Viele der Kunstwerke scheinen eine Geschichte zu erzählen. Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Andrea Pfrengle präsentiert ihre Werke in einer Ausstellung / Zum Tiefgang gesellt sich Humor

Von Simona Ciubotaru

Direkt neben dem "Eschle" in Schönwald, wenn man Richtung Furtwangen läuft, steht ein Häuschen. Kein Hexenhäuschen allerdings, sondern ein Arbeits- und Ausstellungsraum der Bildhauerin Andrea Pfrengle. Im warmen Licht leuchten geheimnisvoll Skulpturen.

Schönwald. Man muss sich vorsichtig bewegen, denn es sind viele Werke, die eng beieinander stehen und ihre Geschichten erzählen. Ihre Schöpferin hat sie aus Speckstein und Alabaster, aus Sandsteinen, Basalt und aus Marmor "raus-geschält". In diesem Raum sind Steine nicht leblos und stumm.

Für die berührte Seele des Betrachters sind viele davon geradezu laut. Sie erzählen von Schmerz und Verlust, von Angst. Sie weinen oder schreien. Manche schauen betrübt, manche wachsam. Andere sind eher wie ein Lächeln – auf schlanken Stielen aus Metall schweben sie elegant oder stehen auf schwarzen, uralten Holzbalken, die einen interessanten Kontrast zu der Transparenz der Gestalten bilden. Manche hängen, so wie "Janus" – eine Skulptur, deren zwei Gesichter, eine weibliche und eine männliche, wie der römische Gott Anfang und Ende in einem darstellen. Die Unzertrennlichkeit des Seins. Zum Tiefgang gesellt sich Humor – die männliche Seite trägt eine Opa-Brille.

Andrea Pfrengle arbeitet am liebsten von Hand, mit Hammer und Meißel, Raspeln und Feilen. Sie braucht den direkten Kontakt zum Material und "erfühlt" gerne, was sie erschafft. Am meisten mag sie die Bruchsteine und natürlich geformte Steine. Sie benutzt diese Formen und lässt auch Teile ungeschliffen und unbearbeitet, so dass ihre Textur selbst zum Ausdruck eines Gedanken wird.

"Es ist, als ob diese Steine zu mir sprechen und mir sagen würden, was aus ihnen werden sollte. Wenn ich sie finde, weiß ich sofort, was ich zu tun habe", erzählt die Künstlerin. Zur Verstärkung des Ausdrucks ihrer Werke verwendet sie auch andere Materialien wie Holz, Metall und Gold. Talent ist wie Wasser, es findet immer seinen Weg. Wenn Lehrer oder Eltern mit unbedachten Worten und Entscheidungen ein künstlerisch talentiertes Kind von seiner Berufung abbringen, so kommt doch manchmal eine Inspiration oder ein fördernder Freund. Man trifft seinen Meister oder einen Mäzen. Die Schönwälderin Andrea Pfrengle kam auch auf Umwegen dazu, ihr Talent zu entdecken und zu entfalten.

Es war eine Freundin, selbst Bildhauerin, von der eine erste Einladung in die Werkstatt kam. Sie sagte zu Andrea Pfrengle, sie solle "es mal mit dem Stein da ausprobieren". Das geschah vor etwa fünf Jahren, seitdem ist Andrea Pfrengle nebenberuflich zu einer produktiven Bildhauerin geworden. Bei Studienaufenthalten im Ausland konnte sie ihre Technik verfeinern. Sie war im Tessin, in der Türkei und mehrmals in Carrara, dem "Mekka" der Bildhauer.

Mit Rührung spricht sie über ihren Vater, den vielseitigen Ewald Pfrengle, der sie immer unterstützt und ermutigt. Zu der Frage, wie man die Welt zu einem besseren Ort machen kann, antwortete die Künstlerin: "Indem wir etwas aus unseren Talenten machen. Jeder hat irgendein Talent und Talent verpflichtet, heißt es. Unsere Stärken zu stärken und etwas zu geben, worin wir gut sind, ist ein Geschenk an die Welt."

Unter dem Motto "Rahmenerzählungen" stellt Andrea Pfrengle von Freitag, 20. September, bis Freitag, 22. November, im Eschle in Schönwald aus. Die Vernissage ist am Freitag ab 19 Uhr. Besichtigungen sind zu den Öffnungszeiten donnerstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr möglich. Die Künstlerin zeigt Installationen aus Stein, Farbe, Metall und Stoff auf alten Holztüren und Rahmen, die aus den Ausstellungsräumen, dem über 200 Jahre alten Ladengeschäft, stammen.