Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder Bote

Weihbischof predigt bei Kirchenjubiläum

Drei Jubiläen lassen das Jahr 2019 in der Kirchengemeinde St. Maria – Heilig Geist zu einem Festjahr mit vielen Veranstaltungen werden. Höhepunkt der Feierlichkeiten war das jetzige dreitägige Festwochenende.

Schramberg. Am Sonntag war mit dem Hochamt mit Weihbischof Matthäus Karrer aus Rottenburg der Kern- und Kristallisationspunkt erreicht.

Konzelebranten waren Pfarrvikar Meinrad Hermann und Diakon Markus Schneider. Kirchenmusikdirektor Rudi Schäfer hatte seine kirchenmusikalischen Gruppierungen intensiv auf diesen Festgottesdienst vorbereitet.

Mitwirkende auf der Orgelempore waren der Kirchenchor, die Jugend-, Frauen- und Gregorianikschola sowie ein Bläserquintett mit Pauken, Cymbeln und einem großen Gong. An der Orgel spielte und begleitete Wilm Geismann aus Freiburg. Mit seiner kunstvollen Begleitung machte er jedes Gemeindelied zu einem musikalischen Juwel. Die musikalische Gesamtleitung lag in den Händen von Rudi Schäfer.

Unter den festlichen Klängen der Komposition "Carillon for Brass" von Rudi Schäfer mit Blechbläserquintett und Orgel zogen Geistliche und Ministranten in die Kirche ein, der Weihbischof mit Mitra und Bischofsstab. Gemeinde und Chor gestalteten gemeinsam das Eröffnungslied "Ein Haus voll Glorie schauet", der Chor mit leuchtenden Überstimmen.

Pfarrvikar Meinrad Hermann verwies darauf, dass die Erbauer der Kirche und die Förderer der Orgelmusik vor 175 Jahren ein Werk geschaffen hätten, das, zusätzlich bereichert durch die sakrale Kunst Erich Hausers, in seinem einheitlichen Zusammenspiel von Architektur, Orgel und Kunst ein Alleinstellungsmerkmal darstelle. Organisten der ganzen Welt rühmten sich, an der Walcker-Orgel, der ältesten noch erhaltenen Kegelladenorgel, zu konzertieren. Bedauern löste das krankheitsbedingte Fehlen von Stadtpfarrer Rüdiger Kocholl aus, der sich in Rehabilitation in Bad Krozingen befinde.

Bei der Feier der Kirchweihe, so Matthäus Karrer, gehe es nicht allein um ein Gebäude aus Stein, sondern um die lebendige Gemeinde, die von Jesus Christus zusammengerufen werde. Die Kyrie-Rufe "Kyrie de Angelis" aus dem Gotteslob wurden im Wechsel zwischen Gregorianik-Schola und Gemeinde gesungen. Beim "Gloria" aus der "Missa Sancti Jacobi" von Stefan Trenner brach der Kirchenchor in Jubel aus. Jedes Stimmregister brachte seine Freude einzeln zum Ausdruck, bevor die Stimmen sich wieder zum Tutti vereinigten.

Die Orgelbegleitung unterstützte den festlichen Charakter bis zum feierlichen und zahlreich wiederholten Amen-Finale. Der Halleluja-Ruf aus dem Gotteslob wurde mit dem Crescendo von Chor, Blech und Percussion bei der Coda von Rudi Schäfer zu einem mächtigen imposanten Lobpreis. Die Kirche war erfüllt von Brausen, bis die Mauern bebten.

In seiner Ansprache blickte Karrer auf die Weihe der Kirche durch den ersten Rottenburger Oberhirten, Bischof Johann Baptist von Keller, zurück. Solch ein Rückblick sei eine gute Gelegenheit, inne zu halten, um zu sehen, was in und um diese Kirche seither an politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen passiert sei.

Gleichzeitig wolle man bei einem Kirchenjubiläum nicht nur Rückschau halten, sondern auch einen Blick in die Zukunft tun. Bei der Schnelllebigkeit der Zeit mit ihren vielen Herausforderungen sei es gut, Orte zu haben, wo es sich lohne, inne zu halten. Auch unter der Woche könne man so aus dem Alltag aussteigen.

Zwei Begriffe des Theologen Zulehner stellte er in den Mittelpunkt: Kirchen sollten gottvoll und erlebnisstark sein. Gottvoll bedeute, dass Kirchen Orte der Gottesbegegnung seien, wo es darum gehe, in Beziehung zu Gott zu treten. Die Menschen bräuchten solche Orte des Rückzugs, des Innehaltens bei Trauer und Freude. Sie suchten nach Antworten auf ihre Fragen.

Aufgabe der christlichen Gemeinden sei es, die Gottesbotschaft in den Mittelpunkt zu stellen. Der Begriff "erlebnisstark" bedeute, dass die Kirche den Gläubigen besondere Erlebnisse wie Taufen, Hochzeiten, Erstkommunion und Firmung schenken könne, die ein Leben lang tragen. In Barockkirchen sei der kirchliche Reichtum besonders ausgeprägt, doch auch die Schlichtheit der künstlerischen Gestaltung mache den heiligen Ort zum Erlebnis. Gottesdienste, Kirchenführungen, Konzerte und Begegnungen mit Menschen könnten Kirchen zum Erlebnis machen, das sie ein Leben lang begleite.

Der Weihbischof schloss seine Ansprache mit dem Wunsch, dass die Kirche St. Maria zum Ort werde, wo Kirche "Gott-voll" und "Erlebnis-stark" erfahren werde. Seiner Gratulation schloss er auch die Glückwünsche des ehemaligen Pfarrers und jetzigen Direktors des Wilhelmsstifts Tübingen, Domkapitular Monsignore Martin Fahrner an.

Das "Credo" von Joachim Schreiber-Windberg wurde durch Gesang, Bläser, Percussion und Orgel wieder zu einem musikalischen Glanzpunkt. Die Gemeinde übernahm den Refrain. Worte wie "hinabgestiegen in das Reich des Todes" wurden auch musikalisch ausgedeutet und durch absteigende Töne versinnbildlicht. Umgekehrt wechselte die Melodik in freudig aufsteigende jubilierende Läufe bei "Auferstanden von den Toten" und "Aufgefahren in den Himmel". Der strahlende Überchor in der letzten Strophe brachte eine erneute Steigerung.

Wuchtig und gewaltig, mit mächtigem Orgelvorspiel erklang zum Abschluss des imposanten Gottesdienstes das "Te Deum" mit Überchor. Pfarrvikar Hermann richtete seinen Dank an alle Mitwirkenden, die aus diesen Tagen des Triduums eine Festzeit gemacht hatten.