Foto: Günther Foto: Schwarzwälder-Bote

"Ozeanpianist" Waldemar Grab bietet besonderen Unterhaltungsabend in Schopfloch

Ein Konzerterlebnis der Extraklasse bescherte die evangelische Gesamtkirchengemeinde Oberiflingen den zahlreichen Besuchern in der Schopflocher Veranstaltungshalle.

Schopfloch. Unter dem Titel "Ich bin fasziniert" war in der Veranstaltungsankündigung ein "Abend mit Tiefgang" versprochen worden. Eingelöst wurde dieses Versprechen von Waldemar Grab, der mit Musik, Liedern und Chansons, ergänzt durch spannende, kurzweilige und tiefgründige Erzählungen und Plaudereien, den Abend bestritt.

Dabei waren die Veranstalter ob der Ausgangsbedingungen nicht zu beneiden: Der warme Sommerabend verlockte dazu, ihn im Freien zu genießen, zahlreiche weitere Veranstaltungen, teilweise in der eigenen Gemeinde, wetteiferten um Besucher, und zusätzlich wurde zeitgleich ein zugkräftiges Bundesligaspiel übertragen, was Waldemar Grab zwischendurch mit der humorvollen Durchsage des Spielstands kommentierte.

Das Besondere an diesem bemerkenswerten Unterhaltungsabend war aber die Kombination der professionell dargebotenen Musik, komplettiert durch kurzweilige und amüsante Schilderungen seines bewegten Lebens vom Zeitsoldaten der Bundeswehr zum "Ozeanpianist" auf dem Traumschiff, stets verbunden mit einem klaren persönlichen Bekenntnis zum christlichen Glauben.

Mit Horst Jankowskis Schwarzwaldfahrt startete Grab auf seinem E-Piano seine musikalische Reise um die Welt. Er selbst hatte zuvor als Showpianist und Entertainer der MS Deutschland auf dem ZDF-Traumschiff bereits 86 Reisen auf den Weltmeeren unternommen. Die Laufbahn als "Ozeanpianist" war dem in einem kleinen Dorf im Westerwald aufgewachsenen Jungen aber durchaus nicht in die Wiege gelegt. Zwar erhielt er ab dem sechsten Lebensjahr Klavierunterricht, der Wunsch, das Gymnasium zu besuchen und Abitur zu machen wurde dem wissbegierigen Jungen aber verwehrt, vielmehr musste er Verlagskaufmann lernen. Nach einem Volontariat arbeitete er einige Jahre als Journalist.

Die Liebe zum Klavierspielen blieb, bereits mit 18 Jahren spielte er in der Swing-Combo seines Bruders mit. Mit 18 begann auch seine Zeit bei der Flugbereitschaft der Bundeswehr. In der Folge war Waldemar Grab viele Jahre lang der persönliche Flugbegleiter zahlreicher prominenter Politiker. Seine Erzählungen dieser Jahre untermalte er mit Liedern, Fotos und herrlichen Imitationen verschiedener Begegnungen, unter anderem mit Franz Josef Strauß.

Schicksalhaft für sein weiteres Leben war eine zufällige Begegnung mit Andre Rieu in einer Pianobar; Grab hatte sich einfach an den Flügel gesetzt und seine Melodien gespielt, Rieu hörte zufällig zu. Es folgten Engagements als Konzertpianist und – ebenfalls durch einen Zufall – das Engagement als Unterhaltungspianist auf der MS Deutschland. Höchst amüsant waren seine Schilderungen seiner Borderlebnisse und der großen Erfolge als Entertainer auf dem Traumschiff. Und sympathisch seine Zusammenfassung dieser Ära: "Ach, was soll ’s, ich will nicht zu viele Ich-Sätze bilden."

Nach Bibelstudium christliches Hilfswerk im Westerwald gegründet

Glaubwürdig beschrieb er aber auch, dass er trotz aller Erfolge und seinem Leben in Luxus eine innere Leere und Unruhe verspürte und ständig auf Sinnsuche war. Auch Meditationskurse und die Beschäftigung mit dem Buddhismus halfen nicht, diese Leere zu füllen. Erst durch das Lesen in einer Gideon-Bibel, die im Nachttisch seiner Suite lag, fand er vor 14 Jahren zum Glauben. Seinen Entschluss, seinem bisherigen Leben den Rücken zu kehren, setzte er wenig später in die Tat um: Er beendete seine Tätigkeit als Konzertpianist und kehrte nach Deutschland zurück. Nach einem Bibelstudium gründete er ein christliches Hilfswerk im Westerwald. Seither verkündet er in Veranstaltungshallen und Kirchen den christlichen Glauben.

Ergänzt wurden seine spannenden Erzählungen durch Musik – Klassiker wie ein Glenn-Miller-Medley, Stücke von Gershwin, Schuhmann oder Streisand. Seine Interpretation von Louis Armstrongs "What a Wonderful World" sorgte für wahre Beifallsstürme. Dass er auch den Swing nicht verlernt hatte, bewies er anschließend. Aber auch mit bekannten Kirchenliedern, die er neu vertonte, begeisterte er sein Publikum. Dabei verzauberte der 60-jährige Künstler mit seiner Energie, Aufmerksamkeit, leuchtenden Augen und sichtlicher Lebenslust sein spürbar zufriedenes Publikum.

Schopflocher Hausfrauen tischten in der Pause Leckerbissen auf. Debora Kohler, Organisatorin des Abends, hatte passend zur Thematik die Bühne mit Leuchtturm, Möwen und Fischernetzen geschmackvoll dekoriert. Wobei Waldemar Grab seine Besucher in einer kahlen Fabrikhalle sicherlich genauso in seinen Bann gezogen hätte.