Klaiber und Burr: zwei hervorragende Musiker mit Gitarre und Violine. Foto: Klumpp

Preisträger lösen einander ab. Festival der Rhythmen in Homag-Werkshalle. "Robeat" tritt auf.

Schopfloch - Munter und laut ging das Schwarzwald Musikfestival in Schopfloch in einer Werkshalle der Firma Homag vor knapp 400 Zuhörern weiter.

Dort gibt es eine schöne Tradition: stehender Applaus für die Künstler nach einer grandiosen Vorstellung.So war es auch dieses Mal, auch wenn sich der Abend von den bisherigen Werkshallen-Konzerten grundsätzlich unterschied. Zunächst: Ein Kompliment an die Homag-Mitarbeiter, allen voran an die Azubis, an Event-Manager Thomas Storz und an Betriebsratsvorsitzende Carmen Hettich-Günther, die eine Werkshalle zu einem blitzsauberen Konzertsaal umgewandelt, danach wieder in einer Werkshalle zurückverwandelt und damit die Voraussetzungen für einen Abend voller Überraschungen geschaffen hatten.

Ihnen galt dafür Dank von Homag-Ehrenaufsichtsratsvorsitzendem Gerhard Schuler, von Intendant Mark Mast, von Festival-Verwaltungsrats-Chef Julian Osswald, von Herbert Högemann namens der Homag-Vorstandsriege und vor allem vom Publikum.

Mit Mund und Mikrofon

Im Gegensatz zu den bisherigen Konzerten war der Abend in Schopfloch der Kleinkunst gewidmet. Die baden-württembergischen Kleinkunstpreisträger der Jahre 2007, 2008 und 2010 lösten sich in bunter Reihenfolge ab. Sie hatten eines gemeinsam: Sie alle sind auch Mundwerker, machen also Musik, zumindest Geräusche, mit Mund und Mikrofon. Zunächst aber ließen Burr & Klaiber ihre Instrumente sprechen. Und das war schon mal erste Sahne. Siegfried Klaiber spielt virtuos und variantenreich eine grundsolide Gitarre, darüber tanzt, jubelt, schluchzt, fetzt, jault und jazzt die elektrisch verstärkte, auch mal verzerrte Geige von Winfried Burr.

Den wundervollen Beatles-Song "Imagine" oder das spröde "Hey Joe" als Hommage an Jimi Hendrix hatte man in dieser aufregenden Interpretation sicherlich noch nie gehört. Als Ausflug zu den Vokalpercussionisten staunte man, zu was eine Geige alles zu gebrauchen ist und dass Klaiber Maultrommel zwar ohne Trommel, aber mit vollem Mauleinsatz spielen kann.

Dieses muntere Mund-Art-Spiel setzte in Perfektion Rolf Wolf als "Robeat" fort. Rolf Wolf ist Beatboxer, was im Publikum verwirrte Fragen aufwarf. Was macht ein Beatboxer? Wikipedia, das elektronische Nachschlagewerk, erklärt das so: "Beim Beatboxen werden Schlagzeug- und andere Perkussionrhythmen mit dem Mund, der Nase und dem Rachen imitiert. Anders als herkömmlicher Gesang erfüllt Beatboxing in der Regel musikalische Funktionen, die mit denen von Rhythmus oder Effektinstrumenten vergleichbar sind." Genau das tut Robeat. Er imitiert mit Mund und Mikrofon eine ganze Schlagzeug-Schießbude in wirbelnder Geschwindigkeit und setzt noch eins drauf, wenn er sein eigenes Echo imitierte. Bizarr!

Auch der dritte Künstler, der Magier Topas, mit bürgerlichem Namen Thomas Fröschle, kann den Mund nicht halten. Er hatte ein persönliches Geräusch kreiert. Nun ja, da hat man was Eigenes. Viel mehr aber bezaubert er als charmanter und äußerst witziger Comedian und als Zauberer mit verblüffenden Kartentricks, dem es partout nicht gelingen will, die eigene Hand abzuhacken. Das war schon große Klasse. Als Heimspiel setzten sich Andy Morlok und seine Hot Spots in Szene.

Die sechs Blechtrommler aus dem Murgtal, die auf alles klöppeln, was sich ihnen in den Weg stellt, konnten endlich mal die Sau rauslassen. Wann bietet sich ihnen wieder eine solch riesige Halle zum Austoben? Also trommelten sie ohrenbetäubend auf Alukisten und Ölfässern, auf Töpfen und Pfannen, Plastikkanistern und auf eine Orgel aus 14 Metern Abflussrohr und mischten damit ihr Publikum zu Beginn, als Pausengong und zum guten Schluss mächtig auf.