Dieter Teufel (links), Ehrenpräsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg, ist Gastredner bei der Veranstaltung in der Schalterhalle der Volksbank. Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Digitalisierung verlangt Qualifizierungsoffensive / Volksbankspitze zeigt Flagge beim Schramberger Wirtschaftsgespräch

IHK-Ehrenpräsident Dieter Teufel hat im Wirtschaftsgespräch ein regionales Entwicklungskonzept von Wirtschaft und Schulträgern zur Stärkung der beruflichen Ausbildung gefordert.

Schramberg. Der unaufhaltsame Trend zu Industrie 4.0, zur Digitalisierung von immer mehr betrieblichen Abläufen, braucht spezielle Kenntnisse bei den Mitarbeitern: "Fit für die Digitalisierung zu sein bedeutet mehr, als nur mit dem Finger über das Display vom Smartphone wischen zu können", startete Gastreferent Dieter Teufel aus Tuttlingen seinen Vortrag. "Ausbildung – aktueller Stand und künftige Erfordernisse und Veränderungen unter dem speziellen Aspekt des ländlichen Raums" hieß das Thema des Wirtschaftsgesprächs am Mittwochabend, einer Veranstaltung der Stadt Schramberg und der Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar. Nicht nur viele Lehrer waren unter dem Publikum in der Schalterhalle der Volksbank: Mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Joachim König, dem Vorstandsvorsitzenden Jürgen Findeklee und Vorstand Rainer Fader war fast die gesamte Führungsspitze der Volksbank zum Vortrag nach Schramberg gekommen.

Wirtschaftsförderer Manfred Jungbeck führte in das Thema ein. Er skizzierte die Anstrengungen der Stadt Schramberg zur Fachkräfteausbildung. Dieter Teufel, Steuerberater, stellvertretender Aufsichtsrats-Vorsitzender der Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar eG und Ehrenpräsident der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg sei aus seiner beruflichen und ehrenamtlichen Erfahrung heraus "ein Kenner der Materie".

Als solcher forderte dieser ein regionales Entwicklungskonzept zum Thema berufliche Ausbildung: "Wirtschaft und Schulträger müssen sich an einen Tisch setzen". 2018/19 werden es 5000 Berufschüler weniger sein, Schätzungen gehen für 2025/26 mit 48 000 weniger aus. "Wir müssen alles tun, dass diese Prognose nicht eintritt", verlangte Teufel. Dazu gehöre auch, den Abbau von Berufschulplätzen in der Region und daraus folgende noch weitere Anfahrtswege für Berufsschüler zu verhindern. Viele Schulabgänger sähen allerdings ihre beruflichen Chancen nicht im dualen Ausbildungssystem, sondern in einem Studium. "Dabei war und ist die duale Ausbildung der beste Start ins Berufsleben", war er überzeugt.

Die dieser Tage gemeldeten Abbrecherquoten bei Auszubildenden von 25 Prozent seien falsch. 1,4 Prozent seien es tatsächlich in der IHK-Region, sogar nur 0,8 Prozent bei Industriebetrieben. "Schade, dass solche Meldungen junge Leute und ihre Eltern verunsichern", bedauerte er. Die Eltern hätten allerdings nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht zur Erziehung, meinte Teufel mit Blick auf Defizite bei den Noten und im Sozialverhalten mancher Bewerber. Mindeststandards wie lesen, schreiben, rechnen können und "Guten Tag", "Auf Wiedersehen" und "Vielen Dank" seien gefordert.

Die Frage duale Ausbildung oder Studium spielte auch in der anschließenden Diskussion eine Rolle. "Wie Geld mit einer Maschine verdient wird, sieht nur der Praktiker mit seine jahrelangen Fachausbildung, nicht der Studierte, der nur ein Praktikum gemacht hat", stellte der Ausbilder eines Schramberger Unternehmens fest. "Was uns ausgeht, sind hoch qualifizierte und hoch motivierte Praktiker", bestätigte Teufel. Jeder erfolgreiche Unternehmer brauche für den Erfolg seines Betriebs solche Mitarbeiter.