Wilhelm Karle war von 1932 bis 1939 Pfarrer in Tennenbronn. Foto: Schwarzwälder Bote

Erinnerung: Feierstunden und Kranzniederlegungen für die Kriegsopfer / Frieden nicht selbstverständlich

Schramberg. Am Volkstrauertag gedenken wir der Soldaten und Opfer, die ihr Leben in diesem Krieg und in allen anderen Kriegen in Europa und der Welt ließen.

Zu den Feierstunden mit Kranzniederlegungen, die am Sonntag, 17. November, auf den Friedhöfen in den Stadtteilen stattfinden, sind alle Einwohner, ganz besonders auch die jungen Menschen der Stadt, eingeladen.

Die Gedenkfeier auf dem Talstadtfriedhof wird ab 11.30 Uhr von Jürgen Winter, Erster ehrenamtlicher Stellvertreter der Oberbürgermeisterin, gemeinsam mit Schülern des Geschichtsneigungskurses der Kursstufe 11 des Gymnasiums gestaltet.

Die Jugendlichen waren Anfang Oktober auf Einladung der Deutschen Botschaft in Belgien und nahmen an einer belgisch-französisch-englisch-deutschen Gedenkveranstaltung für die Opfer des Ersten Weltkrieges auf dem Friedhof von Marcinelle, einem Stadtteil der Schramberger Partnerstadt Charleroi, teil. Sie wollen am Volkstrauertag zeigen, dass sich auch junge Menschen bewusst machen, wie wenig selbstverständlich Frieden ist und wie sehr sie sich Gedanken um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft machen.

Pfarrerin Martina Schlagenhauf wird das Fürbittegebet sprechen. Den feierlichen Rahmen runden die Chorgemeinschaft Frohsinn und die Stadtmusik Schramberg ab.

Im Stadtteil Tennenbronn steht in diesem Jahr besonders die Geschichte der Familie Karle in der NS-Zeit im Blickpunkt des Gedenkens. Wilhelm Karle war von 1932 bis 1939 Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Tennenbronn.

Aufgrund der jüdischen Herkunft seiner Ehefrau Annemarie Karle und der immer stärker werdenden Judenverfolgung nach der Pogromwelle um den 9./10. November 1938 musste die Familie aus dem Deutschen Reich nach Großbritannien fliehen. Das lange nur wenig bekannte Schicksal der Familie wurde von der Projektgruppe Tennenbronner Heimathaus im Museums- und Geschichtsverein Schramberg erforscht, die zum Volkstrauertag auch eine Gedenktafel bei der evangelischen Kirche der Öffentlichkeit übergeben wird.

Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr wird die Gedenkfeier in Tennenbronn eröffnen und Carsten Kohlmann, Leiter von Stadtarchiv und Stadtmuseum, erinnert in seiner Ansprache an das Schicksal der Pfarrerfamilie Karle.

In Heiligenbronn hält der ehrenamtliche Stellvertreter des Oberbürgermeisters, Stadtrat Martin Himmelheber, im Anschluss an den Gottesdienst in der katholischen Wallfahrtskirche St. Gallus um 9 Uhr eine Gedenkrede.

Um 10 Uhr lädt die stellvertretende Ortsvorsteherin Annette Jauch auf den Friedhof in Waldmössingen zur Kranzniederlegung ein. Sie wird bei ihrer Ansprache unterstützt vom Musikverein Eintracht Waldmössingen und dem katholischen Kirchenchor Waldmössingen.