Interview: Geführte Wanderungen wieder erlaubt: Roswitha Hild erklärt, was es zu beachten gilt und wie gesund Naturgenuss ist

Schömberg. Seit Monaten konnte Schwarzwald-Guide Roswitha Hild wegen der Corona-Pandemie keine Touren mehr anbieten. Dabei sehnen sich die Menschen gerade jetzt nach ruhigen Momenten in der Natur und frischer Waldluft. Unter Einhaltung bestimmter Regeln sind die geführten Wanderungen nun wieder erlaubt. Was dabei zu beachten ist und was es mit Nadelbäumen wie Tannen und ihrer wohltuenden Wirkung auf den Menschen auf sich hat, erläutert die Naturpädagogin im Interview.

Sie machen die Teilnehmer Ihrer Touren mit Nadelbäumen bekannt. Wie kann man Tanne, Fichten und Lärchen auseinanderhalten?

Wir vergleichen das Aussehen der Nadeln, der Zweige, der Zapfen und die Statur der Bäume und ganz wichtig: Wir kosten die Nadeln.

Woher stammt der Begriff Tanne eigentlich?

Es gibt das mittelhochdeutsche Wort "tan", das ganz allgemein Wald oder Forst bedeutet. Fichte und Tanne wurden schon damals in einen Topf geworfen. Wenn von einem Tannenbaum die Rede ist, kann eine Tanne, eine Fichte oder eine Kiefer gemeint sein. Und wer einen Tannenzapfen sammelt, hat meist einen Fichtenzapfen mitgenommen.

Welchen Nutzen hat der Mensch von den Nadelbäumen, außer dem Beitrag der Gewächse zu gesunder Waldluft?

Nadelbäume sind auch kulinarisch ganz interessant. Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie die Teilnehmer den Geschmack der Nadelbäume beurteilen. Meist sind sie erst einmal verblüfft über den Geschmack und dass man sie überhaupt in den Mund nehmen kann. Ich bringe bei meinen Führungen gerne Kostproben mit wie selbst hergestellte Würzsalze, kleine Gebäckstücke mit einer Tannen- oder Fichtentapinade, eine Nadellimonade oder einen Tannenlikör, um nur einige Beispiele zu nennen. Eine Teilnehmerin der letzten Führung war ganz glücklich zu erfahren, dass man ein Badesalz mit frischen Nadeln herstellen kann. Aus den Harzen der Nadelbäume kann man eine Salbe herstellen oder man kann sie verräuchern. Natürlich darf man nicht einfach die Nadelbäume abernten. Ich stoße immer wieder beim Spaziergang auf gefällte oder umgestürzte Bäume und von denen sammle ich. Die frischen Spitzen schneide ich ganz fein und gefriere sie auch ein. Wer Nadeln sammelt, sollte unbedingt auch die giftige Eibe kennen.

Warum haben Waldspaziergänge eine so wohltuende Wirkung?

Der Wald ist gerade in aller Munde. Es werden Führungen zum "Waldbaden" oder "Waldatmen" angeboten. Wissenschaftliche Untersuchungen aus mehreren Ländern bestätigen positive Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit. Bei einem mehrstündigen Aufenthalt im Wald nimmt die Haut über die Atmung ätherische Öle und Terpene auf und speichert sie im Körper. Das führt zu Stressabbau, der Blutdruck wird gesenkt, Atemprobleme werden gelindert und Schlafstörungen verringert. Die frische Waldluft tut gut, sie ist so staubarm wie sonst nur im Gebirge oder am Meer.

Was wünschen Sie sich als Schwarzwald-Guide von den Menschen im Umgang mit der Natur?

Menschen, die sich interessieren, gehen auch achtsam mit ihr um. Sie respektieren die Verhaltensregeln in den geschützten Bereichen. Sie verzichten zwischen März und Oktober aufs Rauchen im Wald und grillen nur an erlaubten Plätzen. Sie hinterlassen keine Abfälle, nicht einmal Papiertaschentücher. Seit wieder so viel gewandert wird, nehmen die überhand. Leider sehen viele andere Wald und Wiesen nur als eine Art Natur-Service-Bereich. Sie genehmigen sich den kostenlosen Naturgenuss, ohne die Regeln einzuhalten.

Seit Monaten konnten Sie wegen der Corona-Pandemie keine Touren mehr anbieten. Wie sieht das Schutz- und Hygienekonzept für die wieder begonnenen Führungen aus?

Inzwischen hat sich ein ganzer Stapel an Unterlagen angesammelt. Da gibt es die Empfehlungen des Naturparks, die des Bundesverbands der Gästeführer und die der verschiedenen Gemeinden. Einige Anforderungen beziehungsweise Regeln sind generell enthalten. Die Teilnehmer müssen bestätigen, dass sie keine Symptome aufweisen oder Kontakt mit infizierten Personen hatten. Betont werden die allgemeinen Hygiene- und Abstandsregelungen (1,5 Meter) zwischen den Teilnehmern beziehungsweise den Kleingruppen. Wenn das nicht möglich ist, müssen Masken getragen werden. Die Teilnehmer müssen ihre Kontaktdaten hinterlassen, die vom Guide oder dem Veranstalter nach vier Wochen sicherer Aufbewahrung vernichtet werden. Die Teilnahmegebühr, sofern nicht online bezahlt werden kann, soll möglichst passend mitgebracht werden. Dafür steht ein Kassengefäß zur Verfügung. Die Teilnehmer müssen sich anmelden, damit gewährleistet ist, dass die festgelegte Höchstteilnehmerzahl nicht überschritten wird. Verköstigungen (Brunch, Buffett) sind derzeit nicht möglich. Die Ausgabe von Kostproben, sogenannte Versucherle, müssen mit dem zuständigen Ordnungsamt abgeklärt werden.

Wann finden weitere Führungen statt?

Naturführungen der Schwarzwald-Guides werden vom Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord unter https://naturparkschwarzwald.de/aktiv_unterwegs/schwarzwald-guides/ angekündigt. Die Gemeinden veröffentlichen sie auch auf ihrer Homepage. Meine nächsten Führungen handeln von "Allerlei Hexereien und Kräuterzauber" (26. Juli) und von "Baumgesichtern" (7. August). Weitere Infos dazu und zu vielen weiteren Führungen gibt es unter https://www.schoemberg.de/de/Glueck/Glueck-erleben/Veranstaltungen.

  Die Fragen stellte Marion Selent-Witowski.