Martin Maurer (von links) und Hans Haaser vom Museums- und Geschichtsverein Schramberg bei der Übergabe des "Archivs Albrecht" an Museumsleiter und Stadtarchivar Carsten Kohlmann Foto: Graf Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Fotos wiederentdeckt

Stadtarchiv und Stadtmuseum Schramberg haben ein sehr wertvolles Geschenk erhalten: Der Museums- und Geschichtsverein Schramberg hat das über fünf Jahrzehnte verschollene Fotoarchiv von Hans Albrecht mit etwa 2000 Bildern übergeben.

Schramberg. Das Fotoarchiv wurde von den 1930er- bis 60er-Jahren von Hans Albrecht (1901 bis 1974) angelegt, der 1923 als Techniker aus Sachsen-Anhalt zu den Uhrenfabriken Gebrüder Junghans AG nach Schramberg gekommen war. Durch die Heirat im Jahr 1930 mit Emilie Haaga (1898 bis 1972), einer Tochter von Franz Xaver Haaga (1861 bis 1926) und Emilie Haaga (1869 bis 1926), kam er in eine Familie, die eng mit der Geschichte der Stadt Schramberg verbunden war. Sein Schwiegervater war von 1889 bis 1926 der Rentamtmann der Grafen Cajetan von Bissingen und Nippenburg (1806 bis 1890), Ferdinand von Bissingen und Nippenburg (1837 bis 1919) und zuletzt Cajetan von Bissingen und Nippenburg (1870 bis 1956) und hatte an ihrer Seite das Ende der alten Adelsherrschaft im Übergang von der Monarchie im wilhelminischen Kaiserreich zur Demokratie in der Weimarer Republik erlebt.

Im Doppelhaus Tiersteinstraße 5/7 befand sich bis Mitte der 1970er-Jahre im rechten Gebäudeteil das Gräflich-Bissingische Rentamt. Von den 1920er- bis 60er-Jahren führte Emilie Albrecht im linken Gebäudeteil das beliebte "Hotel-Pension Haaga".

Beim Aufbau des Fotoarchivs arbeite Hans Albrecht mit dem etwa altersgleichen Fotografen Franz Kasenbacher (1898 bis 1985) zusammen. Kasenbacher fertigte von vielen Bildern aus Privatbesitz Reproduktionen an, die Hans Albrecht auf einen Karton aufklebte und mit der Präzision eines Technikers beschriftete. In Gesprächen mit alten Schrambergern ermittelte er viele Namen der abgebildeten Personen, die heute nicht mehr feststellbar wären. Im Lauf der Zeit entstand durch diese Sammeltätigkeit ein herausragendes Privatarchiv.

Ein großer Teil der Bilder stammt von den beiden Fotografen Carl Faist I (1839 bis 1918) und Carl Faist II (1872 bis 1948), deren Archiv bis auf einen im Jahr 2011 vom Stadtarchiv Schramberg entdeckten und erworbenen Rest größtenteils verloren gegangen ist. Um so wertvoller waren – und sind – die in der Sammlung von Hans Albrecht enthaltenen Originale und Reproduktionen.

Zum 100-jährigen Stadtjubiläum stellte Hans Albrecht sein Bildmaterial für das "Liebes hundertjähriges Schramberg" zur Verfügung, das vor einem begeisterten Publikum aufgeführt wurde. Auch mehrere Bilder in dem Festbuch "Das ist Schramberg" kamen aus seinem Bestand.

Was sieben Jahre später nach dem Tod von Hans Albrecht aus dem Fotoarchiv wurde, blieb lange unbekannt, bis 2011 ein erster Teil wieder überraschend auftauchte. Hans von Zeppelin übergab dem Stadtarchiv Schramberg aus dem Nachlass seines Vaters Kurt von Zeppelin (1907 bis 1988) Bilder zur Geschichte der Familie Junghans und der Uhrenfabrik, der ganz offensichtlich von Albrecht angelegt worden war.

Der Fund weckte die Hoffnung, dass auch der übrige Teil des Fotoarchives eines Tages wieder ans Licht kommen würde. Am Montag dieser Woche ist diese Hoffnung nun Realität geworden, als Martin Maurer und Hans Haaser vom Museums- und Geschichtsverein Schramberg den Bestand dem Stadtarchiv und Stadtmuseum Schramberg übergaben.

Die etwa 2000 Bilder waren im Nachlass des ehemaligen Notars Günter Hölscher (1911 bis 1990), eines Freundes von Hans Albrecht, erhalten geblieben. Seine Tochter Rodtraut Hölscher in Eutingen im Gäu überließ die Bilder dem Museums- und Geschichtsverein Schramberg, der sie wiederum dem Stadtarchiv und Stadtmuseum Schramberg übergeben hat, das bereits mehrere andere bedeutende Fotoarchive verwahrt.

Einige Benutzer zeigten sich am Mittwoch im Stadtarchiv bereits begeistert über den Zugang. Der Heimatforscher Dieter Kohlmann fand Bilder für seinen diesjährigen Beitrag zur Geschichte der alten Steige in der "D’Kräz", der Archäologe Moritz Seeburger entdeckte einige der ältesten bisher bekannt gewordenen Bilder der örtlichen Burgruinen und auch der Eisenbahnforscher Klaus Lambek wurde bereits fündig.

Weitere Informationen: Im kommenden Jahr soll das Fotoarchiv in einem Vortrag im Jahresprogramm des Museums- und Geschichtsvereins vorgestellt werden.