Helga Kling (Mitte) bei der Übergabe des Majolika-Nachlasses ihrer Mutter Klara Harter an Carsten Kohlmann (links) und Raphaela Schneider (rechts) vom StadtmuseumFotos: Stadtmuseum Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Helga Kling schenkt den Nachlass ihrer Mutter dem Stadtmuseum Schramberg

Zum Jubiläum "200 Jahre Schramberger Majolikafabrik" hat das Stadtmuseum Schramberg vor einigen Wochen ein besonderes Geschenk erhalten. Helga Kling aus Böblingen übergab 100 Keramikobjekte aus dem Nachlass ihrer Mutter.

Schramberg. Die gebürtige Schrambergerin und heutige Böblingerin Helga Kling hat in diesem Jahr ihr 70. Lebensjahr vollendet. Ihrer Heimatstadt ist sie bis heute als begeisterte Leserin der Zeitschrift "D’ Kräz" des Museums- und Geschichtsvereins Schramberg verbunden.

Der in diesem Jahr begangene 200. Geburtstag der Schramberger Majolikafabrik gab ihr den Anstoß, die Keramikobjekte ihrer Mutter Klara Harter (1910 bis 1950) dem Stadtmuseum Schramberg zu schenken.

Die Tassen, Teller und Vasen in unterschiedlichen Dekoren waren für sie zeitlebens eine Erinnerung an ihre Mutter, die wenige Tage nach ihrer Geburt sterben musste. "Ich freue mich wirklich sehr, dass das hier einen Platz finden kann", sagte sie bei der Übergabe an Archiv- und Museumsleiter Carsten Kohlmann und seine Mitarbeiterin Raphaela Schneider, "ich habe ein schönes Gefühl".

Genau 100 Objekte zählte Robin Wußler, der ein freiwilliges soziales Jahr Kultur ableistet, die Helga Kling in mehreren Körben mitgebracht hatte.

Der Nachlass enthält die in den 1930er- und 1940er-Jahren populären Dekore "Angela", "Betty", "Inge" und "Rita", – vom Dekor "Betty" sogar ein vollständiges Service. Als Besonderheit ragt ein Nachttopf heraus, ein nur selten erhaltener Gebrauchsgegenstand.

"Sie war mit Leib und Seele Malerin", berichtete Helga Kling über ihre Mutter, die sie selbst nie kennenlernen konnte. Ihre Mutter war eine Tochter des Lokomotivführers Gebhard Wagner (1873 bis 1947) und seiner Ehefrau Luise (1876 bis 1934), der 1910 nach Schramberg kam und mit seiner Familie in der Nähe des Bahnhofs am Hammergraben in der Nordstadt wohnte.

Im Alter von 14 Jahren trat Klara Wagner in die Schramberger Majolikafabrik ein. Von 1931 bis 1935 lebte sie mit ihren Eltern in Kornwestheim, wohin ihr Vater versetzt worden war. 1935 kehrte sie nach Schramberg zurück, heiratete 1939 den Malermeister Franz Josef Harter (1910 bis 1972) und arbeitete bis zu ihrem frühen Tod wieder in der Schramberger Majolikafabrik.

Auch ihr Ehemann war eine Künstlernatur, befreundet mit den zeitgenössischen Malern des Schwarzwalds, Wilhelm Kimmich (1897 bis 1986) und Otto Neudeck (1904 bis 1986), und Mitglied im Württembergischen Künstlerbund. Die Familie war in der Bühlestraße 16 in der Südstadt zu Hause.

"Du hast das Maler-Gen geerbt", sagte man schon öfter zu Helga Kling, die wie ihre Eltern eine große Kunstliebhaberin ist. Im Jahr 1990 begann die Sparkassenbetriebswirtin – damals so alt wie ihre Mutter, als sie starb – sich unter fachkundiger Anleitung in die Porzellanmalerei einzuarbeiten. Ihre Arbeiten in verschiedenen Aufglasurtechniken hat sie bereits in mehreren Ausstellungen gezeigt. Eine kostbare Kanne mit Weihnachtsmotiven hat sie 2018 dem Krippenmuseum in Oberstadion in Oberschwaben geschenkt, die dort auch ausgestellt ist.

Das Stadtmuseum Schramberg freut sich jederzeit über weitere Produkte der Schramberger Majolikafabrik zur Ergänzung seiner Sammlungen. Telefon: 07422/29-2 68; E-Mail: museum@ schramberg.de