Ein Doppeldecker der Feldfliegerabteilung 27 im Ersten Weltkrieg Fotos: Stadtarchiv Schramberg Foto: Schwarzwälder Bote

Serie: Der Raum Schramberg im Ersten Weltkrieg (Teil 11) / Zeitgeschichtliche Hintergründe

In der Ausstellung "Schramberg im Ersten Weltkrieg" ist im Stadtmuseum derzeit auch eines der ältesten bisher bekannten Luftbilder von Schramberg zu sehen.

Schramberg. Das Luftbild hat das Stadtarchiv Schramberg zusammen mit zwei weiteren Bildern vor drei Jahren über ein Internetauktionshaus erworben. Auf dem eindrucksvollen Foto sind viele Gebäude zu sehen, die heute noch stehen; vor allem das Gebiet um die Uhrenfabriken Gebrüder Junghans im Lauterbachtal war bereits dicht besiedelt. Auch der Nachbarort Lauterbach ist am Rand zu sehen.

Nach den Angaben des Verkäufers wurde das Luftbild von einem Piloten namens August Staiger aus der "Feldfliegerabteilung 27" gemacht. Dieser ist auch auf einem der beiden anderen Aufnahmen in Uniform zu sehen. Auf dem dritten Foto soll sein Flugzeug zu sehen sein, aber da es in der Luft aufgenommen wurde, kann man sich nicht sicher sein, dass auf diesem Foto auch tatsächlich sein Flugzeug zu sehen ist. Es handelt sich um ein Modell der so genannten "C-Klasse", bei dem an der Seite auch die Nummer "C3627" zu erkennen ist. Der Pilot habe am 20. Juni 1917 die "Goldene Militär-Verdienst-Medaille" für sieben Feindabschüsse und bereits am 30. Oktober 1916 den Fliegerpokal erhalten.

Im Internet gibt es mittlerweile viel Information zur Geschichte der deutschen Luftwaffe im Ersten Weltkrieg. Zu August Staiger lassen sich aber mehr Fragen stellen, als man Antworten finden kann. Wir stellten fest, dass der Verkäufer ein Fotoalbum der "Feldfliegerabteilung 27" besaß und die Bilder ausgeschnitten hat, um sie dann einzeln zu verkaufen. Man erkennt nämlich deutlich den Hintergrund des Fotoalbums und die gleiche Schrift bei den Bildern. Viele Bilder aus diesem Album stammen vom damaligen Flugplatz Böblingen, weshalb man vermuten kann, dass der Pilot zumindest zeitweise dort stationiert war. Bei den Angaben des Verkäufers sind aber Zweifel angebracht, da er vielen Menschen auf der ganzen Welt diese Bilder verkaufte und immer die gleichen Informationen weitergab.

Recherche über Piloten August Staiger auch auf Internetforen

Viele von diesen Käufern versuchen durch Internetforen mehr über den Piloten August Staiger zu erfahren. Man findet jedoch recht wenig über ihn heraus, auch nicht in Listen der "Feldfliegerabteilung 27", die später zur "Feldfliegerabteilung A 266" umbenannt wurde. Eine Person verwies die Sammler an das Staatsarchiv Ludwigsburg, da dort zwei Akten mit dem Titel "August Staiger" überliefert seien. Eine dieser beiden Personen kommt aber grundsätzlich in Betracht, da er bereits vor dem Ersten Weltkrieg verstorben ist.

Anders als zunächst angenommen erscheint es jetzt daher zweifelhaft, ob das Luftbild von August Staiger stammt. Viele der aus dem Album entfernten Bilder zeigen andere Orte in Südwestdeutschland. Auf der Rückseite des Luftbilds von Schramberg findet sich zum Beispiel ein Luftbild von Schloss Solitude bei Stuttgart. Da das Fotoalbum leider nicht als zusammenhängendes Dokument vorliegt, weiß man leider kaum etwas über den Fotografen und nur wenig über August Staiger.

Zu den modernen Waffen, die im Ersten Weltkrieg ihre bis heute andauernde Bedeutung erlangten, gehört auch das Flugzeug. Nachdem es den Brüdern Wilbur Wright (1867 bis 1912) und Orville Wright (1871 bis 1948) im Jahr 1903 in den USA gelang, ein Flugzeug mit motorbetriebenen Luftschrauben zu bauen, war der historische Durchbruch erreicht. Im Deutschen Reich versuchte das Königreich Preußen bereits früh, den Luftraum auch militärisch zu beherrschen, jedoch erst mit Luftschiffen. So hatte Preußen bereits 1884 eine Luftschiffarmee. Insbesondere Hauptmann Wolfram De le Roi (1874 bis 1956), Offizier an der Flugschule Döberitz, setzte sich für die Entwicklung von Motorflugzeugen in Deutschland ein. 1909 wurden nach Testversuchen Flugzeuge mit Verbrennungsmotor genehmigt, die sich jedoch als Fehlkonstruktion erwiesen.

Beim Aufbau einer Luftwaffe liegt Deutschland zurück

Deutschland setzte deshalb auf die Lenkluftschiffe des Grafen Ferdinand von Zeppelin (1838 bis 1917). In England überflog man in diesem Jahr bereits den Ärmelkanal. Und Frankreich bildete schon Piloten für das Militär aus, was in Deutschland erst 1910 geschah. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern lag Deutschland im Aufbau einer Luftwaffe deutlich zurück. Die ersten Motorflugzeuge im deutschen Militär waren die "Etrich-Rumpler-Tauben", die Eindecker mit zwei Sitzen waren. Sie hatten einen 100 PS-Motor, konnten 1500 Meter steigen und erreichten Höchstgeschwindigkeiten von 100 Kilometer pro Stunde. Dies reichte später nicht mehr aus, weshalb man sie als "Aufklärungsflugzeuge" nutzte und für Luftangriffe leistungsfähigere Flugzeuge entwickelte. Es wurden jetzt Doppeldecker, später entstand so die "C-Klasse", die 1915 noch mit Maschinengewehren ausgestattet wurden. Zu dieser Gattung gehörte das Flugzeug auf dem Foto, welches das Stadtarchiv Schramberg zusammen mit dem Luftbild erworben hat.

Die Konstrukteure verbesserten die Motoren der Flugzeuge und die Aerodynamik bis zum Kriegsende im Jahr 1918 so gut, dass Flugzeuge einen 260 PS-Motor besaßen. Sie konnten auf acht Kilometer steigen, von dort Bomben abwerfen und 750 Kilometer weit fliegen.

Feindliche Flugzeuge waren auch am Himmel in Schramberg im Ersten Weltkrieg immer wieder zu sehen und häufig wurde deshalb Luftalarm ausgelöst. Von einem Bombenangriff blieb Schramberg jedoch anders als die Nachbarstadt Oberndorf glücklicherweise verschont.  Die Autoren vom Gymnasium Schramberg haben während eines Schülerpraktikums den zeitgeschichtlichen Hintergrund erforscht.

Die Ausstellung "Schramberg im Ersten Weltkrieg" ist bis zum 2. September 2018 im Stadtmuseum Schramberg zu sehen (Dienstag bis Samstag, 13 bis 17 Uhr, Sonntag/Feiertag, 11 bis 17 Uhr). Die Serie "Der Raum Schramberg im Ersten Weltkrieg" berichtet seit 2014 über das damalige Geschehen und stellt bisher unbekannte Quellen vor. Zur Mitarbeit sind alle Interessierten eingeladen und können sich beim Stadtarchiv melden. Unterlagen aus dem Ersten Weltkrieg, die für die Serie genutzt werden können, sind willkommen. E-Mail: stadtarchiv@schramberg.de, Telefon 07422/2 92 63.