Viele Bewohner können keine Treppen laufen und sind auf den Aufzug angewiesen. Foto: Fritsche

Besorgniserregende Fahrgeräusche: Senioren haben Angst, ihn zu benutzen. Beseitigung erst nach einigen Wochen.

Schramberg-Sulgen - Senioren vom "Betreuten Wohnen Schramberg-Sulgen" in der Sulgauer Straße klagen über einen nach ihrer Erfahrung und Einschätzung unzuverlässigen Aufzug.

Ausgerechnet an Weihnachten machte der Aufzug für die drei Etagen des Gebäudes in der Sulgauer Straße 3 Probleme: Beim Fahren erzeugte er solche Geräusche, dass die Bewohner Angst hatten, ihn zu benutzen. Mit dem Smartphone nahmen sie sogar die Geräusche auf (die Audio-Datei liegt unserer Zeitung vor).

Besonders sorgte sich zum Beispiel Evelyn Landkammer (70), die in der dritten Etage wohnt und ständig eine Sauerstoffflasche braucht: "Wenn ich drei Stunden im Aufzug eingeschlossen wäre und der Sauerstoff geht zu Ende, ist das gefährlich für mich." Erst am vergangenen Montag hätte die Wartungsfirma den Aufzug repariert. Vier Wochen lang hätten die meisten Bewohner Angst gehabt, den Aufzug wegen dieser lauten Fahrgeräusche zu benutzen. "Kaum einer traute sich noch rein", berichtet Landkammer. Und ohne Aufzug hätten sich die Bewohner – viele sind in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt – in ihrer Wohnung eingesperrt gefühlt.

Ansprechpartner für den Aufzug ist die IVS Immobilien-Verwaltungs-Service in Donaueschingen. Sie kümmert sich um die Hausverwaltung einer Reihe von Wohnanlagen der Region, unter anderem auch in Hardt und Königsfeld. "Die vermietenden Wohnungsbesitzer sehen wir nie", erzählt Landkammer. 50 Euro im Jahr zahle sie für die Auszugswartung.

Auch das Serviceunternehmen "HAMSL Betreutes Wohnen Schramberg-Sulgen", das sich um die Bewohner der Sulgauer Straße 3 kümmert, konnte nicht helfen. "Wir haben keine Entscheidungsbefugnis beim Aufzug, einen Reparaturauftrag kann nur die IVS vergeben", bestätigte HAMSL-Inhaber Markus Hartnagel auf Anfrage unsere Zeitung.

"Es gibt viele hier, die niemanden mehr haben. Zum Glück sind wir eine gute Hausgemeinschaft, die mobileren Nachbarn haben den anderen während dieser Zeit geholfen", berichtet Bewohnerin Monika Bieleke. Für die Mitbewohner verfasste sie am 7. Januar ein Fax an Volker Sülzle, Inhaber der IVS: "Es kann nicht sein, dass die Bewohner von 27 Wohnungen, die durch Gehbehinderung und Rollstuhl oder Rollator zwingend auf den Fahrstuhl angewiesen sind, seit dem 24. Dezember 2018 in ihren Wohnungen eingesperrt sind." Dass sie keine Arzttermine wahrnehmen könnten und auch der persönliche Kontakt zwischen Bewohnern in den verschiedenen Stockwerken unmöglich sei. Im Schreiben wird eine zügige Generalüberholung oder Erneuerung des Fahrstuhls gefordert, denn dieser sei in den vergangenen Jahren mehrmals defekt gewesen, darunter zweimal für einen längeren Zeitraum. Eine Antwort der IVS auf das Schreiben habe sie nicht bekommen.

Sicht der Hausverwaltung

IVS-Inhaber Sülzle bestätigt unserer Zeitung in einer schriftlichen Stellungnahme, dass der Aufzug am 25. Dezember überprüft worden sei und dass damals der Monteur bestätigt habe, "dass ein metallisches Geräusch auftritt, der Aufzug aber problemlos befahren werden kann". Diese Information sei schon am 25. Dezember den an einer Weihnachtsfeier teilnehmende Bewohnern übermittelt worden. Am 2. und 5. Januar sei der Aufzug nochmals überprüft worden. Es sei jeweils die volle Funktionsfähigkeit bestätigt worden, auch wenn Geräusche und ein nicht ganz optimaler Lauf des Aufzugs tatsächlich vorhanden gewesen seien. "Die subjektiven Wahrnehmungen oder Ängste der Bewohner liegen nicht in unserem Einflussbereich", so Sülzle. Auch sei der IVS von einem zehntägigen Stillstand des Aufzugs in 2018 nichts bekannt.