Foto: Anton

Krönung des Jubiläums "60 Jahre Musikschule Schramberg". Premiere von "West Side Story" übertrifft Erwartungen.

Schramberg - Zur Krönung des Jubiläums "60 Jahre Musikschule Schramberg" hat die Premiere des Musicals "West Side Story" im Bärensaal alle Erwartungen übertroffen.

Die "West Side Story" gilt als der Musical-Klassiker schlechthin. Entsprechend hoch waren die Anforderungen an die rund 100 Akteure, zum größten Teil ausgebildet in der Musikschule Schramberg, seien es die Instrumentalisten vom Sinfonieorchester unter Leitung von Musikschulleiter Meinrad Löffler und unterrichtet vom Ehepaar Hafner, die Sänger und Schauspieler, gegenwärtige oder ehemalige Mitglieder der Vokalis-Chöre der Musikschule oder Mitglieder der Theaterwerkstatt Schramberg unter Regisseur Roland Eisele oder die tanzende Truppe unter der Choreografie von Janina Rodriguez von der Tanzschule Arabesque.

Alle Ausführenden waren getragen von dem gemeinsamen Spirit, das Beste zu geben für ein hochrangiges und erstklassiges Gemeinschaftswerk, wozu auch die Stadt Schramberg ihre Unterstützung geleistet hat.

Nicht weniger als das Schicksal Romeos und Julias, der klassischen Vorbilder von Shakespeare aus dem Verona der Renaissancezeit, ging den Zuschauern, die den Bärensaal voll besetzten, das Schicksal von Maria und Tony aus dem New York der 1950er-Jahre unter die Haut.

Auf der Westseite von New York befehden sich zwei Jugendbanden, die ortsansässigen "Jets" und die aus Puerto Rico eingewanderten "Sharks" (Haie). Vor dem Hintergrund dieser Feindschaft spielt sich die Liebesbegegnung zwischen Maria, der Schwester des "Sharks"-Anführers Bernardo, und Tony, dem Freund des "Jets"-Anführers Riff ab, womit ein Konflikt mit gefährlichem Zündstoff vorgezeichnet ist. Der gnadenlose Kampf fordert zwei Todesopfer: Bernardo, der nach einem Angriff auf Tony von diesem getötet wird und Tony, der von dem für Maria bestimmten Partner Chino erschossen wird. Am Ende steht eine versöhnliche Geste: Beide Gangs tragen gemeinsam Tonys Leichnam von der Bühne. Mit seiner Migranten-Problematik zeigt das Musical eine Konfliktsituation, die heute aktueller denn je ist.

Expressiver Gesang

In den Hauptrollen brillierten Steffi Flaig und Emmanuel Penalver, bekannt durch viele gesangssolistischen Auftritte in der Raumschaft. Beide erfüllten gesanglich und schauspielerisch die höchsten Maßstäbe. Von der ersten zarten Annäherung bis zum tragischen Ende, das Musical forderte alle Facetten ihres mimischen und gestischen Ausdrucks und vor allem des expressiven Gesangs.

Unvergesslich intensiv gestalteten sie die Liebesszene auf dem Balkon oder die Versöhnung nach dem Tod von Bernardo. Packend war auch die Verfolgungsszene durch den Saal, als Tony nach der Falschnachricht vom Tod der Geliebten den vermeintlichen Mörder Chino sucht.

Äußerst lebendig und wirklichkeitsnah spielten die "Jets" und die "Sharks" ihre Rollen als Bandenmitglieder, allen voran die Anführer Riff (Dominik Dieterle) von den "Jets" und Bernardo Marcus King) von den "Sharks", die gesanglich und darstellerisch eine tolle Leistung boten. Ihr Machtgehabe und Alpha-Tier-Protzen stand dem heutigen Status in nichts nach. Dazu gehörte auch die ständige Demütigung der weiblichen Anhängerinnen, wobei das Liebespaar hier eine ideale Ausnahme bildete.

Im Verlauf des Musicals reihte sich ein Hörgenuss an den anderen, sei es der raue Song "Cool" mit Dominik Dieterle, Markus Mayer, Sebastian Claes, Tobias Bantle und Jonas Andreae, die erwartungsvolle Arie "Maria" von Tony oder die schmissige und längst überall bekannte Melodie "America". Als exzellente Gesangssolistin und Schauspielerin trat auch Mirjam Hettich in ihrer Rolle als Anita hervor. Ein besonderes Hör- und Seherlebnis war der Song "I feel Pretty" mit der mit ihren Reizen spielenden Maria und den Girls der "Sharks" Rosalia (Annika Kußberger), Consuelo (Anja Seckinger), Teresita (Elisa Brugger) und Francisca (Celine Gökoglu).

Tumult auf der Bühne

Beachtlich war auch die schauspielerische Qualität aller Bühnendarsteller, zu denen auch die Mädchen der "Jets" Anybodys (Felicia Staiger), Velma (Carla Kasper) und Graziella (Lara Kiolbassa) gehörten. Bei den "Sharks" sorgten auch Chino (Philip Melvin), Pepe (Benedikt Gießibl) und Indio (Henrik Nagel) für Spannung und Tumult auf der Bühne.

Als erwachsene Darsteller wirkten in überzeugend gespielten Rollen Gerhard Ruoff als Doc, Klaus Andreae als Kommissar Schrank, Thomas Brugger als Polizist Krupke und Andreas Herr als Moderator Glad Hand, der bemüht war, beim Ball im Tanzsaal gute Laune zu verbreiten.

Eine tragende Rolle kam, obwohl versteckt im "Orchestergraben", den Instrumentalisten unter der omnipräsenten Leitung von Meinrad Löffler zu, der auch die Gesamtleitung innehatte. Diese rund 50 Musiker zogen bei Stücken der verschiedensten Stilrichtungen alle Register ihres Könnens. Allein für die südamerikanische Tanzmusik mit Mambo und Cha cha war ein differenziertes Schlagzeug nötig. Insgesamt waren sechs junge Männer an Pauken, Trommeln, Klangstäben, Xylofon und Glockenspiel tätig. Gefragt bei den turbulenten Szenen waren besonders die Blechmusiker, vor allem Trompete, Horn und Posaune, doch bildeten die Holzblasinstrumente und die Streicher einen zarten Kontrast.

Tolle Anreize fürs Auge boten die Tanzszenen unter der choreografischen Leitung von Janina Rodriguez, wobei das karibische Temperament der "Puertoricanerinnen" durch besondere Grazie und Eleganz hervorstach.

Als Souffleurin sorgte Andrea Faßbinder dafür, dass niemand ins Stocken kam. Die fantasievollen Kostüme und die gegelten oder gelockten Frisuren verdankten die Darsteller dem Team Annegret Herrmann, Sabine Dieterle, Alisa Kunz und Jule Kim Herrmann.

Als Bühnenhelfer wirkten mit Markus Dieterle, Manfred Fleig und Felix Schumacher. Das gelungene Bühnenbild mit der Silhouette von Manhattan hatte Josef Bücheler gemalt. Für Licht- und Tontechnik zeichnete Dennis Dieterle verantwortlich. Die Aufgabe der Korrepetition übernahm Lydia Brückmann, und Hauptdarstellerin Steffi Flaig brachte sich auch noch als Vocal-Coach ein. Die Organisation lag in den bewährten Händen von Gertrud Kasper.

Der minutenlang anhaltende Beifall der begeisterten Zuschauer gab den Akteuren etwas zurück für die vielen Proben und großen Anstrengungen, die sie seit Mai auf sich genommen hatten. In diesem Applaus drückte sich aber auch die hohe Anerkennung für die Leistung der Musikschule und ihre dort ausgebildeten Schüler aus, ohne die eine Aufführung dieses Formats nie hätte stattfinden können.

Weitere Informationen: Für die weiteren Aufführungen heute, Freitag, 5., morgen, Samstag, 6. Oktober, 19.30 Uhr, und Sonntag, 7. Oktober, 15 Uhr, sind noch einzelne Karten bei der Bürgerinformation oder an der Abendkasse erhältlich.