Übergriffe auf Einsatzkräfte nehmen immer mehr zu. (Symbolfoto) Foto: DABLJU-stock.adobe.com

Angriffe auf Einsatzkräfte häufen sich zunehmend. Vor dem Balinger Amtsgericht hat sich ein junger Mann aus Schömberg verantworten müssen, weil er Rettungssanitäter angegriffen hatte und sich auch gegen hinzugezogene Polizisten zur Wehr setzte.

Balingen - Es war der "Schmotzige" im Jahr 2019, als bei der Integrierten Leitstelle die Nachricht einging, dass am Balinger Hauptbahnhof eine bewusstlose Person auf dem Bahnsteig liegen würde. Ein Rettungswagen mit zwei Mann Besatzung machte sich umgehend auf den Weg und fand eine junge Frau vor, die offensichtlich schwer betrunken war. Um sie herum standen ihre Begleiter.

Als die Sanitäter das Mädchen behandeln wollten, sprang die junge Frau plötzlich auf und lief in Richtung Gleise. Einer der Rot-Kreuzler nahm die Verfolgung auf, damit die Frau nicht von einem Zug erfasst werde. Als er sie schließlich eingeholt hatte, wurde ihm von einem damals 20-Jährigen aus der Gruppe mit der Faust gegen die Schulter geschlagen.

Beide Männer waren betrunken

Was folgte, war ein Wortgefecht, das mit einer Rangelei mit dem zweiten Rettungssanitäter endete. Dabei zog der 20-Jährige dem DRK-ler die Jacke über den Kopf und brachte ihn zu Boden, wobei dessen Brille zerbrach. Am Boden gelang es dem Ersthelfer, die Oberhand zu gewinnen, woraufhin ihm der junge Mann so sehr den Finger verdrehte, dass später im Krankenhaus eine Kapselsprengung diagnostiziert wurde. Außerdem wurde er von dem Aggressor in den Finger gebissen.

Die mittlerweile alarmierte Polizei hatte alle Mühe, den wildgewordenen jungen Mann zu bändigen, musste schließlich Pfefferspray einsetzen und ihm Handschellen anlegen. Dabei schlug und trat der 20-Jährige um sich und beleidigte die Polizisten, die in der Zwischenzeit mit mehreren Streifen vor Ort waren, heftig. Eine andere Gruppe Männer kam hinzu, von denen ein 34-jähriger Balinger versuchte, einen Polizisten wegzuschieben, damit der dem 20-Jährigen keine Handschellen anlegen konnte.

Am Mittwoch mussten sich nun die damals 20 und 34 Jahre alten Männer vor Gericht für ihr Verhalten verantworten. Beide räumten ein, am Tatabend betrunken gewesen zu sein – Alkoholtests ergaben bei beiden Werte knapp unter zwei Promille. Der heute 22-Jährige räumte die Vorwürfe gegen ihn rundheraus ein, wenngleich er Erinnerungslücken aufwies. Seine damalige Partnerin habe ihrer Freundin zu Hilfe eilen wollen und sei daraufhin von dem Sanitäter weggeschubst worden. Daraufhin sei er ausgerastet, erklärte der Angeklagte. "Ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe", sagte er reumütig.

Der 37-Jährige räumte ein, die Situation falsch interpretiert zu haben. Er habe den Eindruck gehabt, dass der 22-Jährige – die beiden Männer hatten sich übrigens zuvor nicht gekannt – dem Mädchen aufhelfen wollte und die Polizei ihn fälschlicher zu Boden gebracht habe. "Der hat doch gar nix gemacht", habe er immer wieder gerufen. Das Verfahren gegen ihn wurde gegen eine Geldstrafe von 300 Euro eingestellt.

Brief an den Geschädigten

Der Hauptangeklagte wurde zu einer Geldstrafe von 600 Euro zu Gunsten der Gerichts- und Bewährungshilfe Hechingen verurteilt. Er hatte bereits im Vorfeld der Verhandlung Schmerzensgeld an den Sanitäter bezahlt und sich in einem Brief bei ihm entschuldigt. Auch in der Verhandlung entschuldigte er sich bei den beiden als Zeugen geladenen Ersthelfern sowie bei den Polizisten, die er beleidigt hatte.

Dies hielt ihm das Gericht zu Gute. Nicht jedoch, dass er bereits in der Vergangenheit wegen Drogenbesitzes und Diebstahls mit dem Gesetz in Konflikt gekommen war. "Finger weg von Drogen und Alkohol", gab ihm der Richter mit auf den Weg und sagte nach dem Urteilsspruch: "Ich hoffe, dass Ihre Karriere vor Gericht heute endet."