Sehr jungenhaft wirkt Heinrich del Core bei seinem Auftritt im Schömberger Kursaal. Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Heinrich Del Core sorgt für Lachmuskel-Training

Schömberg. Kuriositäten des Alltags, alle selbst erlebt und für das Publikum ein Déjà vu nach dem anderen – Heinrich Del Core sorgt im lange ausverkauften Kursaal in Schömberg mit seinem Programm "Ganz arg wichtig" für ordentlich Lachmuskel-Training in den voll besetzten Reihen und wundert sich dann, wenn sich die Leute ausschütten vor Lachen "Warum hauet Sie ihm jetzt auf‘d Schenkel?" Als der Altersdurchschnitt abgefragt und geklärt ist, wer freiwillig oder mit Karte "zu Weihnachten geschenkt" hier ist, betont der in Rottweil geborene echte Halb-Italiener, dass er kein politisches Kabarett macht. Um gleich darauf sich "Maaß"-los aufzuregen.

"Mein Vater ist Italiener, meine Mutter ein Rottweiler." Del Core spielt im schwäbischen Dialekt mit Sprache, setzt Pointe um Pointe und testet deren Wirkung: "Die Pointe ist wie Abführmittel, beim einen zündet’s gleich…. beim anderen dauert’s." Er erzählt von seiner Heimatstadt und der neuen Attraktion Testturm. Thyssen-Krupp testet dort Hochgeschwindigkeitsaufzüge, wo "du net Passagier, sondern Projektil bisch." Die Stadt wirbt mit der deutschlandweit höchsten Besucherplattform, von der man bis in die Schweiz gucken kann. "Wer will des? Nach ner Woch kriagsch an Strafzettel, weil du z‘schnell guckt hosch."

Geschichten aus dem Leben

Geschichten aus dem Leben voller Situationskomik reiht der Kabarettist wie auf einer Perlenschnur aneinander. "Den se morgens scho kuschla, no könnet se abends essa was se wellet", ist seine Erkenntnis aus der missglückten Menüwahl beim geplanten romantischen Abend mit der Ehefrau im Urlaub. Ein wegen großen Besucherandrangs vom Gemeindehaus in die Kirche verlegter Auftritt führte den streng katholisch erzogenen ehemaligen Ministranten Heinrich, dessen Oma beim Abendmahl gekellnert, äh gebechert hat, in Gewissensnöte, weil Kirche was Ernstes ist, "wo mr net lacha darf".

Auch im Hause Del Core wird der Dreikampf "Ironwoman" durchgeführt. Nach Tupper- und Dessous-Party will die Ehefrau eine Thermomix-Party veranstalten. Weil das Teil neben rühren, kneten und hacken auch pulverisieren kann, "hab i den Verdacht, dass bei Witwen, wo die Männer spurlos verschwonda send…." Papa Del Core fürchtet statt Brennnesseln "die Gras mit die Strom" und isst gerne "die Pfirsich ohne Fell", die Nektarine – auch noch nach 50 Jahren in Deutschland.

Die häusliche Klimakatastrophe bricht aus, wenn "mei Frau zum Radiator wird" mit Hitzewallungsexplosionen wie auf Island die Geysire und Bettwäschewechsel morgens um vier. Sogar "mei Frühstücksei wird hart, wenn sie mir gegenübersitzt".

Menopause bei Frauen heißt Mountainbike bei Männern, und Radfahren und Sex haben auch was gemeinsam: "Wenn mr’s a weile nemme gmacht hat, tut mr sich scho a bissle schwer." Zur Hochform läuft der jungenhafte, in Blumenshirt, Jeans und schicke rote Lackschuhe gewandete Komödiant auf, wenn er sich setzt, nämlich auf das Hightech-Dusch-WC mit Fernbedienung bei Freunden, das den Nutzer begrüßt und bei Männern für eine Schockstarre sorgt, wenn nach dem Drücken der Frauentaste ein Greifarm nach einem Bändel sucht.

Del Core spielt nicht nur ebenso charmant und augenzwinkernd wie gekonnt auf der Sprachwitz-Klaviatur, sondern genauso genüsslich mit der Fantasie seines Publikums, das wahrscheinlich oft selbst nicht weiß: sind es seine Worte oder die eigenen Bilder im Kopf, die die Lachsalven auslösen.

Jedenfalls kennt die Begeisterung im Schömberger Kursaal keine Grenzen und er darf noch nicht von der Bühne. "Wenn du einen Zahnersatz aus China hasch, lauft dir s‘Wasser im Mund z’samma, wenn du an Hund streichelsch", klärt der ehemalige Zahntechniker auf und weiß, wie mit der Vollgebisszange als Vorlagebesteck auf der Wurstplatte ungebetene Gäste zu vertreiben sind.