In Schörzingen gibt es viele Obstbäume mit einem jahrzehntelangen Pflegerückstand. Für die Baumfachwarte ist es fraglich, ob die Pächter der Bäume auf öffentlichen Flächen deren Pflege leisten können.Foto: Visel Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Baumfachwarte für Erhalt der Streuobstwiesen / Pächter mit richtigem Schnitt oft überfordert

Im Schörzinger Ortschaftsrat ist jüngst über die Verpachtung von mehr als 300 Obstbäumen auf städtischen Flächen diskutiert worden. Ortsvorsteher Tommy Geiger hatte dabei die Pflege der Bäume durch die Pächter angemahnt. Ob die Pächter diese aber fachgerecht leisten können, stellen Baumfachwarte in Frage.

Schömberg-Schörzingen. Die Flächen unterhalb des Oberhohenbergs stellen eine prägende Kulturlandschaft dar und sind eine Besonderheit auf der Schwäbischen Alb. "Die Pachtung der Obstbäume ist gefragt, denn der gekelterte Apfelmost und Apfelsaft erfreuen sich in den vergangenen Jahren einer steigenden Beliebtheit und haben sich zu einem begehrten schwäbischen Streuobstprodukt entwickelt", heißt es seitens der Fachwarte. Zudem, so Gerd Koch vom Schömberger Edeka-Markt, würden sich auch wieder mehr jüngere Menschen auf regionale Produkte besinnen.

So gesehen beschreite der Schörzinger Ortschaftsrat mit der Weiterverpachtung der Bäume einen richtigen Weg. Doch die Verpflichtung der Pächter zur Baumpflege sei nicht der richtige Weg, heißt es bei den Baumfachwarten. Nach dem Pflanzschnitt könne man sich natürlich unter fachmännischer Anleitung für die weiteren Jahre den Erziehungsschnitt aneignen. Doch auf den Schörzinger Streuobstwiesen wie im Gewann Eschelbach, am Weg zum Oberhohenberg, Auf Erlen sowie am Erlenbuckel unterhalb des Oberhohenbergs befänden sich zahlreiche knorrige Birn- und Apfelbäume mit Jahrzehnte langem Pflegerückstand.

Bei einem Großteil der Bäume bestehe zwar noch durch einen Renaturierungsschnitt die Möglichkeit, einen Neuaustrieb zu erzielen, viele andere Bäume würden sich aber im "Abgangsstadium" befindet: "Da ist es kurz vor Zwölf."

Ökologisch gesehen seien diese Bäume sehr wertvoll, doch zum Keltern und Saften benötige man qualitativ gutes Obst, das vergreiste Bäume nicht mehr liefern könnten. Ein Laie könne bei solchen "Vergreisungen" nicht mehr viel ausrichten. Dabei sei Fachpersonal aus den Reihen der Baumfachwartevereinigung Zollernalb gefordert, das mit Hochentastern zu Werke gehen müsse.

Positiv erwähnt wird, dass die Neupflanzungen zwischen dem Altbestand auf dem Weg zum Oberhohenberg über das Ökokonto erfolgten und von Schörzingens Obstbaumfachwart Fritz Koch gepflegt werden. Auch kümmere sich unter seiner Obhut der Obst- und Gartenbauverein vorbildlich um den Jungbestand. Es müsse allerdings überlegt werden, wie die weitere Pflege des Altbestands erreicht werden und erfolgen soll.

Landratsämter, Kommunen und private Eigentümer freuten sich hingegen darüber, dass das Förderprogramm des Landes zum Schnitt von Streuobstbäumen für weitere fünf Jahre weitergeführt wird. Ziel der Landesregierung sei es, die Streuobstbestände im Land zu erhalten und deren Pflege durch einen fachgerechten Schnitt zu unterstützen: "Ein solcher ist notwendig, weil die Bäume sonst früh vergreisen."

Baumfachwarte und Naturliebhaber sind sich auch einig darüber, dass sie mit der Pflege der Bäume das Bemühen ihrer Vorfahren, die Streuobstwiesen zu erhalten, fortsetzen. Und weiter: "Wer Obstbäume pflanzt und pflegt, tut auch etwas für die Zukunft." Denn an Streuobstwiesen würden sich auch die Kinder, Enkel und Urenkel erfreuen.