Erbfolgekrieg mit einem Dach zu schützen. 1756/62 nahm sein Sohn, Graf Joseph Ferdinand von Bissingen und Nippenburg, schließlich den Wiederaufbau und die Neueinweihung vor.

Der Historikerin Gisela Roming ist es zu verdanken, dass zur bisher nur wenig bekannten Geschichte der Adelsfamilie im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert mittlerweile viele neue Informationen vorliegen, die zu einem neuen Bild der Herrschaft Schramberg in dieser Epoche führen. Da die Überlieferung im Familienarchiv viele Lücken aufweist, ist es ein Glücksfall, dass in dem Archiv der Grafen von Wolkenstein-Trostburg im Südtiroler Landesarchiv in Bozen eine umfangreiche Korrespondenz von Kunigunde Felicitas von Wolkenstein (geborene von Bissingen) mit ihrer Familie in Schramberg entdeckt wurde.

Ihr Bruder Ferdinand Carl von Bissingen war nach Gisela Roming "ein Stammhalter wider Willen", der nach dem frühen Tod seines Vaters die Herrschaft von seiner Mutter übernehmen musste, da seine Brüder alle in noch jungen Jahren starben.

Er besuchte das Jesuitengymnasium in der Reichsstadt Rottweil, studierte in Freiburg und Parma Rechtswissenschaften und Moraltheologie und erreichte als Hofmeister eine wichtige Position im Dienst des berühmten Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden ("Türkenlouis").

An einer Heirat war er zunächst nicht interessiert und klagte in einem Brief an seine Schwester: "...tragt man mir mehr Weiber an, als ich heiraten kann." Im Interesse seiner Familie und der Erhaltung ihrer Herrschaft war dieser Schritt aber letztlich doch notwendig. Mit seiner aus einem standeshöheren Geschlecht stammenden Braut Katharina von Grafenegg machte er eine hervorragende Partie und legte damit die Grundlage für den weiteren Aufstieg der Adelsfamilie. In der Pfarrchronik wird er als "ein Mann für alles Höchste geboren" gerühmt. Die Übernahme der Herrschaft seiner Eltern war aber vom Pfälzischen Erbfolgekrieg überschattet, der am 10. und 11. Januar 1689 zur dauerhaften Zerstörung des Schlosses auf dem Schramberg führte.

Ferdinand Carl von Bissingen war seitdem offenbar ohne festen Wohnsitz. Für ein von früheren Lokalhistorikern am Beginn des Burgweges angenommenes Provisorium konnten in der schriftlichen Überlieferung noch keine Beweise gefunden werden. Nach 1689 hielt sich Ferdinand Carl von Bissingen deshalb oft in der oberschwäbischen Herrschaft Grundsheim auf, die aus dem nippenburgischen Erbe seiner Mutter stammte.

1691 verlor er kurzzeitig die Herrschaft, da Graf Jakob von Hamilton eine höhere Pfandsumme bot, konnte sie aber bereits 1695 wieder zurückgewinnen und als so genanntes "Kunkellehen" auch für weibliche Erben dauerhaft für die Adelsfamilie sichern. Ein "Familienfideikomiss" sicherte zudem die ungeteilte Weitergabe des Familienbesitzes an die folgenden Generationen.

Mit dieser Lebensleistung erweist sich Ferdinand Carl von Bissingen aus der Sicht von Gisela Roming als "sehr moderner Adliger, der die Herrschaftsausübung anders anging als die alten Adligen." Seiner Nachwelt hinterließ er in der Sankt-Maria-Kirche ein eindrucksvolles Grabmal, das bis heute an diesen bemerkenswerten Besitzer der Herrschaft Schramberg erinnert. Aus der Sicht von Gisela Roming wurde er bisher "zu Unrecht verkannt."