Schlachtfest bei St. Laurentius feiert Jubiläum: Vor 50 Jahren Auftakt im ehemaligen Schwesternhaus

Von Lothar Herzog

Schramberg-Sulgen. Die Katholische Kirchengemeinde St. Laurentius Sulgen feierte am Sonntag ein ungewöhnliches Jubiläum: 50 Jahre Schlachtfest.

Als im Herbst 1964 die Premiere im ehemaligen Schwesternhaus in der Hardtstraße erfolgte, hatte wohl niemand an eine solche jahrzehntelange Tradition gedacht. Zumal die Idee des Schlachtfests im Zusammenhang mit dem rund 2,5 Millionen Mark teuren Kirchenneubau entstand.

Als die Schulden der neuen Kirche 1977 getilgt waren, wurden die Erlöse der Schlachtfeste für andere Projekte wie den Umbau des Pfarrhofs oder Erweiterung des Kindergartens Wittum verwendet. In diesem Jahr wird das Geld in die Sanierung des Kirchendachs gesteckt. In der Anfangszeit wurden zwei Schweine geschlachtet, die abwechselnd von Sulgener Landwirten gespendet wurden.

Mit dieser Großzügigkeit war es dann vorbei, als das Schlachtfest aufgrund des Besucherandrangs ab 1968 in die Sulgener Festhalle verlegt und Hausmetzger Herbert Bantle bis zu sechs Schweine schlachten musste. Später gab es dann samstags und sonntags Schlachtplatte, seit circa zehn Jahren wird das Schlachtfest wieder nur am Sonntag veranstaltet. Auch der rege Straßenverkauf trägt zum Gelingen bei.

Selber geschlachtet wird schon lange nicht mehr

Selber geschlachtet wird längst nicht mehr. Die Kirchengemeinde bestellt die fertige Ware bei Metzgermeister Paul Fehrenbacher in Heiligenbronn und bereitet sie in der Festhallenküche zum Servieren vor. Große Unterstützung beim Auf- und Abbau erhält sie von der Kolpingfamilie. Bis heute spenden die Landwirte das Brot, worauf Hubert Haas, der bis 1996 die Organisation innehatte, sehr dankbar ist. Nach ihm leitete Elisabeth Spöttle das Schlachtfest, seit 2006 ist Kirchengemeinderatsvorsitzende Susanne Seckinger verantwortlich.

Wie sie sich erinnern kann, fiel das Schlachtfest zuletzt 2007 aus, weil mit der Investitur von Pfarrer Eberhard Eisele ein größeres Fest anstand. Zwar gab es auch 1967 wegen der Einweihung der neuen Kirche kein Schlachtfest. Dieses wurde jedoch ins Frühjahr 1968 verschoben. Somit wurde am Sonntag das 47. Schlachtfest gefeiert. Als typische Schlachtplatte wird ein Menü von Blut-, Leber- und Bratwurst, Bauchspeck (Kesselfleisch), Sauerkraut und Kartoffelbrei bezeichnet.

Vor allem im mittleren Schwarzwald war früher die Hausschlachtung mit dem so genannten "Säcklestrecken" verbunden, einem heute nur noch recht selten ausgeübten Brauch. Ursprünglich hatte dies den Zweck, den Armen des Dorfes Fleisch und Wurst zukommen zu lassen. Dabei wird ein mit Lebensmitteln wie Kaffee, Mehl, Nudeln, Obst und Wein gefülltes Leinensäckchen an eine Holzstange gebunden.

Traditionell liegt dem Säckle ein in gereimter Form und humoristisch aufbereiteter Schandbrief bei, in dem Missgeschicke der Angehörigen des Bauernhofes aufgelistet werden. Die Säcklestrecker, meist Nachbarn oder gute Bekannte, schleichen sich nachts ans Haus, legen das Säckchen vor die Haustür, klingeln und verstecken sich. Der Bauer füllt das Säckchen mit Fleisch und Wurst und legt sich auf die Lauer, um die Säcklestrecker bei der Abholung zu erwischen. Gerade darin liegt der besondere Reiz und es gab schon oft wilde Verfolgungsjagden.

Werden die Säcklestrecker erwischt, wird ihnen das Gesicht mit Ruß schwarz gefärbt, die Hände auf den Rücken gebunden und aufgefordert, Metzelsuppe zu schlürfen. Auch in Sulgen ist das Säcklestrecken der älteren Generation noch bestens bekannt.