Sonja und Reinhold Fleig bei einer Übung. Sie muss dabei mit den Augen abwechselnd der goldenen und der silbernen Kugel folgen, wodurch auch das Gehirn beansprucht wird. Foto: Dold

Reinhold und Sonja Fleig haben viele Tipps parat. Einsatzmöglichkeiten für jedes Alter. Mit Video

Schramberg-Tennenbronn - Es kann Fußballer verbessern, die Lesebrille überflüssig machen, ältere Autofahrer besser werden lassen und mitunter sogar Rückenschmerzen vergessen machen: Die Rede ist vom Visualtraining.

Reinhold und Sonja Fleig waren schon immer an neuen und ungewöhnlichen Trainingsmethoden interessiert – und so stießen sie in der Schweiz auf das Visualtraining. Hier wurden sie erstmals auf ungewöhnliche Zusammenhänge aufmerksam.

Ihr Sohn litt an der Hautkrankheit Neurodermitis und schielte etwas. Das Sehtraining half ihm bei beiden Problemen. Warum? "Schielen verursacht Stress, was wiederum Neurodermitis auslösen kann", erzählt Reinhold Fleig. Mit einem Sehtraining konnte beidem entgegen gesteuert werden.

Die beiden Tennenbronner hatten Feuer gefangen und so belegten sie bei Profis Kurse in Köln und München zu diesem Thema. Nach ihrem Abschluss dürfen sie sich nun ViCo-Trainer nennen und ihr Wissen weiter geben.

Das können ganz unterschiedliche Abnehmer sein: Vom Fußball- oder Handballverein über Senioren bis hin zum "Bürohengst", der seinen Augen und seinem ganzen Körper etwas Gutes tun möchte. "Damit kann man schon im Alter von acht Jahren anfangen", weiß Reinhold Fleig.

Durch die viele Arbeit am PC oder das Starren auf das Smartphone verenge sich das Blickfeld, das periphere Sehen verkümmere. "Wenn man acht Stunden auf den Bildschirm starrt, sollte man deshalb danach eigentlich 30 Minuten lang nicht Auto fahren", sagt Reinhold Fleig.

Ein Tipp für Büroarbeiter: Sie sollten immer wieder einen Punkt in mindestens sechs Meter Entfernung und danach einen der Nähe anvisieren und die Augen in Richtung Nasenflügel eindrehen. So werde die Augenmuskulatur trainiert. "Visualtraining lässt sich problemlos in den Alltag integrieren", weiß der Trainer.

Einsatz im Profifußball

Fußballprofis, beispielsweise bei Bayern München, arbeiten bereits mit Visualtrainern. Diese setzen Auge und Gehirn mit Übungen unter Stress. "So hat der Bayern-Profi auch in der 92. Minute eines Spiels unter Bedrängnis noch das Auge für den freien Mann", so Fleig. Bei Amateursportlern könne man bisweilen sogar noch deutlich mehr rausholen. Daher könnten sich Sportvereine bei ihm melden, um ein solches Visualtraining zu organisieren.

Insbesondere im Sport gibt es viele Einsatzmöglichkeiten für solch ein Training, sei es beim Tennis, Eishockey, Boxen oder Golf. Auch Mountainbiker oder Schwimmer können von diesem Training profitieren. In den USA ist es inzwischen beispielsweise im Basketball ein probates taktisches Mittel: Dort erhalten Verteidiger die Anweisung, dem Gegner unmittelbar vor dem Wurf die Hand vor sein dominantes Auge zu halten – und schon kann dieser nicht mehr genau zielen.

Welches das dominante Auge ist, lässt sich rasch ermitteln: Man hält eine Papierröhre ein Stück weit vom Gesicht weg und visiert durch die Röhre einen Punkt an. Nun schließt man abwechselnd das rechte und dann das linke Auge. Sieht man den anvisierten Punkt mit dem rechten Auge, so ist dieses das dominante – umgekehrt natürlich auch.

Visualtraining hält die Augenmuskulatur geschmeidig, was der Altersfehlsichtigkeit entgegen wirken kann. Es sei kein Automatismus, dass die Augen im Alter schlechter werden. Dem könne man entgegen wirken, so Fleig.

Er selbst sei 54, habe seine Sehkraft durch das Training deutlich verbessert, sagt Reinhold Fleig. Entscheidend sei das Zusammenspiel von Gehirn und Auge, da das Sehen zu 80 Prozent vom Gehirn ausgehe. "Viele Menschen schauen im Prinzip nur mit einem Auge, das Gehirn kompensiert das Ganze dann", erzählt Fleig.

Vier Funktionen

Gutes Sehen hat vier Augenfunktionen: Motilität (Augenbeweglichkeit), Akkommodation (Nah-Fern-Einstellung), Fusion (3D-Sehen) und Gehirnintegration (zum Beispiel Auge-Hand-Koordination). Für alle vier Bereiche gibt es eine Vielzahl von Übungen. Auch nach Augenoperationen könne das Training helfen – analog beispielsweise zur Physiotherapie nach einem Beinbruch.

Weitere Informationen: Ein Kurs zum Sehtraining beginnt am Mittwoch, 21. März, im Felsen Sport-Shop. Anmeldungen sind möglich unter Telefon 07729/270.

Info: Übungen

Augenbeweglichkeit: Kopf ruhig halten. Nun bewegen sich die Augen in folgende Richtungen: Rechts-links, oben-unten sowie diagonal rechts oben-links unten und links oben-rechts unten. Hinzu kommen fünf Kreisbewegungen in beide Richtungen.  

Nah-Fern-Einstellung: Einen Punkt in mindestens sechs Meter Entfernung etwa fünf Sekunden fixieren. Anschließend die Augen langsam eindrehen, sodass die Nasenflügel gesehen werden. Blick drei bis fünf Sekunden halten und wieder ausdrehen. Zehn Mal wiederholen.

Solche Übungen sollten täglich fünf bis zehn Minuten absolviert werden – und schon stellen sich positive Ergebnisse ein, die sich nach zehn Wochen bemerkbar machen.