Nikolaus König und Wolfgang Winterhalter präsentieren Ideen zum ländlichen Überleben

Von Hans-Jürgen Kommert Schönwald. "Bure zum Alange" hatte die Tourist-Information des Ferienlandes in die Uhrmacher-Ketterer-Halle geholt und damit den Nerv der Besucher getroffen. Neben vielen Landwirten aus dem gesamten Ferienland kamen auch viele Bürger, so dass mehr als 300 Besucher die Halle füllten.

Nikolaus König ist Landwirtschaftsmeister aus Breitnau, sein Kollege Wolfgang Winterhalter Land- und Forstwirt aus Rudenberg. Sie glänzten sowohl mit schauspielerischen als auch sprachlichen Leistungen. Die beiden Vollerwerbslandwirte boten ein thematisch aktuelles, interessantes und herzerfrischendes Programm voll hintergründigen Humors. Mit urkomischer "Bauern-Power" brachten zwei echte Schwarzwälder "Bure zum Alange" die Halle zum Beben. Statt mit Mistgabel und Dreschflegel waren sie mit bauernschlauem Wortwitz und Liedern klimaneutral-kabarettistisch unterwegs. Zu Gitarre und Akkordeon deckten sie Missstände ihrer Branche auf und brachten sonderbare Ideen zum ländlichen Überleben auf.

Vor bereits zwölf Jahren wandten sich die bäuerlichen Mundart-Komiker im Nebenerwerb dem neuen Genre zu. Nikolaus König vom Bartleshof in Breitnau kennt sich aus mit Milchwirtschaft, Sägewerk und Gästen. Wolfgang Winterhalder, Dialektgenie vom Kirnerhof in Titisee-Neustadt, widmet sich der Pferdehaltung und Ziegenmilchproduktion, mimt jedoch als "Herr Schwartelappe" genauso überzeugend den nervigen Touristen aus dem Rheinland oder den holländischen EU-Bauern-Motivationstrainer Jan van de Beulen. Doch befürchtet König, dass es bald "Artenschutz für Bure" geben muss, weil sonst wegen "Bildung statt Bauern" der letzte vom Wolf gefressen wird, weil den einen ausgesetzten Luchs ja versehentlich ein Jäger abgeschossen habe. In diese depressive Stimmung platzt der Brüsseler EU-Motivationstrainer van de Beulen, der das Bauernsterben beklagt und die Umstellung auf Wellness-Bauernhof proklamiert.

Ihm ist die "Kontrollgruppe" im Keller überraschend weggestorben. In der ausgedienten Knechte-Kammer überm Stall hat Schwartelappe ein günstiges Zimmer gefunden mit Tierbeobachtung durch Dielenritzen und Spezial-Aroma-Therapie. Dennoch kommen Bauer und Dauer-Gast "hinterenand", weil ihn der Gast wegen einer Lebensmittelvergiftung anzeigen will. Diese komme von des Bauern Milch, die er jedoch nie erworben hat, weil sie ihm zu teuer war. Am "Katzetregle" habe er sich bedient. Nach und nach kamen dann kleine Attacken gegen den Gast zu Tage, der zwei Tage lang den Eckpfosten des Weidezauns geben musste. Sein "Wellness-Angebot" gipfelt für den Gast in Sixpack durch Traktorreifen und Akupunktur per Gabel ins Fiedle oder einer "Kuhzungen-Massage".

Man erfährt, was Bauer König unter einem "Familienausflug zu einem hydraulischen Event mit Catering" versteht, nämlich eine Holzspalter-Vorführung, bei der es Würstchen und Getränke umsonst gab. Beim Loben tut er sich auch recht schwer, da gehört "do hedsch de jetz au bleeder aschdelle kenne" schon zu den Sonderloben. Doch das Lied "Du bisch für mich die Beschde" versöhnte vielleicht die eine oder andere Frau. Ein Schmankerl holten sie auch noch auf die Bühne: Ralph Gassmann, der bei den Fallers den Tierarzt Andreas Grub spielt, war im Saal.