Tourismus: Bürgermeister Leyn macht sich dafür stark, Schömberg nicht immer nur schlecht zu reden
Schömberg. Es ist wohl eine Sache der Perspektive: Ist der Tourismus in Schömberg tot – wie es der Vorsitzende des Vereins Tourismus, Handel und Gewerbe (THG) Schömberg, Christoph Eck, in seinem Rechenschaftsbericht formulierte. Oder ist die Situation viel besser als sie scheint?
Auf der Jahreshauptversammlung des THG im Schwarzwald Sonnenhof jedenfalls ging es – in trotzdem sehr freundlicher Atmosphäre – bei diesem Thema vergleichsweise kontrovers zu. Einerseits zeichnete Vorsitzender Eck ein recht düsteres Bild der aktuellen Situation in der Glücksgemeinde: einem leichten Rückgang bei den Übernachtungszahlen auf einen Wert von knapp mehr als 200 000 stünden zum Teil "vernichtende Kritiken" von Schömberg-Gästen im Internet gegenüber. Vor allem fehlende Gastronomie werde bemängelt, aber auch das nicht Vorhandensein von Freizeitangeboten.
Betriebszahl stark geschrumpft
Regelrecht geschockt zeigten sich die knapp drei Dutzend Anwesenden der THG-Versammlung von der Entwicklung der Übernachtungsangebote (ohne Kliniken) in den vergangenen Jahren in Schömberg: Von 57 Betrieben noch im Jahr 2004 schrumpfte der Bestand auf aktuell nur noch 18 Betriebe, was einer Reduzierung der Bettenzahl von 837 auf jetzt 413 entspricht. Allerdings: Trotz dieses dramatischen Rückgangs bei den freien Übernachtungsbetrieben (Hotels, Gasthöfe und Pensionen), konnten die verbliebenen Betriebe im Ort im vergangenem Jahr die Übernachtungszahlen um 2,2 Prozent steigern – während das Minus insgesamt bei den Übernachtungszahlen allein von den Kliniken (-5,5 Prozent) kam.
Und auch eine ganz andere Zahl, die Eck selbst in seinem Bericht nannte, zeigte, dass Schömberg trotz aller Probleme eigentlich wenig Grund zum Jammern hat: der Wert der sogenannten "Tourismusintensität", mit dem die Zahl der Übernachtungen pro 1000 Einwohner eines Ortes gerechnet wird. Dieser Wert liegt für Schömberg bei außergewöhnlichen 24 010 Übernachtungen pro 1000 Einwohner. Zum Vergleich: landesweit in Baden-Württemberg sind es 4784 Übernachtungen pro 1000 Einwohner, für den gesamten Schwarzwald 7191. "Mit diesem Wert stehen wir auf einer Stufe zum Beispiel mit Baden-Baden", unterstrich Bürgermeister Matthias Leyn in einer spontanen Rede an die Versammlung; eigentlich wollte er in der Sitzung nur für die notwendige Entlastung des Vorstandes vor den anstehenden Neuwahlen sorgen.
Aber die Rechenschaftsberichte an diesem Abend – nicht nur vom THG-Vorsitzenden Eck, sondern auch vom zweiten Vorsitzenden (für den Handel) Udo Bertsch, der bei den Mitgliedern für den Mut zu Investitionen in den Ort geworben hatte, und Michael Wernecke (für das Gewerbe) – blieben nicht ohne Spuren beim Schultes. Und rissen ihn quasi zu einem spontanen, leidenschaftlichen Plädoyer hin, den Ort Schömberg nicht immer nur schlecht zu reden. "Andere Kommunen beneiden uns – um unsere nach wie vor funktionierende Innenstadt, unsere Einzelhandelsstruktur." Auch um den mittlerweile mehr als 50 Jahre alten THG selbst, der den Ort immer mit neuen Impulsen durch schwierige Phasen der Ortsgeschichte geführt habe. Und ja auch mit seinen vielfältigen, publikumswirksamen Festen und Aktionen die Gemeinde regelmäßig belebe.
Leyn wies auch auf die gute Zusammenarbeit zwischen Gemeinderat, Verwaltung und THG im Arbeitskreis Touristik hin, auf die ersten Projekte, die hier etwa mit dem geplanten Aussichtsturm in Oberlengenhardt auf den Weg gebracht wurden. Und die mittlerweile exzellente Zusammenarbeit mit den Kliniken, aus der ebenfalls gute Impulse und Ideen für die Entwicklung Schömbergs resultierten. "Hören wir auf, Schömberg immer schlechter zu reden, als es wirklich ist", warb Leyn um mehr Zustimmung und Vertrauen für die Arbeit der verschiedenen Gremien. Die Probleme seien erkannt, an Lösungen werde aktiv gearbeitet. "Es wird etwas passieren", und in wenigen Jahren werde man sich freuen, welche Entwicklung der Ort genommen habe.
Dazu passte dann, dass der THG noch in der Sitzung die an verschiedenen Stellen in Schömberg platzierten "Himmelsliegen" als sehr gelungene Aktion für den Ort lobte – und mit Blick auf die exzellente Kassenlage des Vereins fünf weitere solcher "Himmelsliegen" der Kommune, vertreten eben durch Bürgermeister Leyn und Tourismus-Chefin Stefanie Dickgiesser, zum Geschenk machte – für jeden der Schömberger Ortsteile einen. Damit dieses gelungene Angebot weiter ausgebaut und publik gemacht werden könne.
(ahk). Bei den Vorstandswahlen des Vereins Tourismus, Handel und Gewerbe wurden Christoph Eck als Vorsitzender und Udo Bertsch als zweiter Vorsitzender (Handel) einstimmig wiedergewählt. Ebenfalls bestätigt wurden in Abwesenheit: Ulrike Mayrhofer (Schriftführerin), Frank Bub (Marketingbeauftragter Tourismus), Manfred Meiler (Marketingbeauftragter Handel), Rainer Zillinger (Marketingbeauftragter Gewerbe), Karl-Heinz Bertsch (Beirat für Schömberg), Susanne Mönch (Beirätin für Bieselsberg), Claudia Krumbacher (Beirätin für Langenbrand), Angela Stürner (Beirätin für Schwarzenberg) sowie Martin Rahn und Siegfried Kraft (Beiräte Banken).