In Schömberg suchen die Eltern sowie die Gemeinde nach einer Lösung in der Frage der strittigen Kernzeitbetreuung. Foto: Monkey Business – stock.adobe.com

Erboste Eltern kritisieren Einschränkungen durch Gemeinde. Leyn um Lösung bemüht.

Schömberg - Die Einschränkung der Kernzeitbetreuung an der Ludwig-Uhland-Schule hat in Schömberg weiter hohe Wellen geschlagen. In der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend haben einige Eltern ihrem Unmut Luft gemacht.

Unter dem Tagesordnungspunkt "Bürger fragen" beklagte sich Sandra Humboldt, Elternvertreterin einer Klasse an der Ludwig-Uhland-Schule in Schömberg, über die Einschränkung der Kernzeitbetreuung durch den Gemeinderat. Das Gremium will damit die Betreuerinnen entlasten. Der Rat hatte unter anderem beschlossen, die Kernzeitbetreuung morgens zwischen 7 und 8.15 Uhr auf 25 Kinder zu beschränken und vorrangig Erst- und Zweitklässler zu berücksichtigen. Gerade junge Familien würden dadurch abgeschreckt nach Schömberg zu ziehen, so Humboldt. Frauen wollten heutzutage gerne arbeiten aber auch das Familienleben gestalten. Dies sei durch den Gemeinderatsbeschluss nicht mehr möglich. Es gebe Eltern, die keine Großmutter im Ort hätten. Sie forderte einen runden Tisch.

Enge im Bus beklagt

Humboldt sprach auch den geplanten Aussichtsturm in Oberlengenhardt mit Kosten in Höhe von rund drei Millionen Euro an. Dieser habe für Familien keinen Nutzen. Sie frage sich, weshalb dagegen für die Schule so wenig getan werde. Dort solle es erst 2020 Baumaßnahmen geben. Sie frage sich, weshalb nicht sofort etwas gemacht werde. Darüber hinaus beklagte sie sich, dass die Kinder im Schulbus so wenig Platz hätten und wie "Ölsardinen" eingepfercht seien.

In der Ratssitzung meldeten sich auch andere Mütter und Väter zu Wort. Sie wollten Planungssicherheit. SPD-Fraktionschefin Susanne Ring versicherte, dass sie die Sorgen der berufstätigen Eltern verstehen könne.

Darauf antwortete Bürgermeister Matthias Leyn, dass die Gemeinde bei der Busgeschichte dran sei, mit den betreffenden Unternehmen zu sprechen. Das Ganze sei aber nicht so einfach. Hinsichtlich der Ludwig-Uhland-Schule verfolge die Gemeinde ein ganzheitliches Konzept. Es werde in zwei Monaten im Gemeinderat vorgetragen. Dann soll ein Zuschussantrag gestellt werden. Deshalb könne die Gemeinde nicht einfach sagen, dass sie jetzt anfangen wolle.

Duales System

In Sachen Kernzeitbetreuung erinnerte Leyn daran, dass sich Schömberg mit der Ganztagesschule sowie der Kernzeitbetreuung ein duales System leiste. Er erinnerte daran, dass die frühere Rektorin den Unterrichtsbeginn nach hinten verlegt habe. Dem Gemeinderat gehe es aber darum, die Ganztagesschule zu stärken. Sobald der neue Schulleiter feststehe, werde die Kommune das Gespräch mit ihm suchen. Auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten teilte der Bürgermeister am Mittwoch mit, dass er der Elternbeiratsvorsitzenden der Ludwig-Uhland-Schule, Nadja Renk, mitgeteilt habe, dass sich die Gemeinde mit den beiden leitenden Betreuerinnen der Ganztagesschule und der Kernzeitbetreuung, dem Elternbeirat und der neuen Schulleitung zusammensetzen werde. Renk bestätigte dies auf Nachfrage.

In der Gemeinderatssitzung zeigte sich Leyn traurig darüber, welche Stimmung gegen die Betreuerinnen in der Kernzeitbetreuung gemacht werde. Die Gemeinde habe zwei Mal inseriert, um neue Kräfte für die Zeit am Morgen zu finden. Renk teilte am Mittwoch auf Nachfrage mit, dass ihr nichts bekannt sei, dass Eltern Stimmung gegen die Betreuerinnen machen würden.

Letztendlich sind aber alle Seiten um Entspannung bemüht. "Wir wollen eine Lösung", versicherte Renk in der Gemeinderatssitzung. "Wir sind gerne hier", sagte sie im Namen der Eltern. Sie teilte aber auch mit, dass ihr Eltern gesagt hätten, ihre Kinder in eine andere Schule schicken zu wollen, sollte die Kernzeitbetreuung eingeschränkt bleiben. Sie wollten auch Drittklässler betreut sehen. Das bestätigte eine weitere Elternvertreterin aus einem Kindergarten. Sie beklagte ein Ungleichgewicht zwischen Tourismus und Kinderbetreuung. Viele Eltern fühlten sich allein gelassen.

Ein Vater klagte in der Ratssitzung zudem darüber, dass die Betroffenen schlecht informiert worden seien. Er sah die Eltern vor vollendete Tatsachen gestellt. Ein Großteil der Gemeinderäte sei zudem von der Problematik nicht betroffen, stellte er fest.

Keine Klientelpolitik

Das wollte CDU-Fraktionschef Joachim Zillinger so nicht stehen lassen. Es werde keine Klientelpolitik betrieben. Die Gemeinderäte handelten nach bestem Wissen und Gewissen. Er zeigte sich zuversichtlich, dass eine Lösung möglich sei, wenn alle Beteiligten es wollten. Er brachte Tagesmütter, ehrenamtliches Engagement und Nachbarschaftshilfe ins Spiel.

Abschließend forderte Leyn die Eltern auf, ihre Kinder zur Kernzeitbetreuung anzumelden, wenn der Bedarf vorhanden sei. Ausdrücklich nannte er auch die Dritt- und Viertklässler. Wenn es dann am Morgen mehr als 25 Kinder seien, werde man nach einer Lösung suchen. "Über diese Aussage habe ich mich sehr gefreut", sagte Renk am Mittwoch gegenüber dem Schwarzwälder Boten. Sie hofft, dass der Gemeinderat seinen Beschluss doch noch ändert.

Auf Nachfrage teilte der Bürgermeister am Mittwoch mit, dass die Eltern ihre Kinder sowohl in der Schule als auch bei der Gemeinde anmelden könnten.