Der Wasserpreis in Schonach steigt. Foto: Roessler Foto: Schwarzwälder Bote

Gebühr: Das marode Netz in Schonach muss dringend erneuert werden / Erhöhung auf netto 2,80 Euro

Bereits zum Jahresanfang 2017 waren die Wassergebühren in Schonach erheblich erhöht worden. Nötig war dies, weil die Einnahmen die Kosten nicht mehr deckten. Nun reicht die Deckung wiederum nicht aus, erneut aufgrund der außergewöhnlich hohen Kosten für die Netzunterhaltung.

Schonach. Allein 2018 investierte die Gemeinde 165 364 Euro in den Erhalt und die Verbesserung des Netzes. Der Verlust für 2018 liegt für den Eigenbetrieb wohl bei rund 38  900 Euro. Das ist nicht das eigentliche Problem, denn das Ergebnis 2018 darf nicht zur Kalkulation der neuen Gebührensätze herangezogen werden, da der Abschluss noch nicht feststeht. Die Probleme liegen in den Jahren davor.

So steckte man 2015 in den Unterhalt des Leistungsnetzes rund 172 749 Euro, fuhr aber einen Verlust von 239 735 Euro ein. Der Verlust im Rohrnetz lag im selben Jahr bei unglaublichen 57,4 Prozent. 2016 und 2017 investierte der Betrieb weitere 165 700 Euro in das Netz. Der Verlust für beide Jahre betrug rund 21 000 Euro. Die Investitionen zeigten Wirkung: Der Leitungsverlust sank von 42,98 (2016) auf 35,24 Prozent (2017) und lag 2018 noch bei 24,63 Prozent. Noch immer zuviel, denn erst ein Verlust von 15 Prozent wäre tolerierbar, wie Kämmerer Steffen Dold in der Gemeinderatssitzung am Dienstag ausführte.

Die Verluste aus 2015 werden nun zum Problem, denn Verlustvorträge dürfen nur fünf Jahre beibehalten werden. Danach müssen sie aus Gemeindemitteln ausgeglichen werden. Das wäre also 2020 soweit.

Die Gemeindeverwaltung hat nun neue Gebührensätze kalkuliert, aufgrund der starken Kostenschwankungen bei der Netzunterhaltung allerdings nicht wie üblich für mehrere Jahre, sondern nur für 2020. Hier spielte man verschiedene Möglichkeiten durch.

Der rein kostendeckende Wasserpreis läge bei 2,45 Euro brutto pro Kubikmeter. Jeder Preis darunter würde zu weiteren Verlusten führen.

Bei einem Preis von brutto 4,49 Euro je Kubikmeter könnte man den kompletten Verlustvortrag von rund 277 000 Euro aus den Jahren 2015 und 2016 im Jahr 2020 abdecken. Allerdings sei solch ein Preis absolut unrealistisch. Jedoch wolle man, so Bürgermeister Jörg Frey, zumindest einen Teil der Verluste abtragen.

Die Verwaltung schlug dem Rat vor, den Preis von aktuell 2,46 Euro Brutto je Kubikmeter auf drei Euro Brutto zu erhöhen, was einer Erhöhung von rund 22 Prozent entspricht. Für eine vierköpfige Familie mit einem Jahresverbrauch von 150 Kubikmeter bedeute dies eine Jahresmehrbelastung von rund 80 Euro.

Natürlich sei die neuerliche Erhöhung nach der Anhebung 2017 eine erhebliche Mehrbelastung für den Verbraucher, resümierte Frey. Im raumschaftlichen Vergleich sei man dann klar am teuersten. Allerdings sei die Gebührenerhöhung der Ausnahmesituation der vergangenen Jahre geschuldet, in der die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung mehrmals ernstlich in Gefahr geriet. Frey: "Betrachtet man die Gebührenerhöhung aus diesem Gesichtspunkt, ist sie sicherlich angemessen und vertretbar."

Die Neukalkulation der Abwassergebührensätze sei ebenfalls nicht mehr kostendeckend, ergänzte Kämmerer Dold. Die Neukalkulation dieser Gebühren sei für Sommer 2019 geplant. Die Erhöhung solle, wie bei der Wasserversorgung, zum 1. Januar 2020 greifen. Dold und Frey waren sich einig, dass man jahrelang zu wenig in das Netz investierte, das schlage nun zurück.

Frey erklärte, dass der Eigenbetrieb ja keine Gewinnabsichten habe. Wenn die Verluste also abgetragen seien, würde man die Wasserpreise wiederum neu kalkulieren und könne eventuell über eine Senkung nachdenken.

Das sei eine schmerzliche Erhöhung, stellte Christian Herr (CDU) fest. Allerdings käme man nicht um eine Erhöhung herum, da man dringend weiterhin in das marode Netz investieren müsse. Das sah auch Helmut Kienzler (FWV) so. Das Problem Wassernetz müsse man dringend in den Griff bekommen. Christian Kuner (SPD) forderte ein Gesamtkonzept zu künftigen Investitionen in das Leitungsnetz. "Wir müssen uns überlegen, wie wir das konsequent erneuern", mahnte er. Frey erklärte, dass die Firma aquavilla schon den Auftrag habe, vermehrt auf Lecksuche zu gehen. Volker Lehmann (FWV) regte an, doch erst einmal auf 2,60 Euro zu erhöhen und 2020 auf 2,90 Euro zu gehen. "Die Verlustabdeckung müssen wir dann halt über den Gemeindehaushalt regeln."

Bei der Abstimmung stimmten neun Gemeinderäte für die von der Gemeinde vorgeschlagene Erhöhung auf 2,80 Euro netto je Kubikmeter, vier waren dagegen.