Volle Halle: Das Interesse am Infoabend des Arbeitskreises Energiewende zur Nahwärme in Schopfloch war groß. Fotos: Ade Foto: Schwarzwälder Bote

Energie: Viele Schopflocher informieren sich über Projekt / Jetzt kommt es auf die Zahl der Abnehmer an

"Heute bietet sich für unsere Bevölkerung die einmalige Möglichkeit, die Infrastruktur in Schopfloch nachhaltig für uns alle zu verbessern", betonte Bürgermeister Klaas Klaassen beim Infoabend zur geplanten Nahwärmeversorgung und Breitbandverkabelung in Schopfloch.

Schopfloch. Die Arbeitsgruppe Energiewende Schopfloch präsentierte in der Veranstaltungshalle ein ausgereiftes Konzept und informierte zum Stand beim geplanten Nahwärmenetz. Der Zeitplan sieht vor, dass konkrete Angebote im Frühjahr erstellt werden. Im Sommer sollen Beauftragung und Planung folgen, im nächsten Frühjahr der Bau starten, sodass im Herbst 2019 Wärme von der Heizzentrale geliefert werden kann. Für die Verwirklichung werden in den nächsten Wochen verbindliche Zusagen gebraucht – insgesamt ist eine Wärmeabnahme von mindestens 7100 Megawatt erforderlich.

"Was für ein Anblick, eine volle Veranstaltungshalle", freute sich Bürgermeister Klaassen über das große Interesse. Arbeitskreismitglied Markus Kugler vom gleichnamigen Planungsbüro moderierte. "Unser Ziel ist es, im Laufe dieses Jahres eine Genossenschaft zu gründen", sagte Kugler. Diese soll die Anlage betreiben. Kugler stellte die Mitglieder des Arbeitskreises vor und betonte: "Sie haben viel Herzblut und Engagement in dieses Projekt gesteckt." Vorstände der Bürgerenergie Schopfloch sind Helmut Kugler, Hans-Peter Acker und Christoph Kugler, Mitglieder Bürgermeister Klaas Klaassen, Volker Bergdoll, Gottfried Joos, Manfred Maier, Hans Schmid, Reinhold Schwarz und Markus Kugler. "Heute Abend wollen wir Sie einladen, Teil dieses Projekts zu werden", so Kugler an die Besucher. Ab jetzt können Anträge auf Nahwärmeversorgung gestellt werden.

Ergänzend plant die Gemeinde zu der Initiative des Landkreises in Sachen Breitbandverkabelung die Verlegung eines lokalen Glasfasernetzes. Zu diesem Netz informierte Matthias Nass, Vertreter des in dieser Sache tätig gewordenen Ingenieurbüros Rala. "Das ist wie ein Sechser im Lotto", sagte Nass mit Blick auf die Synergien, die sich bei den Tiefbauarbeiten durch die gemeinsame Verlegung der Wärmerohre und der Glasfaserkabel ergeben.

In Sachen Nahwärme hat sich seit der Bürgerversammlung 2015 viel getan – bis zur jetzt ziemlich konkreten Lösung des Sechs-Millionen-Euro-Projekts. Die Arbeitsgruppe entwickelte einen Invest- und Finanzierungsplan, suchte Finanzpartner, klärte den wirtschaftlichen Solaranteil und Zuschüsse. Auch ein Wärmeliefervertrag wurde entwickelt. "Alle Unterlagen für eine konkrete Bestellung sind fertig, sodass wir starten können, so Markus Kugler.

Arbeitskreismitglied Christoph Kugler informierte über Vorteile der Nahwärme und stellte nochmals das technische Konzept vor. "Wir werden sie nicht im Kalten sitzen lassen. Wenn das Ganze kommt, liefern wir die Wärme", versprach er. In einer Vollkostenrechnung bei einem Verbrauch von 2500 Litern Heizöl bei einem Preis von 65 Cent je Liter listete Christoph Kugler die Kostenunterschiede auf. Die jährlichen Kosten liegen bei der Nahwärme bei 2410, beim Öl bei 2730 Euro. Ab einem Ölpreis von 50 bis 55 Cent je Liter werde Nahwärme günstiger, ergänzte Markus Kugler.

Positive Erfahrungen und Eigendynamik in Pfalzgrafenweiler

Als "Insider" berichtete Ulrich Schmid aus Pfalzgrafenweiler über seine Erfahrungen mit dem Wärmebezug über die Weiler Wärme. In seiner Familie sind mehrere Häuser angeschlossen. "Ich kann nur sagen, es funktioniert top. In den letzten acht Jahren gab es keinen einzigen Störfall", so Schmid. In Pfalzgrafenweiler habe sich eine Eigendynamik entwickelt. Dort gebe es bereits über 500 Anschlüsse, wodurch jährlich etwa zwei Millionen Liter Heizöl eingespart würden.

Wärmeliefervertrag, Kundenangebot, Kostenrechnung, Ablauf und Termine stellte Hans-Peter Acker vor. Einen Kredit über sechs Millionen Euro bei Banken zu beantragen, sei kein Pappenstiel, man habe die Banken jedoch überzeugt. "Jetzt müssen wir Sie überzeugen", sagte Acker mit Blick auf die von den Banken als Nachweis benötigte verbindliche Wärmeabnahme. Die Mindestabnahmemenge pro Jahr für Kunden liegt bei 7593 Kilowatt oder 750 Euro. Wird weniger abgenommen heißt es, dass dieser Betrag fällig wird. Für den Hausanschluss fallen laut Hans-Peter Acker rund 6000 Euro, für den Genossenschaftsanteil 1500 Euro an.

Weitere Informationen: www.beg-schopfloch.de

Schopfloch (ade). Bei der Fragerunde standen die Arbeitskreismitglieder Rede und Antwort. "Als wir letzte Woche die Zeitung aufgeschlagen haben, waren wir ziemlich entsetzt, dass diese Anlage direkt in unserer Nachbarschaft aufgestellt werden soll", sagte eine Anwohnerin, die "nicht nur Geruchs-, sondern auch Lärmbelästigung" fürchtet. "Diese Anlage gehört doch ins Gewerbegebiet!", fügte sie hinzu, wie früher angedacht.

Ein Grund für den Standort sei der gute Platz für die Solaranlage am Hang der Erddeponie, erklärte Markus Kugler. Auch sei das Industriegebiet zu weit weg, was zu hohen Energieverlusten führen würde. Planer Arnold Berghoff, der schon fünf Genossenschaften begleitete, fügte hinzu, dass drei dieser Heizanlagen in der Nähe zur Bebauung lägen und es keine Probleme gebe. Bei modernen Anlagen werde alles vollständig verbrannt und man rieche nichts. Zur Lärmbelästigung sagte Berghoff: "Wir können die Anlage so bauen, dass Sie in 50 Metern Entfernung nichts mehr hören." Und bei den geplanten 200 Metern Entfernung zu den ersten Häusern könne er garantieren, dass man nichts höre. Zur Anlieferung erklärte Berghoff, dass etwa 100 Anlieferfahrten nötig seien – bei etwa 100 Haushalten entfielen aber wohl etwa 100 Fahrten mit Heizöl, sodass es keinen Deut mehr Verkehr gebe.

Auch der von der Bürgerin erwähnte "Geruch in Pfalzgrafenweiler durch die Hackschnitzel, wenn die Sonne drauf kommt", soll in Schopfloch nicht gegeben sein, da diese in einem geschlossenen Raum gelagert würden, sagte Markus Kugler, der versicherte: "Wir nehmen die Befürchtungen der Bevölkerung wirklich ernst, wir wollen euch in die Augen blicken können!"

"Wir werden später von der Terrasse auf die Heizzentrale sehen", stellte ein anderer Bürger fest. Dies sei eine Beeinträchtigung und Wertminderung für die Häuser. Das Gebäude selbst werde nicht die Höhe der Erddeponie übersteigen, also neben der Deponie gebaut, sodass letztlich nur der Kamin rausschaue, entgegnete Christoph Kugler. Der Schornstein sei wohl 20 bis 30 Meter hoch, ergänzte Arnold Berghoff; diese optische Beeinträchtigung sei leider nicht zu nehmen.

Markus Kugler wies darauf hin, dass derzeit das Bebauungsplanverfahren laufe und jeder die Möglichkeit habe, sich zu beteiligen.

Gemeinsam werde geplant, erfuhr eine Frau auf ihre Frage zur Verlegung der Rohre, die Förderung werde über die Genossenschaft abgewickelt. Die Vorlauftemperatur liege übers ganze Jahr bei etwa 70 Grad und steige bei sinkender Außentemperatur, geplant seien rund sieben Kilometer Leitungsnetz, erfuhren andere Fragesteller. In Sachen Hackschnitzel sieht Helmut Kugler Potenzial in der Landschaftspflege, vor allem bei den Hecken. Dieses Material könne als kleiner Beitrag verwendet werden. Auch gebe es am Hackschnitzelmarkt derzeit genug Angebot. Auch wurde klar, dass die Genossenschaft nicht vor hat, selbst zu häckseln – hier gab es Bedenken wegen Lärms –, sondern fertige Hackschnitzel ankauft.

Auf die Frage zur Zukunft der Anlage, falls ein Ortsteil dazukomme, wurde erklärt, dass diese viel zu weit weg seien. Wenn in Ober- und Unteriflingen einmal etwas komme, müsse dort eine eigene Heizzentrale gebaut werden.

(ade). Das technische Konzept des Nahwärmenetzes sieht ein Heizwerk mit einer Hackschnitzelanlage im Randbereich der Erddeponie Bräunleshalde vor. Von dort wird die Wärme über gedämmte Stahlrohre in die Häuser geleitet. Am Deponiehang ist zudem eine etwa 9000 Quadratmeter große Solaranlage geplant. Dadurch würden etwa 20 Prozent des jährlichen Wärmebedarfs gedeckt. Im Sommer soll die Wärmeversorgung komplett über die Solaranlage erfolgen. Als weiterer Energiebringer kann die Pelletanlage im Schulzentrum, falls diese ans Netz angeschlossen wird, dienen. Für Notfälle und Spitzenlastzeiten steht zusätzlich eine Ölheizung zur Verfügung.